Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
Vom Netzwerk:
zu.
    »Habt ihr keinen, der euer Zeug schleppt?«, fragte Harald mit gut gespielter Jovialität.
    »Sehen wir so aus?«
    »Ich dachte, Kamerateams wären immer zu dritt?«
    »Das war mal. Kostenfrage, verstehst du?«
    »Na kommt, wir packen mit an«, sagte Harald. Robert war verwirrt, aber er folgte dem Wink seines Chefs und nahm dem Kameramann das Stativ ab.
    Der Tontechniker wand sich aus dem Schultergurt und reichte Harald das Aufnahmegerät. »Dann nehm ich den Kontrollmonitor und die Anschlüsse«, informierte er den Kameramann und trabte zum Kombi zurück.
    Sie stapften mit dem Kameramann durch den Innenhof und zu einem alten Ziehbrunnen, der abseitsstand. Dort stellte der Kameramann seine Ausrüstung ab. »Merci, Leute«, sagte er. »Wo seid ihr eigentlich her? Jetzt sagt bloß nicht RTL .«
    »Kripo.« Harald zückte fröhlich seinen Ausweis.
    »Ich war’s nicht«, erklärte der Kameramann.
    »Das sagen sie alle«, meinte Harald.
    »Und was macht die Kripo hier?«
    Harald zuckte mit den Schultern. »Sicherstellen, dass keiner die Burg davonträgt?«
    »Nur ihr zwei? Das ist eine große Burg!«
    »Ihr seid ja auch nur zu zweit.«
    Der Kameramann seufzte. »Die meisten Teams arbeiten nur noch zu zweit. Statt des Regisseurs vor Ort haben sie dann einen Cutter im Studio, der das Material wegschneidet, das wir gar nicht gefilmt hätten, wenn ein Regisseur mit einem Aufnahmekonzept dabei gewesen wäre.«
    »Na, dann alles Gute«, sagte Harald. Er schlenderte zu einer Öffnung in der hinteren Mauer der Burg und spähte hinaus. Der Blick ging frei nach Westen und verlor sich im Flimmern des Sommernachmittagshimmels. Die Isar glänzte silbern aus dem Auwald hervor, der sie bis zum Horizont zu begleiten schien. Eine schmucke alte Eisenbahnbrücke fing den Blick auf, bevor er von den sanften Windungen des Flusses davongetragen werden konnte.
    »Was zum Teufel tun wir hier?«, zischte Robert, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Fernsehleute außer Hörweite waren. »Was haben die Filmheinis damit zu tun?«
    Harald wandte sich von dem Ausblick ab und musterte Robert. »Glaubst du, dass Blofeld auch Eric Heigl ermordet hat?«
    »Nein. Sonst hätten wir seine Leiche neben der von Natalie Seitz gefunden.«
    »Ich denke genau dasselbe. Heigl und Blofeld sind wahrscheinlich gemeinsam unterwegs, und ich wette, dass Heigl keine Ahnung hat, dass seine Freundin tot ist.«
    »Aber wozu braucht Blofeld Heigl? Er wird doch nicht hoffen, dass er hier denselben Trick durchziehen kann wie in Wittenberg – mit dem Herzinfarkt und dem Sanitäter und alldem …« Er schwieg plötzlich. Eine Ahnung stieg in ihm auf. Doch bevor sie Gestalt annehmen konnte, deutete Harald schon auf das Kamerateam, das begonnen hatte, den Ziehgalgen des Brunnens zu filmen.
    » Das wird sein Trick sein«, sagte Harald.
    In diesem Moment verstand Robert. »Ein Zweierteam – mit jeder Menge technischer Ausrüstung, in der man was verstecken kann. Und die man an jeder Kontrolle vorbeischmuggeln kann, weil kein Wachmann das Gehäuse einer Kamera aufbrechen würde, um nachzusehen, was sich in ihrem Inneren befindet.«
    »Genau so«, sagte Harald. »Deshalb müssen sie auch zu zweit sein. Ein Ein-Mann-Kamerateam wäre unglaubwürdig. Ich hab mir die ganze Zeit überlegt, wie er es wohl drehen könnte, und die Fernsehleute waren die einzige sinnvolle Lösung.«
    »Deshalb sind wir hier raufgefahren? Um zu sehen, ob deine Annahme auf einer soliden Basis steht?«
    Harald grinste. »Wie man es als guter Polizist eben macht.«
    »Und wie wollen die beiden hier reinkommen ohne Akkreditierung?«
    »Er wird sich was einfallen lassen, meinst du nicht? Den Coup in Wittenberg hat er auch von langer Hand vorbereitet.«
    Robert zog sein Handy heraus. »Dann sollten wir schnellstens Bescheid geben, dass …«
    Harald legte ihm eine Hand auf den Arm. Robert ließ das Handy sinken. »Steck es wieder ein«, sagte Harald. »Willst du riskieren, dass es morgen hier nur so wimmelt von den Kollegen? Das ist die Gelegenheit, um Blofeld in die Falle zu locken! Diesmal kennen wir seine Pläne! Er läuft uns ins offene Messer.«
    »Wir beide allein schaffen das nicht, Harald!«
    »Deswegen«, sagte Harald und lächelte, »hab ich auch dem Team schon Bescheid gesagt. Morgen Abend haben wir Unterstützung.«
    Robert blickte seinen Chef ungläubig an. Als Haralds Lächeln nicht wankend wurde, machte sich Erleichterung in ihm breit. »Gut, Harald!«, sagte er. Und dann, weil es

Weitere Kostenlose Bücher