Richard Dübell
einforderte. Er wollte rufen: Es ist hoffnungslos, Sabrina, Sie sind so eine schöne Frau, warum suchen Sie sich nicht einen Mann, der Ihre Liebe erwidern kann?
»Einverstanden«, sagte er stattdessen, weil er wusste, dass er ihr dieses Einverständnis schuldig war, und obwohl er ahnte, dass der Abend zu einem Desaster würde, weil sie alles daransetzen würde, ihn zu verführen.
Sie lächelte. Es tat Peter im Herzen weh, dieses hoffnungsvolle, glückstrahlende Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Sie gab sich einen Ruck, schritt zur Tür, öffnete und schloss sie wieder und tat so, als wäre sie eben wieder hereingekommen.
»Ich hoffe, Sie sind meinen Anweisungen gefolgt und haben nicht an irgendwas bei mir herumgefummelt?«, fragte sie fröhlich.
»Wie käme ich dazu?«, sagte Peter, hinter dessen Rücken immer noch das letzte Bild vom Tatort in München auf dem Monitor flimmerte und der versuchte, die reichlich eindeutige Zweideutigkeit einmal mehr zu überhören.
»Kann ich Ihnen sonst noch etwas anbieten? Kaffee? Tee? Mich?«
»Die Waffen der Frauen« , sagte Peter. »Aber Joan Cusack hat nicht annähernd Ihre Klasse.«
Sie strahlte ihn an, als er mit einer kleinen Verbeugung hinausging und sich für die Herzlosigkeit verfluchte, mit der er ihre Vernarrtheit ausgenutzt hatte. Er war tatsächlich ein noch größerer Hundesohn als Harald Sander.
35 .
Harald manövrierte den Dienst- BMW um die enge Kurve und durch die Toreinfahrt, der von der Straße her zur Burg Trausnitz führte. Die Burg thronte majestätisch und zum Greifen nah direkt über der Stadt, aber um sie mit dem Auto zu erreichen, war ein größerer Umweg nötig, und die Zufahrt war für Pferdekutschen gedacht und nicht für moderne Fahrzeuge.
»Meine Fresse«, sagte Robert, als zwischen den Außenspiegeln und den Wänden des Torbogens nur noch eine Handbreit Platz war.
»Keine Sorge, da kommt sogar der Bierlaster durch«, sagte Harald. »Früher ist der Stadtbus bis vor die Hauptburg gefahren – in den Zeiten, in denen die Busse noch durch enge Gassen passten.«
Sie rollten einen malerischen Wehrgang entlang und um eine weitere scharfe Kurve, dann öffnete sich der Blick auf die Burg vor ihnen. Die weißgetünchten Wände erhoben sich hinter den Kronen alter sattgrüner Bäume. Auf der freien Fläche vor dem Zugang zur Hauptburg standen jede Menge Kleinlaster, Männer und Frauen trugen Getränke hin und her. Die letzten Vorbereitungen für die Ausstellung waren in vollem Gang.
Beim Burgeingang war ein Wachmann einer privaten Sicherheitsgesellschaft postiert, der sie angehalten und erst nach Vorzeigen ihrer Dienstausweise hatte weiterfahren lassen. Nun stellte sich ihnen ein weiterer Posten entgegen, den sein Kollege beim Burgeingang offenbar informiert hatte. Erneut wurden die Ausweise kontrolliert.
»Die nehmen es wenigstens ernst«, sagte Robert, nachdem sie den Wagen auf einem steilen Wiesenstück geparkt hatten.
Harald betrachtete einen hellblauen Übertragungswagen des Bayerischen Fernsehens. Die Hecktüren standen offen, und zwei Männer hockten darin und überprüften ihre Ausrüstung. Sie nickten den beiden Polizisten zu, als diese näher traten.
»Die Filmaufnahmen beginnen doch erst morgen«, sagte Harald.
»Kann nie schaden, schon zu früh da zu sein«, erklärte einer der Männer. »Morgen wird’s hier wimmeln von Kamerateams – aber wir werden die Einzigen sein, die schon wissen, wo sie sich postieren müssen.«
Harald wandte sich ab. Robert folgte ihm, bis sie auf der Brücke über den Burggraben stehen blieben. Harald betrachtete mit nachdenklicher Miene den Übertragungswagen.
»Wenn wir die Sicherheitsmaßnahmen überprüfen wollen, sollten wir uns auf die Suche nach dem Burgverwalter machen«, sagte Robert, der Ungeduld verspürte und noch immer ärgerlich auf Harald war.
Harald schüttelte zu Roberts Erstaunen den Kopf. »Das hab ich nur gesagt, damit nur dieser verdammte Bernward nicht hinterherschnüffelt«, erklärte er.
»Weswegen sind wir dann auf der Burg?«
»Deswegen«, sagte Harald und deutete auf den hellblauen Kombi. Das Kamerateam des Bayerischen Fernsehens kletterte eben heraus. Der Kameramann hatte seine schwere Kamera geschultert und trug ein Stativ in der freien Hand; der andere Mann war der Tontechniker, der bereits seine Kopfhörer um den Hals hatte und ein schweres Aufnahmegerät an einem Schulterriemen schleppte. Die zwei Fernsehleute kamen an den Polizisten vorbei und nickten ihnen erneut
Weitere Kostenlose Bücher