Richard Dübell

öddentlisch biedschn!«
    Peter drehte sich um. Connor und Doreen kamen herein – und hinter ihnen: Daniel Bernward.
    »Verflucht!«, murmelte Peter. Er hatte seinen Vater in den letzten Stunden total vergessen. Verlegenheit erfasste ihn. Unwillkürlich stellte er sich gerader hin.
    »Hey, Pa«, sagte er beschämt. »Ich … äh …«
    Daniel Bernward kam zum Tresen und strahlte Peter an. »Ich bin dabei«, sagte er stolz.
    »Wo dabei?«
    Connor klopfte Peter auf die Schulter. »Dein Pa hat Talent. Wenn ich die Klamotten nicht für deine Größe gekauft hätte, würde ich ihm die Rolle des Herzogs geben. War nur ein Scherz, Peter, nur ein Scherz!«
    »Mein Pa … macht bei der Geisterführung mit!?«
    »Jetzt tu nicht so, als könnte ich das nicht!«, sagte Daniel Bernward mit gespielter Empörung. »Wenn man jahrelang im Vorstand eines Unternehmens ist, lernt man vor allem, sich zu verstellen.«
    »Als du noch aktiv warst, hast du nie so geredet, Pa!«
    »Da hab ich mich verstellt.« Daniel Bernward grinste von einem Ohr zum anderen. »Connor hat mir erklärt, dass eure Veranstaltung eine Benefizaktion für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ist. Ich finde es klasse, dass ihr so was macht. Da möchte ich euch gern helfen.« Er stutzte und musterte Peter genauer. »Stört es dich, dass ich mitmache?«
    Peter seufzte. »Nein, natürlich nicht.«
    »Ich hab heute Mittag eine Menge Polizeiautos losfahren sehen«, sagte Connor, der Peters nachdenkliche Miene ebenfalls befremdet betrachtet hatte, aber mit seinen Vermutungen offensichtlich einen Schritt weiter war als Daniel. »War was Größeres?«
    »Mord«, sagte Peter. Er sah, wie sich Doreens perfekte Züge erschrocken verzogen, und hatte unwillkürlich das Bild der toten Natalie Seitz vor Augen. Das goldene Kreuz, das über dem Krater gebaumelt hatte, der einmal ein Gesicht gewesen war … Das Radler lag auf einmal in seinem leeren Magen wie kalter Morast.
    Connor räusperte sich. »Schlimm?«, fragte er.
    Peter wusste, was er meinte. Jedes gewaltsam ausgelöschte Leben verdiente die Bezeichnung »schlimm«. Die deutsche Sprache besaß manchmal nicht das richtige Vokabular, um die feinen Unterschiede deutlich zu machen. Selbst Connor, der so gut wie akzentfrei sprach, hatte zuweilen Schwierigkeiten, den richtigen Ton zu treffen. Peter holte Atem.
    »Very bad, Connor« , sagte er. »And very, very messy!«
    Connor war zu klug, um Fragen zu stellen, die mit den Ermittlungen zu tun hatten und die Peter nicht beantwortet hätte. Stattdessen erkundigte er sich: »Und Flora?«
    »War auch vor Ort. Sie ist jetzt zu Hause bei Julia.«
    »Wie geht’s weiter? Müssen wir morgen absagen? Seid ihr beide in die Ermittlungen involviert?«
    »Nein.« Peter schüttelte den Kopf. »Der Fall gehört den Kollegen aus München.«
    Connor musterte Peter erneut. »So ist das«, sagte er dann.
    »Ja, so ist das.« Peter griff nach seinem Radler, dachte daran, wie der erste Schluck noch immer in seinem Magen lag, gab einen feuchten Kehricht darauf und trank einen großen Schluck. Die herbe Süße des Getränks wusch etwas von dem schlechten Geschmack weg, der sich in Peters Mund festgesetzt hatte.
    »Schöner Mist«, brummte Stefan Naldonus. »Man denkt immer, Landshut sei trotz allem noch die Insel der Seligen.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere«, begann Daniel, und Peter fühlte plötzlichen Ärger in sich aufsteigen, weil er dachte, sein Vater würde fortfahren: … war früher alles besser! Stattdessen sagte Daniel: »… hat mal irgendjemand hier gesagt, die Bedeutungslosigkeit der Stadt erkenne man daran, dass nicht mal ein Mord passieren würde.«
    »So ’n Dämlack«, erklärte Doreen aus vollem Herzen.
    Daniels Aussage erinnerte Peter daran, was Rudolf Strutiow ihm erzählt hatte. »Pa«, fragte er, »was sagt dir der Name Tristan Heigl?«
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Klar kenn ich den Mann«, brummte er.
    »Das war der Verrückte mit dem Mittelalterwahn«, sagte Connor, ein Mann, der am Freitagvormittag in einer Ritterrüstung vor Peters Haustür mitten in der Stadt gestanden hatte.
    »Wieso ›war‹?«, fragte Peter.
    »Der ist doch schon seit Jahren tot«, erklärte Connor. »Oder nicht? Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ist das wichtig?«
    Daniel fragte: »Hat sich seine Frau nicht umgebracht?«
    »Landshut war wohl doch nie die Insel der Seligen«, sagte Stefan Naldonus nicht ohne Sarkasmus.
    »Weißt du was darüber, Pa?«
    »Ich? Wieso ich? Wie lange