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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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diesem Taxi gesessen sind. Und Faktum ist, daß Sie keine Tochter haben.«
    »Sie heißt Clara.«
    »Es gibt keine Clara«, sagte Lukastik. »Darum dachte Longhi auch, es würde diese junge Frau, von der Sie sprachen, ebenfalls nicht geben.«
    »Andrea Pero.«
    »Ja. Longhi hat gemeint, diese Frau sei genauso ein Hirngespinst wie ein Mädchen namens Clara.«
    »Longhi hat keine Ahnung.«
    »Und Ihre Frau? Ihre Exfrau? Sie weiß nichts von einem Kind. Es ist doch so: Entweder hat man ein Kind oder man hat es nicht. Es wird geboren, geimpft, wird ein Staatsbürger, geht in den Kindergarten, in die Schule, hat einen Paß, lächelt auf Fotos… Haben Sie ein Foto von Clara, Herr Olander?«
    »Ich kann Fotos nicht ausstehen. Vor allem Kinderfotos nicht. Fotos verderben ein Gesicht.«
    »Sie sind allein im Flugzeug nach Mailand gesessen«, stellte Lukastik fest.
    »Was wollen Sie mir sagen? Daß ich verrückt bin. Daß ich mir Dinge einbilde. Danke schön, ich hab’s verstanden.«
    »Eigentlich könnte man es damit bewenden lassen«, meinte Lukastik. »Niemand kann Ihnen verbieten, ein Kind zu suchen, das gar nicht existiert. Aber jetzt ist nun mal dieses Skelett aus dem Mariensee aufgetaucht. Und wir wissen, daß es zu einer Frau namens Andrea Pero gehört, die vor drei Jahren aus Mailand verschwunden ist. Eine Frau, die Sie einige Wochen vor ihrem Verschwinden aufgesucht haben.«
    »Ach was, ich dachte, das entspringt alles nur meiner Phantasie.«
    Während er das sagte, schaute Olander hinüber zu Grong, der gerade einige Gläser polierte und seinerseits herübersah. Lukastik bemerkte den Blick und meinte: »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, Herrn Grong einen Vorwurf daraus zu machen, mit uns gesprochen zu haben.«
    »Keineswegs. Er ist ein integrer Mann, der nur redet, wenn er reden muß. Abgesehen davon, daß ich ihm mein Leben verdanke. – Er hat sich Ihnen also anvertraut. Nun, dann wissen Sie, daß ich Andrea Pero aufgesucht habe, weil ich hoffte, sie könnte mir sagen, wo meine Tochter ist. Sie denken aber, ich habe keine Tochter. Gut, dann war ich auch nie bei dieser Frau Pero. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß entweder alles oder nichts eine Erfindung ist.«
    »Das ist ein bequemer Standpunkt«, fand Lukastik, »den ich mir leider nicht erlauben kann. Eine Clara gab es nie, eine Andrea Pero durchaus. Und es würde mich natürlich brennend interessieren, wieso diese Frau nach Hiltroff kam.«
    »Vielleicht aus dem gleichen Grund wie ich. Herr Grong hat Ihnen doch sicher auch erzählt, daß dieser andere Fahrer – der das Taxi rammte und den Taxichauffeur tötete, bevor er dann selbst an die Reihe kam –, daß er mir diesen Ort hier nannte. Wie es scheint, ruft Hiltroff die Leute zu sich. Ich bin dem Ruf gefolgt. Pero ist dem Ruf gefolgt. Und einige andere vielleicht ebenso.«
    »Ich denke eher, daß Sie selbst es waren, der Frau Pero nach Hiltroff gelockt hat.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Zu dem offenkundigen Zweck. Sie wissen ja, in welchem Zustand die junge Frau aus dem Wasser gezogen wurde.«
    »Für mich zählt nur, daß es nicht das Skelett meines Kindes ist.«
    »Sie wollen also behaupten, nach Ihrer Zeit in Mailand nie wieder von Andrea Pero gehört zu haben.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich hatte ihr damals, in ihrer Wohnung, meine Handynummer gegeben, aber nicht wirklich geglaubt, daß sie sich melden würde. Sie schien ja in Angst zu leben. Um so mehr war ich erstaunt, als sie mich dann hier in Hiltroff anrief und mir erklärte, sie würde oben am Mariensee auf mich warten. Ich bin sofort hinaufgestiegen, doch sie war nicht da. Ich bin mehrmals um den See, aber keine Spur von ihr. Das war’s auch schon. Und jetzt, drei Jahre später, findet man ihre Knochen.«
    »Sie können schwerlich von mir verlangen, daß ich Ihnen das glaube.«
    »Natürlich nicht. Sie müssen mich logischerweise für den Mörder dieser Frau halten. Und wenn ich so verrückt bin, wie Sie meinen, muß ich es mir selbst zutrauen. Was mir jedoch als die eigentliche Frage erscheint, ist die, wieso Andrea Pero nach Hiltroff kam.«
    »Ich spekuliere mal«, sagte Lukastik. »Vielleicht hatte sie ein Verhältnis mit Ihnen.«
    »Dafür muß man nicht nach Hiltroff gehen.«
    »Frau Pero stammt aus einer ziemlich wilden Familie. Ihre Brüder hatten sicher etwas dagegen, daß da ein Nichtitaliener gehobenen Alters mit ihrer geheiligten Schwester herummacht.«
    »Sie haben recht, das wäre ein Argument gewesen. Aber es ist nun mal so,

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