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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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großartig planen. Manchmal kommt es eben anders, als man denkt oder als man überhaupt jemals gedacht hätte. Wenn ich zum Beispiel überlege, wie Oskar und ich hier in diesem Schuppen gelandet sind oder von wem ich die Taschenlampe gekriegt habe und wie ich noch heute Mittag geradezu prophetisch gespürt hatte, dass ich eine brauchen würde …

    Â»Meinst du, wir brauchen eine Taschenlampe?«, rief ich Oskar aus meinem Zimmer zu.
    Â»Wofür?«, rief er von nebenan zurück.
    Â»Falls wir im Dunkeln was suchen müssen oder dergleichen.«
    Â»Ãœbertreib mal nicht.«
    Ich stand vor meinem geöffneten Kleiderschrank. Porsche guckte aus glänzenden Augen erwartungsvoll zu mir hoch, als wüsste er, dass ihm seine erste Reise bevorstand. Niemals hätte ich ihn allein zurückgelassen. Oskar saß im Wohnzimmer vor Mamas Computer und suchte nach passenden Bahnverbindungen.
    Â»Oskar? Muss ich einen Reisepass mitnehmen?«
    Â»Blödsinn.«
    So blödsinnig fand ich die Frage nicht. Die Ostsee war nämlich riesig, das hatte ich mir eben auf meiner Weltkarte angeguckt. Von Deutschland aus betrachtet, schwappte sie auf der einen Seite gegen Dänemark – wo Oskar letztes Jahr bei den Wikingern gewesen war – und auf der anderen Seite gegen Polen. Von dort aus schwamm sie weiter nach oben, bis sie sich zuletzt zwischen Schweden und Finnland reindrückte, und zwar mit zwei Busen, die Finnischer und Bottnischer Meerbusen hießen. Vor allem der zweite Busen war so groß, fand ich, dass er genauso gut Bottnische Hupe heißen konnte.
    Daran, wie es mit der Ostsee oberhalb von Dänemark weiterging, durfte ich gar nicht denken. Das machte mich echt sauer.
    OSTSEE (ANDERE SEITE)
: Oben über Dänemark her und auf der anderen daran wieder runter geht die Ostsee als Nordsee weiter. Das ist eine bodenlose Unverschämtheit! Es ist doch wohl sonnenklar, dass die Nordsee dort Westsee heißen müsste! Aber immer schön meckern, wenn ein Tiefbegabter den Kompass nicht versteht!
    Â»He, es gibt eine Zugverbindung um halb zwei, bei der wir nur einmal umsteigen müssen!«, rief Oskar aus dem Wohnzimmer. »Das ist fürs Schwarzfahren besser, da werden wir weniger kontrolliert! Also beeil dich, okay?«
    Â»Beeil du dich doch selber! Ich bin schon so gut wie fertig.«
    Eigentlich hatte ich noch gar nicht angefangen, aber das lag nur daran, dass ich noch nie eine Reisetasche gepackt hatte, was wiederum nur daran lag, dass ich gar keine Reisetasche besaß. Also musste ich meinen Rucksack nehmen, aber außer der Zahnbürste und Badesachen und Trockenfutter für Porsche war mir noch nichts zum Packen eingefallen. Frische Unterwäsche? Morgen würden wir ja schon wieder zurückkommen, wahrscheinlich nach einer Übernachtung im Freien, hatte Oskar überlegt, denn ein Hotel wäre erstens zu teuer, und zweitens würde da jeder merken, dass wir ohne Eltern unterwegs waren. Zusätzliche Klamotten waren also überflüssig, außer vielleicht ein dicker Pulli und eine Regenjacke, nur zur Sicherheit.
    Andererseits, so eine Unterhose mit Pipiflecken drin … Mama hat mal gesagt, nicht Hygiene, sondern Pipiflecken wären der eigentliche Grund dafür, dass Leute sich jeden Tag saubere Sachen anziehen. Sie haben Angst davor, zufällig vor einen Bus zu laufen oder in eine Baugrube zu fallen oder dergleichen, denn wenn man ihnen dann im Krankenhaus die Hose runterzieht, haben sie den Salat. Es wäre total peinlich, außer natürlich, sie hätten gelbe Unterwäsche an, aber aus irgendeinem Grund ist die nicht so angesagt. Der Bühl zum Beispiel trägt bunt gestreifte Slips, die Mama total sexy findet. Es sind alle Farben drin außer Gelb, aber warum das so ist, konnte weder Mama noch der Bühl mir sagen.
    Oskar steckte den Kopf zur Tür rein, als ich gerade eine Unterhose in den Rucksack steckte. »Zum Hauptbahnhof fährt ab Urbanstraße ein Schnellbus. Ich geh jetzt packen. Klingelst du?«
    Â»Klar. Aber was willst du Lars erzählen?« Darüber hatte ich mir schon eine ganze Weile Gedanken gemacht. »Ich meine, wegen seiner Verantwortung und so weiter.«
    Nicht dass ich mich wirklich sorgte, außer um eine passende Ausrede. Von mir aus konnte dieser Irre sich seine Verantwortung an den Hut stecken. Wie ich ihn kannte, würde er sowieso frühestens in drei Tagen mitkriegen,

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