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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Mitte und umfasste seine Hüften mit den Beinen. »Weil wir …« Nicht laut, doch es war ein Jubel aus tiefster Brust. »Weil wir endlich, endlich ein eigenes Bett haben.«
Sie lachte und Florian mit ihr, er hob sie vom Tisch und drehte sich mit der Liebsten im Kreis.
Ein Flötentriller, schrill! Vom Hof her. Florian stockte, setzte Katharina ab. Beide starrten zum hinteren Flur. Ein tiefer Ton folgte, schnell hüpfte er die Leiter hinauf und mündete erneut in einem hellen Triller.
»Nein.« Katharina bebte die Unterlippe. »Heilige Muttergottes, beschütze uns.«
Auf und ab eilte nun die Melodie.
»Er ist es.« Florian schloss den Hosenlatz.
»Nicht …« Sie zog den dünnen Stoff über ihre Blöße. »Geh nicht hinaus. Bitte, wir müssen doch nicht zu ihm. Das ist doch unser Haus. Nein, Flori, ich bitte dich.«
Gleiche schrille Töne kurz hintereinander, immer wieder, so als hackten, pickten sie die dünne Schale des Glücks auf. Katharina stellte sich ihrem Liebsten in den Weg. »Hör nicht hin! Du brauchst ihn nicht mehr, ich schon gar nicht. Wir schaffen es allein.«
Florians Miene hatte sich verändert. Er lachte nicht, zeigte nur seine weißen Zähne: »Meine Kathi, wovor fürchtest du dich? Da spielt der Hans. Ich kann doch einen Freund nicht draußen lassen.«
Rasch, so als wäre er gerufen und hätte zu lange getrödelt, eilte Florian zur Hintertür. Katharina musste ihm nach, wollte ihn nicht allein lassen.
Hans Bermeter saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Hackklotz. Ohne sein Spiel zu unterbrechen, zwinkerte er den beiden zu. Er senkte den Kopf bei tiefen Tönen, beschrieb mit der Flöte kleine und übertrieben große Kreise vor dem Mund und reckte den Hals, als wollte er den hellen Tönen den Weg zum Himmel erleichtern.
Mitten im Spiel setzte er ab. »Zuhören ist teuer. Wisst ihr noch?« Er grinste vergnügt. »Das kostet einen Pfennig von jedem.« Er schnippte mit den Fingern. »Her damit! Na wird’s bald. Oder aber, ihr ladet den guten alten Hans zum Wein in euer Haus.«
Der Spielmann sprang vom Klotz. Leicht tänzelnd ging er auf das Paar zu. Noch starr vor Schreck, vermochte sich Katharina nicht gegen den nassen Kuss auf ihre Stirn zu wehren; Florian erhielt einen kräftigen Schlag auf die Schultern. »Meinen Glückwunsch zur Hochzeit, ihr zwei. Nein, ich bin euch nicht böse, weil ihr mich nicht eingeladen habt. Das war ohnehin ein furchtbar langweiliges Fest. Und erst diese Fidel! Ich hätte euch zum Tanz aufgespielt, da wären die Röcke nur so im Wind geflogen.«
»Wo warst du denn?« Katharina gelang es kaum, das Weinen zu unterdrücken.
Er patschte ihr auf den Po. »Aber, Kleinchen. Ich hab euch beobachtet. Glaubst du, der Hans lässt euch an eurem Hochzeitstag allein?«
Er drängte sich in die Mitte und legte beiden den Arm auf die Schulter. »Nun lasst uns reingehen und tüchtig den Durst löschen.« An der Hintertür drehte er den Kopf, sah zur Scheune und zum Stall. »Doch, hier gefällt es mir. Da haben wir ja ein feines Nest für unsere Würfel gefunden.«

Das Neue drängt; noch ist das Alte nicht gewichen. Längst schon halten sich die neuen Tänzer im Dunkeln für ihren Auftritt bereit, auf der Bühne aber torkeln und tappen immer noch Kaiser und Bischof dem knöchernern Reigenführer nach. Endlich hat er ein Einsehen, setzt die Fidel ab und deutet auf den mit der Krone. »Du. Zuerst …«
Innsbruck und Wels

Die Ebene ist erreicht. Das Schneetreiben hat nachgelassen. Vom Kutschbock her verständigt der Fuhrmann mit Pfiffen die Knechte neben den Pferden. Jetzt benötigen die Tiere keinen Halfterführer mehr. Langsam rollt der kaiserliche Sechsspänner über die verschneite Straße in Richtung Innsbruck. Obwohl das Wageninnere mit Kissen ausgepolstert ist, wird jeder leise Stoß zum Stich mit glühendem Eisen.
Vorzeitig, schon Mitte Oktober 1518, musste Kaiser Maximilian seine Teilnahme am Reichstag zu Augsburg abbrechen. Die Krämpfe im Darm hatten zugenommen, täglich verließen ihn große Mengen an übelriechendem Bluteiter, und mit jedem Durchfall erlosch ein Glitzern seiner Lebenskrone. Er war des Streitens müde, nicht allein, weil die Lähmung der linken Gesichtshälfte, verursacht durch den Schlaganfall im letzten Jahr, nicht vollständig zurückgegangen war und sein Sprechen behinderte, vor allem das Nörgeln der Reichsfürsten an seinem Krönungsplan für den Enkelsohn Karl, ihr Zaudern und Kritteln, hatten seinen Zustand noch verschlimmert.
Überdies war er von

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