Richard Dübell
nicht anders ging, fragte er: »Nach der Verhaftung Blofelds …?«
»… stelle ich mich«, erwiderte Harald. »Wie ich es dir versprochen habe.«
Robert nickte. Sein Ärger auf Harald war verflogen, er spürte nur noch die Erleichterung und die wieder erwachende Freundschaft zu ihm. »Wir kriegen das Schwein«, hörte er sich sagen.
Harald schlug ihm auf die Schulter. »Wir kriegen das Schwein«, bekräftigte er.
36 .
Peter hatte vergeblich versucht, Flora telefonisch zu erreichen. Sie reagierte auf keinen Anruf auf ihrem Festnetz; bei ihrem Mobiltelefon meldete sich die Mailbox. Er hatte darauf verzichtet, ihr eine Nachricht zu hinterlassen.
Er hatte sagen wollen: Flora, es geht jetzt nicht um dich und mich, sondern um den Fall. Der Tod des Münchner Juweliers passt nicht in das Muster; ich bin überzeugt, dass Harald und Robert uns immer noch etwas verschweigen.
Was hätte Flora mit dieser Botschaft anfangen sollen? Was wäre ihre Antwort gewesen, wenn sie den Anruf doch entgegengenommen oder zurückgerufen hätte? Peter, das ist nicht unser Fall. Du würdest Harald jede Gemeinheit zutrauen, nur weil du eifersüchtig bist. Lass mich in Ruhe mit der Geschichte, das ist mein freies Wochenende!
Und vielleicht hätte sie noch hinzugefügt: Dich und mich gibt es nicht, jedenfalls nicht so, wie du das möchtest .
Es war auch sein freies Wochenende. Was schnüffelte er ständig hinter den Münchner Kollegen her? Laut Dienstplan hatte er frei, Michael Maier hatte ihn nach Hause geschickt, selbst Sabrina Hauskeck hatte sich befremdet gezeigt, dass er in seiner freien Zeit ermittelte. Er konnte durch die Isarauen joggen, er konnte zu einem der Badeseen fahren und schwimmen, er konnte sich mit einem Buch auf seinen Balkon setzen und die Spätnachmittagssonne genießen, er konnte in einen Biergarten gehen und das ausgefallene Mittagessen durch eine üppige bayerische Brotzeit ersetzen … Er konnte all die Dinge tun, die er viel lieber mit Flora als allein getan hätte.
Peter seufzte. Er zog sein Handy heraus, aber dann zögerte er. Er hatte Connor anrufen wollen, um sich mit ihm zu verabreden. Der Schotte war auch ein Phänomen, was spontane Terminvereinbarungen betraf. Obwohl er ständig zwischen Freundinnen, seinen Projekten und Terminkatastrophen hin und her raste, hatte er so gut wie immer Zeit, wenn man ihn anrief. Peter hatte sich schon mehrfach gefragt, ob die legendäre schottische Sparsamkeit über die Jahrhunderte hinweg dazu geführt hatte, dass die Schotten über mehr als sieben Wochentage verfügten. Aber sich mit Connor zu treffen hätte bedeutet, über die Geisterführung zu sprechen, und von dieser fühlte Peter sich im Moment so weit entfernt, als würde sie nächstes Jahr stattfinden – und nicht morgen Abend.
Also blieb nur noch eine Anlaufstelle, wenn man nicht allein mit sich sein wollte.
Er kam bei der Eingangstür der Taverne an, als der Wirt aufsperrte. Stefan Naldonus war ein wuchtiger Mann; Peter kannte ihn seit seiner Verwicklung in Connors Projekte und fragte sich immer noch, was passieren musste, damit Naldonus einmal aus der Ruhe geriet. So wie Connor mit zunehmender Hektik jeder unvorhergesehenen Katastrophe trotzte, wurde Stefan Naldonus damit fertig, indem er gelassen blieb. Ebenso typisch für ihn war seine ständige Hilfsbereitschaft, wenn er jemanden ins Herz geschlossen hatte.
»Warst du vorher schon da?«, fragte er, während er beiseitetrat, um Peter einzulassen. »Hättest du hinten an die Küchentür geklopft, dann hätte ich dich reingelassen!«
»Grade angekommen«, sagte Peter und versuchte, sich an das trübe Licht im dunklen Schankraum zu gewöhnen. Der Wirt trat hinter die Bar, und Peter lehnte sich dagegen.
»Dunkles Radler?«, fragte Naldonus.
Peter nickte. Wenn er dienstfrei hatte, war das sein Standardgetränk in Naldonus’ Taverne. »Wie sieht’s aus?«, fragte er.
Naldonus zuckte mit den Schultern. »Ruhig, wie immer im Sommer. Bei euch?«
»Connor stellt das Programm vermutlich noch x-mal um. Die Vorstellung ist ja erst morgen.«
Naldonus grinste. »Hast du seine neue Freundin gesehen? Doreen?«
»Heute Vormittag. Wie lange kennt er sie schon?«
»Seit heute Morgen?« Naldonus lachte. »Ich frage mich, wie er das macht.«
»Frag dich nicht, Stefan, das werden solche wie wir nie verstehen.« Peter trank einen Schluck und hustete dann in sein Bier, als er eine Stimme beim Eingang sagen hörte: »Nu, isch bin bedeppert, hier lässt sisch awa
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