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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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wir einen Verbrecher suchen, ohne dazu ermächtigt zu sein …?«
    »Hältst du es nicht mehr für eine gute Idee, hierherzukommen?«, fragte Peter.
    »Es schien schlüssiger, als wir bei den Klopeks losfuhren«, gestand Flora.
    »Vielleicht finden wir den alten Heigl sowieso nicht«, wandte Peter ein und wies auf die immer noch leere Empfangsloge. »Solange keiner da ist, den wir fragen können, welche Zimmernummer er hat …«
    »Es sind doch genügend Leute da!« Flora trat in den Aufenthaltsraum und stellte sich vor den Fernseher. Eine überraschte Bewegung ging durch die hier abgestellten Heimbewohner, gefolgt von einem Murren.
    »Entschuldigen Sie!«, rief Flora, um den Fernseher zu übertönen. »Wir suchen Herrn Tristan Heigl. Herr Heigl, sind Sie hier?«
    Niemand antwortete. Ein paar weißhaarige Köpfe wandten sich einander zu und tuschelten. Eine Frau stemmte sich aus ihrem Stuhl hoch und winkte Flora zu. Flora gab den Blick auf den Fernseher frei und folgte der Frau, die aus dem Aufenthaltsraum in den Gang schlurfte und dann stehen blieb, um Peter von oben bis unten zu mustern. Peter grüßte sie freundlich, was komplett ignoriert wurde.
    »Wen suchen Sie, junges Fräulein?«, fragte die alte Dame, als Flora neben ihr stand.
    »Tristan Heigl.«
    Auch Flora wurde einer intensiven Musterung unterzogen. »Sind Sie Verwandtschaft?«
    »Nein.« Flora setzte ein gewinnendes Lächeln auf. »Wir kommen von Herrn Heigls ehemaligen Nachbarn.«
    Peter lächelte in sich hinein. Flora hatte noch nicht einmal gelogen, wenn man es genau nahm.
    Die alte Dame deutete auf Peter, der näher getreten war. »Ist das Ihr Nachbar?«
    »Nein, das ist mein Kollege.« Flora streckte die Hand aus. »Ich bin …«
    Die Hand wurde ignoriert, ebenso Floras Versuch, sich vorzustellen. »Der junge Mann sollte sich rasieren«, unterbrach die alte Dame tadelnd. »So geht man nicht unter die Leute. Und kämmen. Ich hoffe, er hat frische Unterwäsche an.«
    »W … was?«, stotterte Flora.
    Peter sah überrascht auf.
    Die alte Dame funkelte ihn an. »Man muss immer darauf vorbereitet sein, auf der Straße überfahren zu werden«, erklärte sie. »Wie peinlich ist es dann, wenn man keine frische Unterwäsche trägt und die Leichenbestatter es merken.«
    »Ich sehe schon, wie mich das stören würde, wenn ich tot wäre«, sagte Peter, der nicht anders konnte.
    »Was haben Sie gesagt, junger Mann?«
    »Dass meine Mutter mir immer denselben Rat gegeben hat, gnädige Frau.«
    »Wo finden wir Herrn Heigl?«, fragte Flora. »Welches Zimmer bewohnt er?«
    Die alte Dame schnappte nach Luft. »Wie kommen Sie darauf, dass ich seine Zimmernummer kenne?«, fragte sie empört. »Was erlauben Sie sich, junges Fräulein?«
    Flora blinzelte verwirrt. Peter wollte etwas sagen, bekam aber einen derart giftigen Seitenblick der alten Dame, dass er unwillkürlich wieder den Mund schloss.
    »Nein«, sagte Flora. »Ich wollte Ihnen nichts unterstellen …«
    »Ich lasse mir nichts unterstellen, schon gar nicht von so einer … so einer …« Die alte Dame wedelte vor Zorn mit dürren, sehnigen Händen in der Luft herum. »Von so einer!«, bekräftigte sie.
    »Sie missverstehen mich«, sagte Flora.
    Peter trat einen Schritt vor. Die alte Dame fuhr mit erstaunlicher Behändigkeit zu ihm herum. »Sie reden, wenn Sie gefragt sind, junger Mann!«
    »Entschuldigen Sie, aber meine Kollegin wollte nur wissen …«, begann Peter.
    »Das ist doch die Höhe!«, rief die alte Dame. »Setzen Sie sich, aber sofort.«
    »Setzen?«, fragte Peter unwillkürlich.
    »So was ist mir noch nicht untergekommen!«, entrüstete sich die alte Dame. »Sie werden einen Verweis bekommen, nur damit Sie’s wissen!« Sie wandte sich brüsk von Peter und Flora ab und stapfte zu ihrem Tisch zurück, an dem sie Karten gespielt hatte. Das Kartenspiel war inzwischen ohne sie weitergegangen. Sie nahm ihre Karten auf, als wäre sie nie weg gewesen, und die Mitspieler nahmen sie ebenfalls wieder auf, als wäre sie nie aufgestanden.
    Peter stellte sich neben Flora. Er grinste. »Dass du so impertinent zu Menschen bist, die dir an Alter weit voraus sind …«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Wenn du nicht willst, dass sie dich gleich von der Wand spachteln müssen, hältst du besser den Mund!«, warnte Flora. Sie sah über Peters Schulter. »Du lieber Himmel, da kommt sie schon wieder.«
    Die alte Dame trat erneut heran und sah freundlich von Peter zu Flora. »Kann ich Ihnen helfen?«,

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