Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
Vom Netzwerk:
fragte sie. Sie hielt ihre Karten noch in der Hand. Es war ein ganzer Fächer. Peter konnte erkennen, dass sie aus verschiedenen Kartenspielen stammen mussten. Die alte Dame hatte fünf Asse in der Hand, einen Schwarzen Peter und einen amerikanischen Flugzeugträger aus einem Quartett.
    »Äh …«, sagte Flora.
    »Nein«, sagte Peter. »Vielen Dank. Wir wollen Sie nicht stören.«
    »Sie sollten sich mal kämmen, junger Mann«, erklärte die Dame.
    »Ich habe heute Morgen versehentlich in die Steckdose gefasst, gnädige Frau.«
    »Das ist keine Entschuldigung!«
    Nachdem die alte Dame wieder an ihren Tisch zurückgekehrt war, schritt Peter in einen der beiden Flure hinein, die von dem zentralen Aufenthaltsraum wegführten. Flora schloss zu ihm auf.
    »Seh ich wirklich so ungepflegt aus?«, fragte Peter.
    »Wie etwas, das die Katze aus dem Gully gezogen hat«, erwiderte Flora. »Und jetzt?«
    Peter näherte sich der ersten Zimmertür, die von dem Flur abging. »Vielleicht stehen die Namen auf den Türschildern«, murmelte er.
    Die Türen hatten Schilder mit Nummern darauf, aber ohne Namen.
    Peter seufzte. »Wir können uns natürlich so lange durch die Gaga-Brüder und -Schwestern fragen, bis wir jemanden finden, der seine Siebensachen noch beieinander hat«, sagte er.
    »Peter«, sagte Flora, und er erkannte an ihrem Tonfall, dass sie es ernst meinte, »das ist jetzt mal was, worüber du keine Witze machen solltest.«
    »Schon gut.« Peter holte sein Handy aus der Tasche. »Wahrscheinlich hätten wir vorher anrufen sollen. Aber für gute Ideen ist es nie zu spät.« Er rief den Webbrowser auf und gab den Namen des Pflegeheims ein. »Wir rufen einfach beim Empfang an und verhaften die erste Pflegerin, die sich dem Empfangsbüro nähert. Gott, wie lange dauert denn das?« Er schüttelte sein Mobiltelefon, als ob sich damit die Netzverbindung beschleunigen ließe.
    Flora hielt ihm einen Prospekt vor die Nase, den sie von einem Tischchen genommen hatte. Es war eine Werbung für das Pflegeheim. Die Telefonnummer stand unübersehbar darauf. Flora, die die Kunst beherrschte, pointiert zu schweigen, schwieg.
    »Guter Gott, bist du altmodisch !«, sagte Peter und tippte die Nummer ein.
    Eine Alarmklingel begann zu schrillen. Peter sah sich unwillkürlich um, ob irgendwo Feuer ausgebrochen wäre. Eine Tür weiter vorn im Gang öffnete sich, und eine nicht mehr ganz junge Frau in einem grauen Kostüm kam heraus. Sie strebte eilig an den beiden Polizeibeamten vorbei, nicht ohne sie misstrauisch zu mustern. Ein Hauch von Latrine wehte hinter ihr her.
    Peter schaltete sein Mobiltelefon aus. Die Alarmklingel verstummte. Die Frau blieb stehen, drehte sich um und starrte Peter an, der sein Handy wie eine Fackel in die Höhe hielt. Die Tür, aus der die Frau gekommen war, öffnete sich erneut, und zwei Pflegerinnen in weißen Kitteln kamen heraus. Sie schoben einen Rollstuhl, in dem ein alter Mann saß.
    »Herr Hopf, die Grazyna und die Joanna werden Sie ins Bad bringen, ja?«, rief die Frau dem Dreiergespann nach. Der Mann im Rollstuhl krächzte etwas und schüttelte den Kopf, wurde aber dennoch von den zwei Pflegerinnen davongeschoben. Dann kam die Frau die paar Schritte zu Peter und Flora zurück. »Haben Sie gerade angerufen?«, fragte sie ohne große Freundlichkeit.
    »Die Alternative wäre gewesen, im Gang nach der Heimleitung herumzubrüllen«, erwiderte Peter und verwendete bewusst den gleichen Tonfall.
    Die Frau trat einen Schritt zurück und räusperte sich.
    Peter zog seinen Dienstausweis.
    Die Frau streifte ihn nur mit einem kurzen Blick und seufzte. »Die Polizei, wie schön. Wer hat diesmal behauptet, wir würden seinen Großvater im Bett anbinden und foltern?«
    »Wir möchten gerne mit Tristan Heigl sprechen«, sagte Peter.
    »Viel Vergnügen«, entgegnete die Frau, die offenbar die Heimleiterin war. »Auch wenn es gerne anders dargestellt wird, dies ist kein Gefängnis, in dem die Wärter bestimmen, wer Besuch kriegt und wer nicht.«
    Peter, dessen Verständnis für die Frau in gleichem Maße abnahm, wie ihm klarwurde, dass ihre Attitüde der eines Managers glich, der Schwierigkeiten mit einem Fließband hat, und nicht die einer Heimleiterin war, der großteils verwirrte alte Menschen anvertraut waren, sagte nichts.
    Die Heimleiterin wies den Flur hinunter. »Zimmer siebzehn«, sagte sie und stapfte davon. »Sie finden hin, oder?«
    »Wollen Sie nicht dabei sein, wenn wir Herrn Heigl besuchen?«, rief Flora ihr

Weitere Kostenlose Bücher