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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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schwarze Nike-Treter, die mal wieder sauber gemacht werden müssten. Wenn ihr ihn irgendwo seht und ihr riecht auch nur einen Tropfen Alkohol, nehmt ihn mit in die Ausnüchterungszelle. Habt ihr? Merci, Kollegen.«
    Die beiden jungen Männer starrten ihn mit offenem Mund an.
    Peter senkte das Handy. »Viel Spaß heute Abend, meine Herren. Und vergesst nicht, das Schild in meinen Briefkasten zu werfen. Der Name ist Bernward. Kriminalhauptkommissar Bernward.« Er lächelte ihnen freundlich zu.
    »Ach du Scheiße«, sagte der Beifahrer, aber seine Fassade war jetzt zusammengebrochen. Dahinter steckte ein junger Mann mit zu viel Kraft und zu wenig Selbstvertrauen, der es für cool hielt, frech statt dankbar zu sein, und der kein schlechter Kerl war, sonst hätte er seinem Freund nicht so bereitwillig geholfen, in die Parklücke zu finden, ohne ihn für seine mangelnden Fahrkünste zu verspotten.
    Die beiden hasteten an Peter vorbei, wobei sie seine Blicke sorgsam mieden.
    Mit dem Verleih seiner Parkerlaubnis hatte Peter die Entscheidung getroffen, wie der restliche Tag verlaufen würde. Statt sich zu Hause zu fragen, ob er nicht noch einmal versuchen sollte, Flora zu einem gemeinsamen Abend zu bewegen, würde Peter zur Polizeiinspektion fahren, den Tank auf den Polizeiparkplatz stellen und dann noch eine Weile hinter Tristan Heigl und seiner rätselhaften Verbindung zu der toten Natalie Seitz, seinem verschwundenen Sohn Eric und Blofeld herschnüffeln. Und der Teufel sollte jeden holen, der ihm sagte, dies sei nicht sein Fall!
    Er schaute nach oben, wo die Fenster seines Wohnzimmers auf den Dreifaltigkeitsplatz hinausgingen. Zu seiner Überraschung brannte dort Licht.
    Schlagartig wurde ihm klar, wer in seiner Wohnung war: sein Vater. Daniel besaß einen Schlüssel zur Wohnung, was er bislang noch nie ausgenutzt hatte. Er klingelte stets, wenn er zu Besuch kam, anstatt sich selbst hereinzulassen. Heute Abend musste Connor ihn hier abgeladen haben, und Daniel war nichts anderes übriggeblieben, als die Tür aufzusperren.
    Peter seufzte. Die Versuchung, Daniel allein in der Wohnung sitzenzulassen, verflog angesichts seiner Erinnerung an den kahlköpfigen Zimmergenossen Tristan Heigls, der die Zeit bis zu seinem Tod mit der vergeblichen Hoffnung verwartete, dass sein nach Brasilien ausgewanderter Sohn ihn jemals besuchen würde. Er stieg in den Tank und machte sich auf den Weg zur Grieserwiese, wo er auf jeden Fall einen Parkplatz finden würde. Und zwar nicht auf dem stadtnah gelegenen Anwohnerbereich, sondern ganz hinten am Isarufer. Denn seine Anwohner-Parkerlaubnis lag im Fahrzeug zweier junger Männer aus Dingolfing, die heute den ganzen Abend nur Cola und Wasser trinken würden aus Furcht vor einer Polizeikontrolle, die nie stattfinden würde. Peter hatte nicht die Leitstelle der Polizei angerufen, sondern die automatische Verkehrsansage des ADAC .
46 .
    Zu den Charakterzügen Daniel Bernwards gehörte es, einem Menschen, der über seiner Arbeit das Privatleben vernachlässigte, niemals böse zu sein. Er hatte es die meiste Zeit seines Berufslebens nicht anders gehalten. So empfing er auch Peter, der halb mit einer verschnupften Reaktion seitens seines Vaters gerechnet hatte, mit einem freundlichen Lächeln und ohne auch nur zu erwähnen, dass alle Freunde Peters mehr Zeit für ihn gehabt hatten als sein eigener Sohn.
    »Ich hab’s dir warm gestellt«, sagte er. »War nicht so leicht, mit deinem Ofen zurechtzukommen. Gut, dass mir die Frau vom Lieferservice geholfen hat. Respekt. Übrigens – ich kann mich nicht erinnern, dass die Pizzafahrer zu meiner Zeit so schick angezogen waren. Oder ausgesehen haben …« Daniel zwinkerte mit einem Auge.
    »Was für ein Lieferservice?«, fragte Peter.
    »Bei dem du das Essen bestellt hast. Hättest du aber meinetwegen nicht machen müssen, Sohn. Danke trotzdem!«
    Peter, der etwas zu ahnen begann, folgte einem Duft, der seinen Magen laut knurren ließ, in die Küche. Drei Töpfe standen auf den Kochfeldern seines Induktionsherds, der so neu aussah wie am Tag seines Kaufs, weil Peter selten mehr darauf zubereitete als einen Espresso in einem seiner altmodischen Espressokocher. Er öffnete einen Topf – der intensive Duft eines ungarischen Rotwein-Gulaschs stieg ihm in die Nase. Der nächste Topf enthielt Spätzle, der dritte grüne Bohnen in Butter. Nur um sicherzugehen, fragte er seinen Vater: »Wie sah die Dame vom Lieferservice denn aus?«
    Daniel, dessen Beobachtungsgabe

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