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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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besser«, sagte sie, und Rupert war erleichtert.
Zum Heidenkuchen gab es Wein. Els ließ die drei Spötter nicht aus den Augen. Doch als Jörg und seine Brüder ihre scharf gewürzten, mit Rinderhack und Speckwürfeln, gekochten Eiern und Äpfeln gefüllten Kuchentaschen anschnitten und sich nach der ersten Scheibe gleich die zweite in den Mund schoben, nicht mehr sprachen, nur noch kauten und schluckten, da war die Köchin wieder versöhnt, und damit die Feier zum Fest wurde, ließ sie nach dem Mahl ihren Balthasar zur Fidel greifen.
Er zupfte und strich, so gut er konnte, den Rhythmus aber fand er nicht. Bemüht, die Unhöflichkeit wieder wettzumachen, stellten sich die Söhne neben ihn und halfen mit Klatschen aus. So konnte sich das Brautpaar im Tanz drehen, es schritt nebeneinander, hüpfte und fand sich wieder …
Magdalena forderte Rupert auf, der weitete erschrocken die Augen und war befreit, als sie sich an den Meister wandte. »Steht nicht der Mutter des Bräutigams ein Tanz mit dem Brautvater zu?«
»Davon habe ich noch nie etwas gehört«, brummte er satt gegessen und müde vom Wein.
»Ihr wart ja auch noch nie auf dem Lande. Außer wenn Ihr Euch ein Modell gesucht …« Mit dem Blick erzählte sie ihm weiter, sah in Richtung Bach und setzte hinzu: » … und auch gefunden habt.« Sie neigte etwas den Kopf. »Bitte, Herr. Nur einen Tanz. Die Kinder würden sich freuen, und es wäre doch auch ein Kompliment an den Schwager und die Schwägerin. Els hat sich so viel Mühe gegeben. Bitte, Herr!«
Meister Til erhob sich. Als er Magdalena an der Hand vor die Fidel führte, da ging ein Strahlen über das Gesicht seiner Tochter, sie ließ sich tiefer noch von Florian wiegen und juchzte, wenn er sie kurz vor dem Boden mit Schwung wieder aufrichtete.
Til sah es und drückte beim Wechselschritt seiner Eva immer wieder fest die Hand: »Klug bist du.«
»Nicht klug. Nur eine Mutter. Florian hat den ganzen Tag fast nichts gesagt, und Katharina blickte Euch immer wieder nur ängstlich an. So, als könnte ihr das Glück wieder weggenommen werden. Und jetzt? Wie froh sie sind.«
»Was sollte ich nur ohne dich anfangen?«
»Das Beste wäre nichts, gar nichts.« Sie verschluckte das Lachen, dachte, nur jetzt nicht daran rühren, und sagte, so leicht sie es vermochte: »Sorgt Euch nicht, Herr. Ihr müsst ja nicht ohne mich sein.«
Der Sommernachmittag neigte sich dem Abend zu. Vom Wein trunken, banden die drei Söhne ihre Pferde hinten an und kletterten auch auf den Wagen. Els und Balthasar winkten mit dem Hochzeitspaar den Gästen nach. Als das Fuhrwerk hinter der Biegung verschwunden war, schmiegte sich Katharina an ihren Florian.
Die Tante sah es und stieß ihrem Mann in die Seite: »Komm, Alter. Wir sollten auch schon längst nach Haus. Die Kuh will gemolken werden, und du musst die Schweine füttern.« Sie zog ihn schon mit sich fort und rief über die Schulter: »Morgen komm ich helfen. Lasst nur alles stehen, und sorgt euch um euch.«
Florian legte den Arm um Katharina, küsste die Stirn, spielte mit den Lippen an ihrem Ohr. »Sollen wir es so machen wie damals. Du weißt schon, beim ersten Mal … Wir sind zum Bach …«
»Untersteh dich!« Vorsorglich, doch ohne wirkliche Sorge, schob sie ihn von sich. »Mein schönes Kleid. Ein besseres hab ich nicht.« Katharina spielte mit der Zunge. »Aber wenn du unbedingt ins Wasser willst, ziehe ich es lieber gleich aus. Dann braucht es nicht zu trocknen.«
»Kathi.« Sein Blick nahm ganz Besitz von ihr. »Meine Kathi.« Er hielt sie eng umschlungen und küsste ihren Hals, gleichzeitig führte er sie zum Haus; Katharina streichelte seinen Rücken, wollte aber auch das Blumengesteck im Haar schützen, die Schritte wurden unbeholfen, und beinah wären die Verliebten vor der Haustür gestolpert. In der Küche streifte Florian ihr das Kleid ab, hob den Unterrock und setzte sie auf die Kante des Küchentischs, er stellte sich zwischen ihre Schenkel. »Liebste.« Halb hatte er schon den sternenbestickten Hosenlatz geöffnet, als Katharina die Knie anzog und fest vor seinem Bauch zusammenpresste. »Nein, Flori. Ich will nicht.«
»Aber, Liebste …«
»Nie mehr. Nie mehr hinter einem Baum. Auch nicht hinterm Stall oder unter einer Brücke, wo mich immer so viele Mücken gestochen haben.« Sie kicherte über sein verständnisloses Gesicht. »Und schon gar nicht einfach so auf dem Küchentisch. Und weißt du auch, warum?« Katharina zog ihn näher, öffnete wieder den Weg zu ihrer

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