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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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gewesen, hatte sich immer von Zielen anderer Menschen leiten lassen. Ihn von der Richtigkeit der Mission zu überzeugen war nicht übermäßig schwer gewesen, obwohl sie all das über den Haufen warf, was als gottgegeben hinzunehmen Eric beigebracht worden war. Aber das war Eric: der sprichwörtliche Mann ohne eigene Überzeugungen. Verlor der Mann im dunklen Anzug nun doch die Kontrolle über ihn? Er hörte eine Frauenstimme im Hintergrund, die zu fragen schien, was los wäre, denn Eric sagte beschwichtigend: »Is nix, Mäuschen!« Dann flüsterte er ins Telefon: »Einmal ist genug. Bitte, Stani. Ich helf dir nicht mehr.«
    »In einer Stunde«, sagte Stani und beendete das Gespräch. Eine Weile wartete er, ob sein Gesprächspartner die Nerven hätte, noch einmal anzurufen. Er hatte sie nicht. Und es war auch klar, wer ihn nun im Griff hatte. Is nix, Mäuschen. Es war wie immer – kaum hatte es so ausgesehen, als ob Eric auf seiner Seite wäre, war er wieder umgefallen, und er, Stani, hatte als der Düpierte dagestanden. Es wurde Zeit, die Mission zu beenden und reinen Tisch zu machen, in jeder Hinsicht.
    Stani, der Mann im dunklen Anzug, setzte sich, zog einen Laptop auf seinen Schoß und rief eine Bilddatei auf. Sie zeigte ein kunstlos gemaltes Porträt einer jungen Frau mit einer Taube auf einer Hand, in prachtvolle Gewänder gekleidet und mit glitzerndem Schmuck angetan. An einer weit ausladenden Haube waren zwei Broschen angebracht, eine dritte am Dekolleté ihres Kleids. Auf ihrem langen Haar lag ein Silbernetz mit Perlen, und um ihren Hals wand sich eine dreiteilige schwere goldene Kette, besetzt mit Edelsteinen.
    Stani fuhr die Konturen der Schmuckstücke mit dem Mauszeiger nach. Schließlich klickte er das Bild weg und rief einen Zeitungsartikel auf, den er sich vor kurzem heruntergeladen hatte. Er las ihn und fragte sich, ob er auf die Informationen, die darin standen, setzen sollte. Aber hatte er eine andere Wahl?
    Er klappte den Laptop zu und starrte wieder zum Fenster hinaus. Es musste klappen.
    Es würde klappen! Drei Tote standen unsichtbar neben ihm und verliehen der Rechtmäßigkeit seiner Mission das Gewicht ihrer Leben, die für diese ganze Sache schon geopfert worden waren.
15 .
    »Ich dachte, du möchtest Harald finden?«, fragte Flora. Peter hatte den Volvo in die enge Ländgasse manövriert und quetschte ihn nun in eine der Parklücken, die gegenüber dem Hintereingang zur herzoglichen Stadtresidenz lagen.
    »Und wie ich den finden möchte«, sagte Peter.
    »In der Stadtresidenz?«
    Sie überquerten den mit Flusssteinen gepflasterten Innenhof und eilten zum Ticketschalter, wo es auch die wenigen einfallslosen Souvenirs zu kaufen gab, die der von der Schlösserverwaltung beauftragten Marketingfirma in den Sinn gekommen waren. Peter fand die Postkarte, die er gesucht hatte, nachdem er den Postkartenständer ein paarmal hin und her gedreht hatte. Er zeigte sie Flora. Sie zog eine Augenbraue hoch.
    »Der Schmuck wird bei der Ausstellung auf der Burg zu sehen sein, Herr Kommissar«, sagte die Angestellte hinter dem Tresen. »Ist das nicht Wahnsinn, dass diese Schmuckstücke nach so langer Zeit endlich wiedergefunden worden sind?«
    »Absoluter Wahnsinn«, erwiderte Peter.
    Fünf Minuten später waren sie in der Dienststelle. Michael Maier, der im Vorzimmer zu seinem Büro stand und mit melancholischem Gesicht sowie einer Tasse in der Hand dem Röcheln der Kaffeemaschine lauschte, blickte überrascht auf, als Peter und Flora in den Raum stürmten.
    »Der dauert noch eine Weile«, sagte er und gestikulierte zu der Kaffeemaschine. »Irgendjemand sollte das Ding entkalken. Sie können sich ja schon mal Tassen holen.«
    »Wissen Sie, wo Kriminaloberrat Sander ist, Chef?«, fragte Peter und betonte dabei Haralds Titel wie ein Schimpfwort.
    Maier musterte ihn, dann Flora, schließlich die Postkarte in Peters Hand. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Hat er seine Handynummer nicht dagelassen!?«
    »Die Nummer, die er dagelassen hat, funktioniert nicht«, sagte Michael Maier. »Kann natürlich auch Zufall sein.« Er schien verlegen, als ob das regelwidrige Verhalten Haralds irgendwie seine Schuld wäre. »Was wollen Sie von ihm?«
    Peter hob die Karte hoch. »Deswegen sind die beiden Stinkstiefel hier«, sagte er. »Ich wette meinen Volvo!«
    »Herr Bernward, keiner will den Tank gewinnen«, sagte Michael Maier mit dünnem Lächeln.
    »Ich würde ihn bei der Wette auch nicht verlieren«, gab Peter

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