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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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dem Fund des Skeletts rätselhafte Pfützen von Wasser aufgetreten waren. Und jetzt also ein Nagel aus Mailand.
    Zwei Tage rang Grong mit sich. Von seiner Theke aus beobachtete er Olander, welcher in keiner Weise von den Ereignissen am See beeindruckt wirkte. Nur ganz zu Anfang, als allein von einem Knochenfund im Mariensee die Rede gewesen war, hatte ihn deutlich Panik erfaßt. Als dann aber klar war, bei der Toten handle es sich um eine Erwachsene, hatte er sich rasch wieder beruhigt und schien sich nicht weiter für den Fall zu interessieren. Auch nicht, als die Nachricht in die Öffentlichkeit drang, jenes Implantat sei in einem Mailänder Krankenhaus in den Knochen gefügt worden.
    Gerne hätte Grong Olander gefragt, was er davon halte. Ob er sich denken könne, wer diese Frau sei. Doch war es eine eiserne Regel im Verhältnis zwischen einem Wirt und seinem Gast – so sehr dieses Verhältnis durch eine Lebensrettung auch getrübt sein mochte –, daß der Gast sich von selbst offenbarte oder gar nicht. Es ging nicht an, Olander auf die Zehen zu steigen und zum Sprechen zu zwingen, wenn er nicht sprechen wollte. Andererseits fühlte sich Grong verpflichtet, etwas zu unternehmen. Er war alles andere als ein Querulant, aber er kannte seine Bürgerpflicht. Hier lag möglicherweise ein Verbrechen vor, und möglicherweise wußte er, Grong, wer die Tote war. Der Weg zur Polizei war unvermeidbar.
    Die Polizeibeamten, die nach Hiltroff gekommen waren, hatten sich im Hotel Mariaschwarz einquartiert, wo sie auch eine Art Büro führten. Es war ganz offensichtlich, wie sehr diese Stadtleute die örtlichen Kollegen übergingen, gewissermaßen den hiesigen Sheriff abservierten. Umgekehrt empfanden die Hiltroffer die städtischen Polizisten als »CIA-Leute«, die »CIA-Methoden« praktizierten.
    Der Chef dieser ermittelnden Sondergruppe war ein gewisser Chefinspektor Lukastik, ein als unsympathisch, selbstherrlich und irritierend unorthodox verschriener Kriminalist, den einst eine verrückte Liebe mit dem philosophischen Werk Ludwig Wittgensteins verbunden hatte. Eine Liebe, die in die Brüche gegangen war. Wenn man Lukastik hätte ärgern wollen, hätte man – so wie man jemand damit ärgert, indem man den Namen »Uschi« erwähnt – einfach »Tractatus« ausrufen müssen. Aber niemand wollte Lukastik ärgern. Es war auch so genügend Dunkles und Unerfreuliches an ihm.
    Als Job Grong ins Hotel Mariaschwarz kam und um eine Unterredung mit Lukastik bat, wurde er zunächst in einen Nebenraum geführt und dort eine halbe Stunde sitzen gelassen, bevor jemand ihn holte und in das improvisierte Büro des Chefinspektors führte. Lukastik, ein Mann um die Fünfzig, pflegte immer unter Bildern, nein Gemälden, zu sitzen, auch hier. Es fühlte sich dann um einiges kompletter als vor leeren Wänden oder bloßen Fensterscheiben. Im konkreten Fall hatte der Besitzer des Hotels, Herr Götz, ein recht wertvolles Ölbild aus seiner eigenen Sammlung zur Verfügung gestellt, einen Max Weiler. Tirol abstrakt. Das Faktum, unter diesem Bild zu sitzen, erfreute Lukastik mehr als alles andere. Auch mehr als die Küche eines pensionierten Haubenkochs.
    Der Chefinspektor bat Grong, sich zu setzen, erkundigte sich nach dessen Personalien und fragte sodann, worum es gehe, und ersuchte Grong auch gleich, sich kurz zu halten, man sei beschäftigt.
    »Ich kann auch wieder gehen«, antwortete Grong, der keineswegs vorhatte, hier den devoten Bauerntrottel zu geben.
    »Ich bat Sie nur, mir einen Roman zu ersparen«, antwortete Lukastik, ohne sein Gegenüber anzusehen.
    »Ich schreibe keine Romane«, sagte der.
    »Dann ist es ja gut. Also…«
    »Ich möchte Sie bitten zu überprüfen, ob eine gewisse Frau, die in Mailand lebt, vermißt wird oder nicht. Und ob es sie überhaupt gibt.«
    »Sie sprechen von der Person, deren Skelett wir im See gefunden haben.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das tue. Aber wenn Sie sich die Mühe machen und den Namen überprüfen, kann ich Ihnen hernach sagen, was ich weiß. Oder mich – was ich sehr hoffe – dafür entschuldigen, Ihnen die Zeit gestohlen zu haben.«
    »Also gut. Versuchen wir’s.«
    »Die Frau heißt Andrea Pero«, teilte Grong mit. »Ich kann nur sagen, daß sie in einem bestimmten Viertel von Mailand, dem Quarto Oggiaro leben soll. Sie dürfte um die zwanzig sein.«
    »Hat sie einen Beruf?«
    »Soweit ich weiß, arbeitet sie nicht in einem konventionellen Sinn.«
    »Sondern…«
    »Lassen Sie einfach

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