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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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nickte. »Sieht es in Dänemark auch so aus?«
    Â»Da war es schroffer. Mehr große Steine und Felsen. Jedenfalls da, wo Lars und ich waren.«
    Â»Bei dieser Bekannten von Lars, oder?«
    Oskar schaute geradeaus auf die See. Sein Gesicht war so regungslos, und er selber war so still, als hätte irgendein Kultureller sich überlegt, dass das hier eine hübsche Stelle wäre, um eine Statue von einem kleinen Jungen mit Bommelmütze abzustellen. Der Junge war aus kaltem Stein, aber die Strickmütze war echt, denn die Bommeln bewegten sich ein wenig im Wind.
    Ich musterte Oskar von der Seite und wusste, da würde nichts kommen. Er hatte nie darüber geredet, warum es letztes Jahr in Dänemark so doof gewesen war. Lars hatte ihn dahin mitgenommen, nach der Sache mit Mister 2000, angeblich zur Erholung und um ihn vor den Zeitungen und vorm Fernsehen zu schützen. Aber Mama hatte vermutet, dass Lars dabei mehr an seine eigene Erholung gedacht hatte und dass die Bekannte in Dänemark, zu der er fuhr, eine alte Knutschliebe von ihm war. Falls das stimmte, hatte jedenfalls nur Lars die Knutscherei toll gefunden.
    Â»Wir ziehen besser die Schuhe aus«, sagte Oskar, nachdem er noch eine Weile Kultur gespielt hatte. »Dann läuft es sich leichter.«
    Wir packten unsere Schuhe und Strümpfe ein. Als Oskar seine Hand aus dem Rucksack zog, hielt er darin eine gelbe Tube.
    Â»Sonnencreme«, sagte er auf meinen fragenden Blick. »Hoher Lichtschutzfaktor.«
    Â»Ist die übrig von Dänemark?«
    Â»Hör jetzt mal bitte auf mit Dänemark.« Er klappte den Deckel der Tube auf und hielt sie mir hin. »Willst du? Wenn nicht, kriegst du später eventuell Hautkrebs. Oder du kriegst einen Sonnenstich.«
    Das Zeug roch schlimmer als Porsches Duftbäumchen, aber eh ich Krebs kriegte, wie mein armer Onkel Christian …
    Ich war rasch fertig. Oskar allerdings schmierte sich so sorgfältig und übertrieben ein, dass ich befürchtete, die Sonne würde untergehen, bevor er endlich fertig war. Immerhin, stechen konnte sie ihn dabei nicht mehr. Sogar die Stellen hinter den Ohren ließ er nicht aus und auch nicht die Ritzen zwischen seinen Zehen. Als wäre jemals jemand an Zehenritzenkrebs gestorben.
    Barfuß durch den Sand zu laufen war toll. Man sank ein bisschen darin ein, aber dann machte man ja schon den nächsten Schritt. Porsche, der viel leichter war, schoss wie eine Rakete über den Sand. Ab und zu blieb er stehen, drehte sich zu mir um und stieß ein aufforderndes kleines Kläffen aus.
    Je näher wir dem Strand und dem Wasser kamen, umso mehr Wind blies uns entgegen. Dann zwischen den Leuten durch und mit den nackten Füßen ins Wasser, das war schon wieder was neues Tolles. Ich krempelte die Hose hoch, damit ich tiefer reingehen konnte. Ich schaffte locker zwei Meter, weiter traute ich mich nicht. Oskar und Porsche trauten sich gar nicht, sie waren draußen geblieben. Porsche guckte über das Wasser und bellte. Ich sah mich ängstlich um. Es gab keine wirklich hohen Wellen, bestimmt kamen die nur bei Springfluten und dergleichen. Aber womöglich gab es Haie oder Killerwale. Oder diese fetten Quallen mit fünfzig Meter langen Fäden, die einen verbrennen, wenn man mit ihnen in Kontakt kommt … Hatte ich mal im Fernsehen gesehen. Das Brennen lässt nur nach, wenn man jemanden findet, der auf einen draufpullert, weil in Pipi so eine Art Gegengift enthalten ist. Vielen Dank auch …
    Also wieder raus aus dem Wasser.
    Am Strand lagen tatsächlich angetriebene Quallen, aber sie waren klein und ohne lange Fäden. Sand pappte an ihnen wie Paniermehl an einem Schnitzel. Porsche schnupperte an einer von ihnen, danach würdigte er die Quallen keines Blickes mehr. Es lagen auch Algen und Schlick herum und massenweise verknäultes Seegras und –
    Â»Muscheln!«, rief ich begeistert.
    Ãœberall. Abertausende davon. Klein und weiß waren sie, und gar nicht besonders und doch das Besonderste von der Welt. Ich bückte mich nach einer, hob sie auf und –
    Â»Grundgütiger«, entfuhr es Oskar.
    Â»Was?«
    Â»Man hört nichts, wenn man sich so eine flache Herzmuschel ans Ohr hält. Das geht nur mit Schneckenmuscheln.«
    Ich nahm die kleine weiße Muschel wieder runter und ließ meinen Blick suchend über den Strand gleiten. »Und wo sind solche geschneckten? Ich würde gern

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