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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Jahr Schiss gehabt hatte. Okay, die wohnten in Thüringen, hatte der van Scherten erzählt, und jetzt waren wir in Mecklenburg-Vorpommern. Aber hier gab es Maulwürfe, Wildschweine und Heuschrecken. Es hätte gerade noch gefehlt, dass ich in einem Maulwurfshügel stecken blieb und darin versank, um dann hilflos von einem der leckersten Wildschweine Deutschlands angegriffen und plattgemacht zu werden, während ein paar Heuschrecken ein lustiges kleines Abschiedslied dazu fiedelten.
    Wir hielten vorsichtshalber ein gutes Stück Abstand zu Julia und Justin, aber die beiden drehten sich nicht um. Sie hatten es offenbar nicht eilig. Unterwegs nahm Julia ihren Freund bei der Hand. Ein paar Schritte weiter legte Justin einen tätowierten Arm um sie. Das mit dem Nacktstrand hatte er also inzwischen verkraftet. Die beiden waren so langsam, dass Porsche sogar Zeit für sein Geschäft fand.
    Â»Ich hab keinen Plastikbeutel mit!«, stellte ich erschreckt fest.
    Â»Ich schätze, hier kannst du das liegen lassen«, sagte Oskar.
    Ich guckte über ein Holzgatter hinweg auf eine einsame Wiese, die voller Kuhfladen lag. Die sammelte auch keiner ein, also machte ein kleiner zusätzlicher Haufen von Porsche ja wohl nichts aus.
    Â»Wie nennt man noch mal so einen, der gestohlene Sachen weiterverkauft?«, sagte ich im Weitergehen.
    Â»Einen Hehler. Der Bonhöfer hatte Recht. Seine Tochter hat wirklich merkwürdige Typen als Freunde.«
    Klar, sie war ja auch ein schwieriges Kind. Fitzke hatte das gewusst. Er hatte sie Gewitteraas genannt – ich wusste bis heute nicht, was das sein sollte, aber es hatte nicht nett geklungen. Trotzdem tat Fitzke mir leid. Er würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er mitkriegte, dass sein schöner Kalbstein an einen Hehler verscherbelt wurde, und dann würde er ungemütlich auf dem Bauch liegen.
    BESTATTUNG
: In der Steinzeit, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, wurden sie manchmal im Sitzen statt im Liegen bestattet. Im Stehen ging leider nicht. Die Toten hätten zwar weniger Platz gebraucht, aber sie hätten davon Krampfadern gekriegt. Und das mit dem Sitzen setzte sich auch nicht durch. Wahrscheinlich merkten zu viele, dass sie tot waren, und das haute sie dann vom Hocker.
    Â»Wer wohl dieser Bobo ist?«, sagte ich. Auf dem Weg wuchs jetzt hohes Gras, das meine nackten Beine kitzelte. »Meinst du, die beiden haben ein Kind?«
    Â»Das würden sie nicht allein zu Hause lassen, oder?«
    Â»Stimmt.«
    Â»Eher ein Kumpel von diesem Justin«, vermutete Oskar. »Der Dritte im Bunde. Mit dem Hehler wären das dann schon vier. Und falls der auch noch jemanden im Schlepptau hat …«
    Klar, großartig! Warum sollten wir uns auch nicht gleich mit einer ganzen Verbrecherbande anlegen!
    Das Haus der Bonhöfers hätten wir niemals gefunden, selbst wenn wir es tagelang gesucht hätten. Dazu lag es viel zu weit abseits von Prerow, in einer einsamen Einödnis voller Abgeschiedenheit. Wir konnten es irgendwann vom Wegrand aus sehen, wo wir uns schnell in die Büsche schlugen. Ein silberner Wagen war auf einem Stück Wiese geparkt. Oskar und ich erkannten ihn sofort wieder. Wir hatten also tatsächlich von Frau Dahlings Fenster aus Julia davonfahren sehen.
    Â»Silbern ist eine ziemliche Angeberfarbe«, flüsterte Oskar. »Der Wagen gehört sicherlich Justin.«
    Julia und Justin hatten durch ein knarrendes Gartentürchen das Grundstück betreten – immerhin war der Rasen frisch gemäht – und waren im Haus verschwunden. Es sah fast genau so aus wie auf dem Foto, bloß das Dach war neu gedeckt. Offensichtlich war doch mal jemand mit Ziegeln hier aufgekreuzt, denn von dem schönen Reet war nichts mehr zu sehen.
    Â»Reet ist teuer«, sagte Oskar. »Bestimmt hat das Geld nur für normale Ziegel gereicht.«
    Wir warteten eine Viertelstunde, aber im Haus tat sich nichts. Es kam auch niemand wieder raus. Ich guckte wie gebannt auf die Tür, in die unten eine so große Katzenklappe eingelassen war, dass sogar ein Löwe durchgepasst hätte. Womöglich knutschten Julia und ihr Justin dadrin erst mal rum, bevor sie an den Strand gingen, oder sie beratschlagten einen Plan für morgen, wenn dieser Hehler kam.
    Das Heuschreckengezirpe machte mich nervös, außerdem summten ständig irgendwelche Viecher um uns herum. Da waren womöglich Mücken dabei, die

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