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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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jeden von uns drei Stück gekauft, in verschiedenen Farben. Das bedeutete, wir konnten bei drei Runden mitmachen.
    Â»Weißt du, wie Bingo funktioniert?«, sagte ich.
    Â»Natürlich«, sagte Oskar. »Ich geh doch nicht zu einem Bingoabend, ohne mich vorher über die Spielregeln zu informieren.«
    Ich zuckte die Achseln. Hätte ja sein können.
    Er drehte sich zur Bühne um. »Wann geht’s denn los?«
    Â»Gleich.« Ich folgte seinem Blick. Vor die Bühne war ein breiter Vorhang gezogen, schwarz mit silbernem Flitter drauf, sehr schick. »Die Wandbeck mag es gern dramatisch.«
    Â»Es heißt Fräulein Wandbeck, Rico«, rüffelte mich Mama von der Seite.
    Â»Sie heißt Fräulein Wandbeck«, sagte ich, »und sie ist ein fürchterliches Weib, und das darf ich sagen, weil’s nicht von mir kommt, sondern von Herrn van Scherten.«
    Herr van Scherten kicherte und Mama wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, als plötzlich das Licht weniger wurde und ein kleiner Trommelwirbel erklang. Das Hummelgebrumm erstarb. Herrn van Schertens Kichern erstarb. Er und Mama drehten sich jetzt auch um. Alle starrten zur Bühne.
    Â»Meine sehr geehrten Damen und Herren«, dröhnte es aus einem Lautsprecher hinter dem Vorhang, »begrüßen Sie Ihre Gastgeberin – Fräulein Elliiie Wandbeeeeck!«
    Ein Scheinwerfer flammte an. Als klappte ein schöner, düsterer Engel seine Flügel auseinander, rauschte der Vorhang auf. Die Bühne war rot beleuchtet, auf der einen Seite stand die Bingotrommel, auf der anderen der Tisch mit den Preisen, und dazwischen die fürchterliche Ellie in ihrem schwarzen Hosenanzug. Sie hatte sich so viel Puder ins Gesicht gepappt, dass ihr dürrer Oberkörper im Scheinwerferlicht von einer kleinen, rieselnden Staubwolke umgeben war, wannimmer sie sich bewegte. Ihre pechschwarz gefärbten Haare waren streng zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem kleinen harten Knoten befestigt. Sie hielt ein Mikrofon in der knochigen Hand, in das sie mit ihrer Kleidermottenstimme schrie: »Herzlich willkommen, meine Hummelchen! Euch allen einen schönen, schönen guten Abend mit den Kugeln, die daaaas GLÜCK bedeuten!«
    Ein bisschen Spucke flog aus ihrem Mund.
    Neben mir zog Oskar entsetzt die Nase kraus.
    Und dann ging’s los.
    Bingo ist eigentlich ganz einfach: Man hat ein Kärtchen mit massenweise Zahlen drauf. Die Zahlen sind alle verschieden voneinander und sie stehen in einem Gitterwerk aus quadratischen kleinen Kästchen.
    QUADRATISCH : Haargenau viereckig. Wenn ein Kästchen nicht haargenau viereckig ist, nennt man es nicht quadratisch, sondern rechteckig. Linkseckig gibt es nicht. Das Kästchen kann außerdem in eine Richtung gekippt sein, das nennt man Salmi. Wenn es keine Ecken hat, ist es kein Kästchen mehr, sondern ein Kreis. Wenn ein Kreis gekippt wird, heißt er auch irgendwie, aber wenn ich noch weiter darüber nachdenke, kippe ich selber um.
    In jedem Kästchen steht eine Zahl. Wenn das Gitterwerk also aus jeweils zehn Reihen übereinander und nebeneinander besteht, ergibt das … ziemlich viele Kästchen mit Zahlen drin.
    Aber jetzt kommt das eigentlich Wichtige: Die Bingochefin, also die fürchterliche Ellie, steht auf der Bühne vor einer großen runden Trommel, in der sich massenweise Kugeln mit all diesen Zahlen drauf befinden. Sie bestimmt eine beliebige Kästchenreihe aus dem Gitterwerk – zum Beispiel die oberste – und dann fängt die Trommel an, sich zu drehen, und sobald sie anhält, zieht die fürchterliche Ellie eine Kugel raus, natürlich ohne Hingucken, damit keiner ihr Schummeln vorwerfen kann. Dann ruft sie zum Beispiel –
    Â»Siebzehn!«
    â€“ und nun muss man total schnell auf seiner Karte nachgucken, ob die Siebzehn in der obersten Reihe steht. Wenn man Glück hat und sie dort findet, kann man sie wegkreuzen. Unglücklicherweise hält die Trommel in sehr kurzen Abständen, und das Kugelgeziehe geht auch schrecklich fix, deshalb komme ich mit dem Gucken meistens kaum hinterher. Wenn man noch dazu mit dem Rücken zur Bühne sitzt, muss man schon Oskar heißen, um mit blitzschnellen Blicken und der Zungenspitze zwischen den Zähnen nicht nur die eigenen, sondern gleichzeitig auch noch die Zahlen auf meinem und Mamas und Herrn van Schertens Bingokärtchen zu überprüfen.
    Ich schaffte

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