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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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Harald nur darum gegangen war, zu sehen, wie die Suche durch das Archiv funktionierte, damit er allein damit arbeiten konnte, und dass er dankbar für die Feindseligkeit war, denn dann konnte er sich ebenso krätzig zeigen. Folgerichtig hatte Harald mit ein paar beleidigenden Bemerkungen dafür gesorgt, dass die Sachbearbeiterin auf einmal aufgestanden war und Harald die Tastatur des Archivcomputers mit einem zornigen Ruck hingeschoben hatte.
    »Rufen Sie mich wieder, wenn Sie was brauchen«, hatte sie gesagt. »Darf ruhig erst in zehn Jahren sein.«
    Harald hatte sie mit einem spöttischen Grinsen verabschiedet und dann die Suchkriterien angepasst, damit sie die Aspekte des Falls berücksichtigten, die er den Landshutern verschwiegen hatte – Stichwörter wie Ausstellung, Herzogin, Hedwig und natürlich Hochzeitsschmuck . Die Software hatte alle polizeilich registrierten oder überwachten Personen ausgeworfen, die in den letzten sechs Monaten mit einem dieser Stichwörter in Internetforen, in E-Mails, in abgehörten Telefonaten oder Gesprächen mit Informanten aufgefallen waren.
    Eine ähnliche Suche hatte die SOKO »Wettin« bereits mehrfach angestellt, aber die mangelhafte Vernetzung der Polizeibezirke untereinander und die veraltete Soft- und Hardware sorgten dafür, dass immer wieder neue Personen von den lokalen Suchmaschinen gefunden wurden. Und wenn auch einzelne Beamte der SOKO immer wieder versucht hatten, mit Suchwörtern wie historischer Schmuck und Wittenberg die Trefferzahl in eine neue Richtung zu lenken, war doch keiner von ihnen auf die Verbindung zum Schmuck der Landshuter Herzogin gekommen.
    Robert und Harald hatten in bewährter Weise zusammengearbeitet. Sie hatten jeder eine Anzahl Suchergebnisse durchgesehen und Gesprächsprotokolle und gespeicherte Interneteinträge gelesen, sich Notizen gemacht und dann die Suchergebnisse und Notizen miteinander ausgetauscht, um eine zweite Prüfung vorzunehmen. Es war eine zeitraubende Prozedur, und Robert hatte schon vor dem Anruf auf seinem Handy erkannt, wie die Ungeduld von Harald Sander Besitz ergriffen hatte. Als sich der diensthabende Münchner Forensiker, Doktor Braun, gemeldet hatte, war Robert klargeworden, dass Harald die Sachbearbeiterin auch deswegen aus dem Raum geekelt hatte, damit sie beide hier ungestört sprechen konnten.
    »Braun meint, das mit dem Kaliber sei auch nur deswegen klar, weil es sich den Wunden nach zu schließen um ein mittleres Maß handelt, das bei der Mehrzahl aller Handfeuerwaffen verwendet wird«, fuhr Robert fort. »Was natürlich im Grunde bedeutet, dass die Obduktion gar nichts weiß.«
    »Aber das ändert sich, wenn sie die Kugeln finden«, sagte Harald.
    »Genau«, erwiderte Robert und zögerte, dann stieß er hervor: »Doch sie suchen in der falschen Richtung. Weil sie von einer Schussrichtung aus dem Haus ausgehen und nicht von der Stelle, von der tatsächlich gefeuert wurde.«
    Harald wandte sich vom Bildschirm ab. »Du hörst dich an, als würde dir das leidtun!«
    Robert, dessen Frustration in der Tat damit zu tun hatte, dass sie als Polizisten der Polizei die Ermittlungen erschwerten, sagte leise: »Wir führen die Kollegen bewusst in die Irre.«
    »Geht halt nicht anders.« Harald zuckte die Achseln.
    »Florian, Rolf und Monika haben um Versetzung aus der SOKO gebeten.«
    Harald hielt inne. Dann schob er den Schreibtischstuhl zurück. Soweit Robert es beurteilen konnte, war sein Chef ehrlich betroffen.
    »Weshalb?«, fragte Harald.
    »Was glaubst du denn? Der Alleingang gestern und der Umstand, dass wir ebenfalls ohne das Team hierhergefahren sind …«
    »Woher weißt du das? Hast du mit Rolf telefoniert?«
    »Doktor Braun hat es mir erzählt.«
    »Wenn sich das schon bis in den Kühlkeller zu dem Doktor und den Steifen rumgesprochen hat …«, stieß Harald hervor.
    »… dann redet die halbe Polizei von München darüber. Genau.«
    »Verdammt! Was glauben die denn, was eine SOKO ist? Eine Übung in Basisdemokratie?« Nun erkannte Robert, dass Harald nicht betroffen, sondern wütend war. »Von Rolf hätte ich mehr erwartet. Und von Monika auch! Florian war immer schon ein Weichei.«
    Robert wollte widersprechen. Stattdessen hörte er sich selbst sagen: »Die haben von dir auch mehr erwartet.«
    Harald starrte ihn sprachlos an.
    »Sorry«, sagte Robert und hatte das Gefühl, dass er sich nicht entschuldigen, sondern noch einen draufsatteln sollte. Auf einmal war er so wütend auf Harald wie dieser auf die

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