Richard Dübell
den wir jagen, hat das Museum in Wittenberg überfallen, als der Hochzeitsschmuck dort ausgestellt war, und dabei einen Museumswächter ermordet. In München hat er …«
»Robert«, sagte Harald scharf. »Vielleicht bist du so freundlich, mir die Entscheidung zu überlassen, was von unserer Arbeit ausgeplaudert wird?«
»Dann plaudern Sie endlich«, sagte Peter Bernward. »Und machen Sie es mir leicht, indem Sie darauf verzichten, mir Scheiße zu erzählen, weil ich die ja nicht erkennen kann.«
Flora seufzte und sagte: »Das Schicksal bewahre uns vor kindischen Männern.«
Robert musste unwillkürlich lächeln, und er lächelte noch mehr, als Flora das Lächeln erwiderte und dabei mit den Augen rollte.
»Es besteht keinerlei Veranlassung, Ihnen irgendwas zu erzählen«, erwiderte Harald. »Ich leite diese Ermittlungen, und ich entscheide, was davon preisgegeben wird und was nicht.«
»Ist das die höfliche Umschreibung von ›Leider kann ich Ihnen doch nur Scheiße erzählen, weil ich selbst so voll davon bin, dass selbst meine Augen braun sind‹?«, fragte Peter.
»Jetzt reicht’s«, rief Flora. »Man schämt sich, mit euch im selben Raum zu sein.«
In einer verblüffenden Übereinstimmung von Gesten und Gesichtsausdrücken zeigten Peter und Harald aufeinander und sagten gleichzeitig: »Er hat angefangen!«
»Harald«, sagte Robert und wusste, dass er das Richtige tat und dass er gleichzeitig damit der Freundschaft, die zwischen ihm und Harald entstanden war, einen schweren Schlag versetzte, »wir weihen die Kollegen jetzt ein, oder du kannst auf die Liste mit Florians, Rolfs und Monikas Namen auch noch meinen setzen.«
17 .
Peter wusste, dass er sich pubertär verhalten hatte. Dass Harald Sander es nicht besser gemacht hatte, war kein Trost, weil Harald in seinen Augen ein Idiot war, der sich nur seinem Charakter gemäß verhielt. Nun, nachdem Robert Kalp die Situation gerettet und Peter einmal durchgeatmet hatte, musste er sich der Erkenntnis stellen, dass er für diesen Auftritt durchaus ebenfalls die Bezeichnung »Idiot« verdient hatte. Er verfluchte sich im Stillen, bis Flora, die sich auf den letzten freien Stuhl gesetzt hatte, auf die Tischkante neben sich deutete und Peter einmal kurz die Hand auf den Oberschenkel legte, als er sich neben ihr an den Schreibtisch lehnte. Ein überraschend warmes Gefühl durchströmte ihn. So musste sich ein Erstklässler fühlen, der sich für die angebetete Klassenkameradin mit einem anderen geprügelt hat und nun vom Objekt seiner Sehnsucht die Tränen von den Wangen gewischt bekommt.
Was Robert Kalp mit seiner letzten Bemerkung gemeint hatte, erschloss sich Peter nicht, doch er konnte erkennen, dass sie Harald getroffen hatte.
Harald hatte den Kopf gesenkt. Als er aufblickte, war sein Gesicht verkniffen. »Was wissen Sie?«, fragte er.
»Wir wissen von dem Mord in Wittenberg, dass der Hochzeitsschmuck Hedwigs dort ausgestellt war und dass der Täter jede Menge andere wertvolle Dinge hat mitgehen lassen«, sagte Flora. »Eine direkte Verbindung von ihm zu dem Schmuck lässt sich vorerst nicht erkennen.«
»Wir wissen aber, dass es eine Verbindung nach Landshut geben muss, weil hier nächste Woche eine weitere Ausstellung mit dem Hochzeitsschmuck stattfindet«, sagte Peter. »Die ganze Welt scheint heiß auf die Klunker zu sein.« Er hatte es bissiger sagen wollen, aber Floras kurze Berührung auf seinem Oberschenkel hatte den Ärger, den er die ganze Zeit empfunden hatte, verlöschen lassen. Beinahe hätte er hinzugefügt, dass er sicher war, dass die von Sabrina Hauskeck geschilderte Geiselnahme und die von Harald im Besprechungsraum preisgegebene Geschichte mit dem ermordeten Juwelier in Wahrheit ein und dieselbe Story waren, aber er schwieg. Dieser Punkt würde der Lackmustest sein für das, was die beiden Münchner Kollegen nun erzählten. »Wie der Juwelier, dessen Ermordung Sie angeblich hierhergeführt hat, ins Bild passt, werden Sie uns sicher noch erzählen«, sagte er stattdessen.
»Wissen Sie, wie diese Ausstellung zustande gekommen ist?«, fragte Harald.
»Nein«, sagte Peter und ahnte, dass sein Vater es ihm hätte verraten können, wenn er ihn nur danach gefragt hätte.
»Sie wissen, dass Hedwig, als sie noch Prinzessin von Polen und die Braut des Landshuter Herzogssohns war, im Herbst 1475 in Radom aufbrach, um an Allerheiligen Landshut zu erreichen und dann ihren Bräutigam Georg zu heiraten?«, fragte Harald.
»Das weiß jeder
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