Richard Dübell
Heimleiterin.
»Vielen Dank«, sagte Flora, bevor Peter antworten konnte. »Sie haben uns schon weitergeholfen.«
43 .
Konstantin drückte auf den Knopf, der das Gespräch beendete, und legte das Handy weg.
»Nicht rangegangen?«, fragte Eric in einem unwillkommenen Versuch, Konversation zu betreiben.
Konstantin schüttelte den Kopf. »Ich versuche es später noch mal.«
»Wen wolltest du denn anrufen?«
»Den Papst.« Konstantin zog seinen Laptop näher zu sich heran und setzte die Wiedergabe der Radiosendung fort, die er heruntergeladen hatte.
»… ist die Sicherheit der Schmuckstücke, die nicht nur von kulturellem, sondern auch von hohem politischem Wert sind, gewährleistet, ohne dass die Besucher der Ausstellung in ihrem Wissensdrang behindert werden«, war die Stimme von Harald Sander zu vernehmen.
»Du hörst dir das jetzt zum zwanzigsten Mal an«, bemerkte Eric.
Konstantin wandte sich nicht um. Im Hintergrund lief das Interview mit Harald Sander weiter. »Zum sechsten Mal«, sagte er. »Ich dachte, du kannst nur nicht richtig schreiben. Hast du jetzt mit dem Zählen auch schon Probleme?«
»Das war doch nur symbolisch gemeint. Zwanzigmal heißt einfach: oft.«
»Zwanzigmal heißt zwanzigmal.«
Eric schwieg.
»Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, Herr Sander …«, erklärte der Radioreporter.
»Warten Sie, ich möchte noch etwas sagen, was im Trubel um diese Pressekonferenz morgen unterzugehen droht und was mir ein persönliches Anliegen als Mensch ist. Das ganze öffentliche Interesse wendet sich derzeit der Ausstellung zu, dabei gibt es Veranstaltungen hier in Landshut, die die Vergangenheit ebenso lebendig werden lassen wie die Schau mit dem Herzoginnenschmuck. Zwei gute Freunde und Polizeikollegen von mir, Hauptkommissar Peter Bernward und Hauptkommissarin Flora Sander, spielen morgen Abend Landshuts Historie in einer Veranstaltung für Kinder nach. Ich würde mich freuen, wenn Sie in Ihrem Sender einen kleinen Beitrag darüber bringen würden.«
»Das können wir gerne tun. Äh … die Namensgleichheit mit Ihrer Kollegin … Hat die einen Hintergrund?«, fragte der Journalist, dessen Ausbildung offensichtlich nicht gänzlich vergeblich gewesen war.
»Den Hintergrund einer Liebe, die sich in gegenseitigen Respekt und Freundschaft verwandelt hat«, sagte Harald. »Aber das ist eine persönliche Angelegenheit, wenn Sie entschuldigen wollen.«
Konstantin grunzte erheitert, obwohl er auch dieser Passage schon mehrfach gelauscht hatte. Harald Sander war bis unter den Scheitel mit Mist vollgestopft. Vermutlich hatten bei der Radioübertragung alle geschiedenen Frauen, die ihre Exgatten nicht einmal mehr mit der Kneifzange anfassen wollten, innerlich geseufzt.
»Ich finde es sehr anständig von Ihnen, wie Sie über das alles sprechen«, sagte der Reporter.
»So etwas gehört sich einfach«, erklärte Harald bescheiden.
Konstantin stoppte die Wiedergabe. Als er sie zum ersten Mal gehört hatte, hatte er über Harald Sanders offensichtliche Scheinheiligkeit gelacht, aber mittlerweile war eine Idee in ihm entstanden.
»Kannst du mit der Kamera umgehen?«, fragte er über die Schulter, während er den Internet-Browser aufrief und ein paar Suchbegriffe eingab.
Eric, der im Hintergrund des Raums gegen die Wand gelehnt auf dem Boden saß, sagte muffig: »Gut genug.«
»Dann üb noch mal. Jeder Handgriff muss sitzen, damit man dir abnimmt, dass du der Kameramann bist.«
»Ich tu es, wenn du mich mit Natalie telefonieren lässt.«
Konstantin drehte sich um und musterte seinen Bruder. Eric hob nach ein paar Augenblicken die Hände. »Schon gut, ich mach’s ja schon«, murmelte er säuerlich.
»Nimm die Kamera, üb damit und lass mich in Ruhe! Ich muss nachdenken. Und rasier dir endlich den Bart ab, der ist viel zu auffällig.«
Eric sagte anklagend: »Wieso bist du immer so krätzig?«
Konstantin ignorierte seinen Bruder. Als Eric den Raum verlassen hatte, drückte er die Wahlwiederholung seines Mobiltelefons und lauschte den Geräuschen, die ihm sagten, dass das Gespräch weitervermittelt wurde. Nach zweimaligem Klingeln nahm sein Gesprächspartner den Anruf entgegen.
Konstantin lächelte und begann zu reden.
44 .
Die Innentemperatur des Volvo war dieses Mal erträglich, weil Peter im Schatten eines der Wohnblocks geparkt hatte, die sich an das Seniorenheim anschlossen. Als sie im Wagen saßen, sagte Peter: »Wir hätten noch mal zurückgehen und die Nummer rausfinden
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