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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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nachsehen, ob diese Frau existiert, ob eine Frau dieses Namens in den letzten Jahren verschwunden ist. Dann können wir weiterreden.«
    »Ich mag es nicht«, sagte Lukastik, »wenn andere das Tempo bestimmen.«
    »Bedenken Sie, daß ich ein alter Mann bin. Da kann man doch ein Auge zudrücken.«
    »Da haben Sie auch wieder recht«, meinte Lukastik, der bei aller Vermessenheit auch zur Einsicht fähig war. Er bat Grong um dessen Telefonnummer.
    Grong gab sie ihm, verabschiedete sich und verließ das Hotel, welches um so viel vornehmer war als sein eigenes.
    Nur zwei Stunden später saß Job Grong erneut im Zimmer des Chefinspektors, der nun an der Kante seines Tisches lehnte und die betont legere Haltung von Fallschirmspringern und lebenden Kanonenkugeln einnahm. In seinem Blick lag ein mangelhaft unterdrückter Ausdruck von Spannung und Aufmerksamkeit. Der ganze Lukastik hockte in einem Startblock. Er sagte: »Erzählen Sie mir, was Sie von dieser Frau wissen. Von Andrea Pero.«
    »Sie existiert also«, konstatierte Grong.
    »Ja, und sie wurde vor drei Jahren als vermißt gemeldet. Wir wissen auch, daß sie einen Unfall hatte. Sie ist in eine Straßenbahn gelaufen, und ihr wurde ein Nagel eingesetzt. Genau der, den wir in dem Skelett fanden. Wir haben jetzt also einen Namen für unsere Tote. Und nun, Herr Grong, würde ich gerne erfahren, woher Sie wußten, nach wem wir suchen müssen.«
    »Ich dachte, Sie werden mich als erstes fragen, ob ich der Mörder bin.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich stelle nur sinnvolle Fragen. Ich frage immer nur die Mörder, ob sie die Mörder sind. – Also bitte, erzählen Sie.«
    Grong war beeindruckt. Dieser Lukastik mochte ein Ungustl sein, aber ein interessanter Ungustl.
    Job Grong begann seine Schilderung. Wie er Olander kennengelernt, ihn aus einem Wasserloch gerettet und wie dieser ihm vom Verschwinden seiner Tochter und der Suche nach ihr berichtet hatte. Einer Tochter, die es laut Olanders geschiedener Frau gar nicht gab. – Grong ließ kein Detail aus. Er besaß ein gutes Gedächtnis, und er besaß die Gabe, einen Bericht abzuliefern, ohne etwas hinzuzudichten. So etwas geschah selten. Die meisten Berichte waren Variationen auf ein Thema von Bach.
    Als Grong geendet hatte, nämlich mit dem Hinweis, wie wenig sich Olander um den Knochenfund zu kümmern scheine, rutschte Lukastik von der Tischkante, spazierte einmal um Grong herum und nahm dann wieder unter der abstrakten Tiroler Landschaft seinen Platz ein. Er legte seine Hände mit geschlossenen Fingern auf der Tischfläche ab und sagte: »Na, dann werden wir uns mal mit Herrn Olander unterhalten.«
    Nicht, daß Olander verhaftet wurde. Vielmehr war es so, daß am gleichen Nachmittag Lukastik im POW! erschien, bei Grong einen Kaffee bestellte und sich sodann zu Olander an den Tisch setzte. Olander steuerte soeben auf die Mitte seiner Vier-mal-zwei-Serie zu, hatte einen letzten Schluck Branca Menta im Glas.
    »Sie wissen, wer ich bin?« fragte Lukastik.
    »Der neue Dorfpolizist«, antwortete Olander.
    »Was bringt das? Wollen Sie, daß ich mich ärgere, daß ich böse werde, daß ich Sie zu einem ungemütlichen Verhör abschleppen lasse?«
    »Stimmt, das war dumm von mir«, zeigte jetzt auch Olander Einsichtsfähigkeit. Er sagte: »Sie sind der Chefinspektor aus Wien.«
    »Und Sie sind ein Mann, der sich seit gut drei Jahren an einem Ort befindet, an dem er eigentlich nichts verloren hat.«
    »Sie werden doch wohl schon herausbekommen haben, daß ich nach meiner Tochter suche.«
    »Sie haben keine Tochter.«
    »Wer sagt Ihnen das?«
    »Denken Sie, ich bin unvorbereitet? Ich habe Erkundigungen eingeholt. Wie lästige Polizisten das so tun. Ich habe mit Longhi gesprochen. Sie kennen Longhi doch?«
    »Er war nicht sehr engagiert in dieser Sache.«
    »Er hat den Unfall untersucht«, sagte Lukastik. »Den Tod des Taxifahrers. Und später dann den Tod des Mannes, der den anderen Wagen steuerte. Und er hat versucht herauszufinden, was Sie damit zu tun haben. Ein Mann, der am Flughafen in ein Taxi steigt, ein Taxi, das später verunglückt. Ein Mann, der dem Feuertod entkommt, aber einige Tage im künstlichen Koma liegt. Ein Mann, der, als er erwacht, von seiner Tochter spricht. Was für eine Tochter? fragen alle. Aber Sie bleiben dabei, behaupten, da sei dieses Kind gewesen. Und da sei diese junge Frau gewesen, die das Kind an sich nahm.«
    »So war es.«
    »Nein, so war es nicht, Herr Olander. Faktum ist, daß Sie ganz alleine in

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