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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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das Meer rauschen hören.«
    Â»Gibt’s hier nicht. Und was du darin hörst, sind sowieso nur Geräusche aus der Umgebung, die das Muschelgehäuse verstärkt, und außerdem dein Blutkreislauf.«
    Â»Und wie kommt mein Kreislauf darein?«
    Peinlich mal wieder! Hätte ich zwei Sekunden gewartet, bevor ich den Mund aufmachte, wäre ich von selbst darauf gekommen, wie tiefbegabt die Frage war. Aber immerhin … noch vor einem Jahr hätte ich mir die Muschel wahrscheinlich für eine Woche mit Tesafilm ans Ohr geklebt, in der Hoffnung, irgendwann Meeresrauschen darin zu hören.
    Oskar zeigte an der Wasserlinie entlang. Ein ganzes Stück entfernt sprangen jede Menge nackte Leute herum. »Da ist der FKK-Strand.«
    Â»Meinst du, Julia und ihr Freund gehen da vielleicht heute noch hin?«, sagte ich. »Zum Üben für morgen?«
    Â»Könnte sein.«
    Â»Wenn sie den Kalbstein mitbringen und baden gehen, könnten wir versuchen, unbemerkt an ihn ranzukommen.«
    Â»Genau das habe ich auch überlegt. Und wenn wir den Stein heute nicht kriegen, haben wir immer noch morgen eine Chance.«
    Â»Morgen?« Ich runzelte die Stirn. »Aber wir wollten heute wieder nach Hause fahren.«
    Oskar sah gleichgültig aufs Wasser. »Und?«
    Â»Na, was ist mit Lars? Wir können doch nicht einfach so lang von ihm wegbleiben, er hat immerhin die Verant–«
    Â»Mann! Hör doch endlich mal auf mit deinem beschissenen Lars!« Die Worte kamen so unerwartet laut und schrill, dass ich erschreckt zusammenzuckte. »Lars wäre es auch egal, wenn ich erst Weihnachten wiederkomme! Der soll ruhig noch einen Tag länger Angst haben!«
    Â»Angst?« Ich runzelte die Stirn. »Wieso denn Angst?«
    Keine Antwort. Aber manchmal ist Schweigen die beste Antwort von allen, weil sie so viel verrät. Am liebsten hätte ich mir vor den Kopf gebärdet: Ich Trottel, da hätte ich auch selber draufkommen können! Und zwar viel früher.
    Â»Du hast ihm gar nichts gesagt, oder?«, sagte ich leise. »Nicht, dass wir bei mir übernachten würden, und auch nicht, dass wir heute früh in den Zoo gehen. Du wolltest, dass er sich mal so richtig Sorgen um dich macht. Stimmt’s?«
    Â»Fast.« Oskar schaute runter in den Sand, in dem seine kurzen dicken Zehen herumpulten, als suchten sie nach Halt. »Ich hab ihm einen Zettel geschrieben.«
    Ich musste ihn nicht mal fragen, was darauf stand. Ich wusste es auch so. Oskar hatte sich die Worte sicherlich Hunderte Male vorgesagt, seit Lars ihn letztes Jahr bei Mama und mir zurückgelassen hatte, mit nichts als einer Reisetasche voller Klamotten und einem Zettel drin. Oskar hatte den Text wahrscheinlich nur passend abgeändert: Hallo, Lars, ist hoffentlich okay, wenn ich ein paar Tage wegbleibe. Muss Abstand finden. Melde mich wieder. Oskar.
    Er hob den Kopf, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und sah mich herausfordernd an. Lange hielt er es nicht aus. Sein Blick flackerte, und er schaute wieder runter in den Sand. »Es tut mir leid«, sagte er leise.
    Mir wurde schlecht, als ich plötzlich verstand.
    Den ganzen Rest, meine ich.
    Das ganze Alles.
    Oskar hatte so was schon mal mit mir gemacht. Als wir uns kennenlernten. Da hatte er Interesse für mich geheuchelt, aber in Wirklichkeit hatte er mich nur benutzt, um Mister 2000 auf die Spur zu kommen.
    Â»Der Kalbstein interessiert dich gar nicht!«, stieß ich aus. »Du hast nur einen Vorwand gesucht, um abhauen zu können. Damit Lars durchdreht. Deshalb hast du mich an die Ostsee gelockt! Du hast mich manipulationiert!«
    Â»Manipuliert«, verbesserte er mich automatisch.
    Â»Ist mir egal, wie es heißt!« Ich spürte diese schwarzen Bläschen in mir hochblubbern – Adrenalin. »So was tut man nicht!«
    Â»Alle Menschen tun das. Sie tun es dauernd.«
    Â»Aber nicht mit ihren besten Freunden! Das ist einfach nur gemein!«
    Â»Ach, und du bist natürlich nie gemein!«, schnappte Oskar.
    Ich fing an zu brüllen. »Wenn ich’s mal bin, dann nicht mit Absicht!«
    Â»Du kannst genauso böse sein wie andere Leute auch!«, keifte Oskar zurück.
    Â»Kann ich nicht! Ich habe nämlich ein gutes Herz!«
    Â»Vielleicht hast du einfach nur schwache Nerven!«
    Â»Vielleicht bist du einfach nur ein schwieriges Kind!«
    Â»Ach ja? Wer ist denn hier schwierig?« Oskar

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