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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Mischung aus schottischem Hochlandrind und Hannibal Lecter. Der Held Theseus machte ihn platt, was aber nur klappte, weil er den roten Faden seiner Geliebten Ariadne nicht verlor. Die Geschichte bedeutet, dass man ohne Wolle und ohne Liebe im Irrgarten des Lebens verloren ist. Seitdem verschenken die Menschen zu Weihnachten gern selbst gestrickte Pullis und Socken.
    Ich beugte mich zu Porsche runter und kraulte ihn.
    Â»Findest du hier wieder raus, hm?«
    Porsche hechelte, legte den Kopf schräg und guckte mich an, als hätte er mir gerade dieselbe Frage stellen wollen. Oder als wollte er sagen: Eigentlich sollte sich ein kleiner Hund eher auf sein Herrchen verlassen als das Herrchen auf den Hund. Ich seufzte, holte die Wasserflasche und den Napf, den Sven mir gegeben hatte, aus dem Rucksack, und plötzlich fiel mir ein, dass Oskar und ich für zwölf Uhr mit Sven verabredet waren. Da würde nun nichts draus. Und falls Julia und Justin an den Strand kamen, würden wir die auch verpassen.
    Â»Toll«, murmelte ich. »Ganz toll!«
    Ich goss Porsche Wasser ein und beschloss, wegen meinem Kummer und der sehr großen Verlassenheit erst mal eins von den drei Nutella-Döschen plattzumachen. Wenn mich dann die Wildschweine oder Hannibal Lecter erlegten, kriegten sie wenigstens ein Kind mit Schokoladenfüllung. Viel war in dem Döschen nicht drin. Die Reste ließ ich Porsche von meinem Finger lecken.
    Es schmeckt lecker, aber ich finde das nicht wirklich gesund, hörte ich plötzlich Oskar in meiner Erinnerung sagen. Danach hatte Lars ihn fertiggemacht, gestern beim Frühstück. Und den Tag davor beim Mensch ärgere dich nicht und den Tag davor bestimmt mit irgendwas anderem. Und ruck, zuck werden die Tage zu Wochen und die Wochen zu Monaten und die Monate zu Jahren und die Jahre … sicher zu auch irgendwas. Da ist es eigentlich kein Wunder, wenn ein Kind komisch wird und zu fiesen Mitteln greift, um überhaupt mal zu kriegen, was es will. Wer weiß, wie oft Oskar was von Lars gewollt hatte, aber von ihm abgewiesen worden war und es dann irgendwann nur noch mit Tricks und Manipulation versucht hatte. Wie oft er versucht hatte, mit seinem schlauen Verstand Lars zu verstehen, der aber leider nur selten zu verstehen war, weil er anstelle von einem Gehirn eine depressive Spezial-Bingotrommel hatte, und der außerdem immer erst an sich selbst dachte und erst dann an sein Kind, obwohl es andersrum sein sollte, aber was sollte man schon von einem Erwachsenen erwarten, der sich selber wie ein Kind benahm?
    Je länger ich über das alles nachdachte, umso besser verstand ich Oskar, und umso weniger fühlte ich mich wie ein verletzter Tiger. Bloß … ich war nicht Lars. Ich war Oskars Freund. Er musste mich nicht manipulieren. Vielleicht hatte er Recht damit, dass ich zu wenig und zu langsam dachte. Aber ich war nun mal tiefbegabt. Darüber, dass er sich mit seinem hochbegabten Wissen immer vordrängelte, beschwerte sich ja auch niemand. Und überhaupt, wenn ihm was an mir nicht passte, sollte er mir das gleich und in Ruhe sagen, statt es monatelang zu sammeln, um es mir dann ins Gesicht zu brüllen. Mama hatte mal gesagt, dass sie nicht mit jemandem streitet, um ihn zu verletzen, sondern weil ihr etwas an ihm liegt. Wenn jemand ihr egal ist, lässt sie das Streiten ausfallen und erklärt ihm nur freundlich, dass er ihr mal den Hobel blasen kann. Oder dass er ihr vom Frack steigen, sie im Mondschein besuchen, ihr den Buckel runterrutschen, sich einen Knopf an die Backe nähen, eine Bulette vors Knie nageln oder sich gehackt legen kann. Nur für den Fall, dass gerade kein Hobel zur Hand ist.
    Bis ich alles zu Ende gedacht hatte, waren die beiden übrigen Nutella-Döschen auch leer. Ausgelutscht und ausgeleckt, ohne es richtig zu merken. Das hatte man dann von seinem Verständnis.

    Diese halbe Insel ist komisch. Eben war da noch Wald, und plötzlich war da Küste. Fast wäre ich draufgefallen, denn die letzten Bäume standen oberhalb eines sandigen Abhangs. Darunter war Strand und in alle Richtungen Meer und auf und in beidem jede Menge Leute.
    So viel zu einsamen Verstecken!
    Aber gut, immerhin konnte ich jetzt jemanden nach einem einfachen Rückweg fragen. In diesen von Wildschweinen verseuchten Wald oder in das von Flüsterviechern verpestete Ried würde mich nämlich keiner mehr reinkriegen. Ich fragte mich, ob es auf Sri

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