Riemenschneider
worden? »Schön wär’s.« Etwas beruhigter ging sie weiter und pochte wenig später am schmalen, hohen Haus des Spielmanns.
Frau Lisbeth öffnete; beim Anblick der vermummten Gestalt schrie sie leise auf und wollte die Tür gleich wieder schließen.
»Ich bin’s doch.« Katharina schob das Kapuzenversteck zurück.
»Heilige Maria, hast du mich erschreckt.« Lisbeth presste die rechte Hand in Herzhöhe auf ihre mächtige linke Brust. »Wer weiß schon, wer draußen steht, wenn’s klopft? Könnte ja auch …« Sie brach ab, und ein Lächeln ging über das runde rosige Gesicht. »Aber du bist mir immer lieb. Komm schnell, du wirst ja ganz nass da draußen.«
Im Flur streifte Katharina den Mantel ab. »Ist Flori noch nicht hier?«
»Er ist schon wieder weg mit dem Hans. Da ist wohl noch eine Reisegruppe angekommen. Die beiden wollen nur sehen, was es für Leute sind und wo sie absteigen. Ja, ja, wenn Fremde kommen, wird der Hans ganz unruhig. Am liebsten würd er sie direkt am Stadttor zum Würfelspiel einladen. Und dein Florian ist nicht viel besser. Ganz versessen ist er schon drauf.«
»Ich hab mich so beeilt.« Katharina runzelte die Stirn. »Und lange darf ich nicht wegbleiben.« Ihre Stimme schwankte zwischen Ärger und Enttäuschung. »So selten können wir uns alleine treffen. Und wenn es mal gelingt, dann geht er zum Spielen. Was bin ich ihm denn wert?«
»Aber, aber. Er kommt ja gleich wieder.« Lisbeth legte der jungen Frau den Arm um die Schultern und führte sie durch den Flur. »So sind die Männer nun mal. Jede Träne um die ist zu schade. Nun setzt du dich erst mal zu mir in die Küche und trinkst einen Schluck. So ein Becher Wein wärmt den Bauch gut an.« Keine Anzüglichkeit, Lisbeth wollte trösten. »Und wenn er zurück ist, dann könnt ihr gleich nach oben in die Stube. Schön weich hab ich’s euch gemacht.«
Geruch nach Fisch schlug Katharina entgegen, leicht angewidert zögerte sie. »Lass mich an der Treppe warten.« Neben dem Tisch stand das Holzfass, und auf der Platte lag neben zwei Wasserschüsseln ein Haufen mit Innereien und Schuppen.
»Stör dich nicht dran. Ich pökel gerade ein.« Die Hausfrau schob den Hocker nah ans Fenster, gab Katharina zu trinken und band sich die blutverschmierte Schürze wieder um. »Bald hab ich’s geschafft.« Mit dem Tuch in der Hand griff sie eine Schleie aus der Schüssel. »Weißt du, der Hans sorgt gut für uns. Entweder mit der Flöte oder mit den Würfeln. Wenn er bei einer Feier aufspielt, dann bringt er Braten nach Hause, manchmal sogar einen halben Kapaun.« Sie schlitzte dem Fisch den Bauch auf, entfernte mit den Fingern das Gekröse und spülte im Wasser nach. »Den ganzen Fang hier hat er heute Morgen einem Fischer abgenommen. Dreimal hintereinander hat er einen großen Bock geworfen, sagt er, und dann gehörte der Korb ihm.«
Lisbeth legte die ausgenommene Schleie ins Pökelfass und gab zerstoßenes Salz dazu. Ehe sie mit dem Aal begann, blickte sie zu Katharina hinüber. »Was hast du denn, Kindchen? Bist stumm wie ein Fisch, sitzt einfach nur da. Und getrunken hast du auch nicht. Ich sag doch, wenn der Bauch schon mal warm ist, dann hat nicht nur der Kerl seinen Spaß, dann macht’s auch dir Freude. Glaub nur, ich weiß, wovon ich rede.«
»Wirklich Freude? Bist du sicher?«
»Hör auf mich und trink. Je mehr du trinkst, Kindchen, umso schöner ist es.« Folgsam setzte Katharina den Becher an und nahm einige Schlucke. »Darf ich dich etwas fragen? Weil du doch in so was Erfahrung hast …?«
Gekonnt glitt der Aal aus der Hand und landete im Fass. »Vor mir brauchst du dich nicht zu schämen. Kinder haben wir ja keine.« Kurz hielt das Messer inne. »Ach, und ich hätt so gerne welche. Wirklich schade, aber ich darf ja nicht. Zu viel Geschrei im Haus, sagt er.« Lisbeth arbeitete weiter. »Aber so, wie der Hans deinen Florian wie einen Sohn gern hat, so bist du mir auch lieb. Also frag nur!«
»Ich … ich hab immer solche Angst. Ich mein, dabei hab ich solche Angst.« Katharina trank hastig einen Schluck. »Ich darf doch kein Kind kriegen. Dann könnte ich gleich ins Wasser gehen.«
»So was will ich nicht hören …« Lisbeth legte das Messer beiseite, wischte die Finger an der Schürze ab und bekreuzigte sich andächtig. »Amen.« Der schlimme Gedanken an einen Freitod war gebannt. »So, nun mal von Frau zu Frau. Wie macht’s dein Florian denn?«
Röte flammte Katharina vom Hals hinauf. »Meinst du …?« Sie stellte die Knie etwas
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