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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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weich, als er an eine Vergangenheit dachte, die nur ein unglücklicher kleiner Junge, ein ausgesetztes Fräulein und ein harmlos verrückter Steinzüchter kannten. »Fitzke war nicht der perfekte Ersatzvater, den ich mir wünschte. Aber wer ist schon perfekt? Wir haben alle unsere kleinen Macken, oder?«
    Sein Blick wurde wieder hart, und plötzlich war ich mir sicher, dass er schon als Kind seine ersten Sorgenfalten gekriegt hatte. Er musterte Oskar und kniff kurz die Augen zusammen, als er die weißen Flecken auf der einen Bommel der Strickmütze bemerkte.
    Â»Frischkäse«, sagte Oskar.
    Der Bonhöfer nickte bloß.
    Als er kurz darauf die Tür hinter uns schloss, konnten wir hören, wie er zweimal den Schlüssel umdrehte.

    Â»Ich fand den ziemlich nett«, sagte ich zu Oskar auf dem Weg zur Bushaltestelle. Das braune Haus, in dem der Bonhöfer wohnte, lag hinter uns und war nur noch eins von vielen braunen Häusern. »Okay, er hat uns keinen Sprudel oder dergleichen angeboten, aber –«
    Â»Er war zu nett«, erwiderte Oskar. »Aber das musste er auch sein.«
    Â»Weil er womöglich gar keinen Sprudel dahatte?«
    Â»Nein. Weil er von vorn bis hinten gelogen hat.«
    Ich blieb überrascht stehen. »Gelogen?«
    Â»Jedenfalls, sobald es um seine Tochter ging. Überleg doch mal: Angeblich weiß er nicht, ob Julia ein Handy hat. Angeblich weiß er nicht, wo oder bei wem sie wohnt. Da stellt sich logischerweise die Frage …«
    Er sah mich abwartend an, als wäre ich der Schlaue mit den Klappen über den Ohren. Ich dachte eine Weile nach, dann zuckte ich die Achseln. »Ob sie obdachlos ist?«
    Â»Nein. Wie sie von Fitzkes Beerdigung erfahren hat. Eine Todesanzeige in der Zeitung hat es ja wohl kaum gegeben, oder?«
    Â»Nicht dass ich wüsste. Von wem denn auch?«
    Â»Na bitte. Und vom Mommsen wusste sie es auch nicht, der hat selber keine Ahnung, wie man sie erreicht.« Oskar wippte auf den Fußspitzen gut gelaunt vor und zurück. Er war total zufrieden mit sich selbst. »Ich denke, der Bonhöfer weiß sehr genau, wo Julia steckt. Und ich denke, ich weiß es auch.«
    Jetzt kam auf meine erste Überraschung noch diese zweite drauf. Am liebsten wäre ich noch mal stehen geblieben, aber ich stand ja schon, also ging ich unter der Last der Überraschungen einfach ein bisschen in die Hocke.
    Â»Wo denn?«
    Oskar hörte mit dem Wippen auf. »Wie viel Geld hast du?«
    Â»Fünfzig Euro«, antwortete ich stirnrunzelnd. »Die der Bühl mir geschenkt hat, für die nächste Woche. Plus ein bisschen gespartes Taschengeld in meinem Reichstag.«
    Â»Mist, das dürfte für die Bahn nicht reichen.« Er knabberte kurz an einem Fingernagel. »Na gut, dann fahren wir eben schwarz. Also, ohne Fahrkarte.«
    Â»Ich weiß, was schwarzfahren bedeutet. Aber wir haben doch unsere Tageskarten?«
    Â»Ich meine nicht die S-Bahn.«
    Â»Nicht die S-Bahn?« Diese dritte Überraschung reichte schon fast für eine Kniebeuge. »Wohin wollen wir denn?«
    Oskar stapfte los und blickte nur kurz über die Schulter. »Falls du heute noch aus der Hocke kommst: rauf nach Norden. An die Ostsee.«



Ich habe Hunger!
    Das muss man ja morgens, wenn man das Frühstück für den besten Freund ausfallen lässt, erst mal wissen, dass man am Abend desselben Tages ein paar hundert Kilometer weiter oben im Norden, der aus irgendeinem Grund auch der Osten ist, nur mit jeder Menge Wasser drin und Wind aus irgendeiner Richtung … also, dass man da in einem Holzschuppen übernachtet, mit immer noch so gut wie nichts im Bauch, außer einem einzigen hutzeligen Apfel. Ich wünschte, es wäre noch Frischkäse an der Bommel. Hundedrops sind auch keine mehr übrig. Die letzten sind im Zug draufgegangen, weil Porsche so aufgeregt war und ich mich irgendwie beruhigen musste.
    Wind pfeift leise durch die Ritzen in den Bretterwänden. Das Holz knarzt und knackt. Die Luft duftet wunderbar frisch und würzig, aber das macht einem erst so richtig Appetit. Porsche und Oskar schlafen schon. Ich bin noch hellwach, deshalb schreibe ich Tagebuch, im Licht einer Taschenlampe. In mein Matheheft, ausgerechnet! Irgendwann später muss ich das alles noch mal abtippen.
    Mann, Mann, Mann!
    Andererseits ist das wohl so bei Abenteuern. Man kann sich nicht alles aussuchen oder vorher

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