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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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lassen.«
    »Das lässt der Vormieter gerade machen, obwohl er das nicht nötig hätte«, sagte der Hausbesitzer. »Die Wohnung war nur ein Jahr lang vermietet. Die Maler kommen dieser Tage. Eigentlich wird ja beim Einzug renoviert. Man weiß nie, wie der Mieter die Wohnung gestalten will.«
    Endlich war der Moment gekommen, die Frage zu stellen, um die es Johanna ging. »Wer hat da gewohnt? Warum ziehen die nach einem Jahr wieder aus?«
    »Mieter war die Chem-Survey GmbH, heute muss ja alles englisch sein, eine Firma, sie hat es für sich als Apartment genutzt und Geschäftsfreunde untergebracht. Das ist netter und allemal billiger als ein Hotel.«
    »Was haben die produziert?«
    »Produziert?« Der Hausbesitzer schüttelte etwas ratlos den Kopf. »Nichts, soweit ich weiß, die kümmern sich mehr um Forschungsaufträge, um Entwicklung im Bereich der Chemie. Ich verstehe davon nichts. Jedenfalls haben sie pünktlich Miete bezahlt. Aber bevor die renovieren, sollten Sie mal mit denen reden, ob man die Wohnung nicht gleich nach Ihren Wünschen gestaltet. Oder wollen Sie alles in Weiß?«
    Der Vermieter holte den Ordner mit dem Mietvertrag und diktierte ihr die Adresse der Chem-Survey in Mainz. Woher kannte sie den Namen, wo hatte sie ihn schon gehört? Johanna reckte sich, so weit es ging, aber sie konnte nicht lesen, wer den Vertrag unterschrieben hatte. Sie versuchte es anders.
    »Wer ist mein Ansprechpartner, mit wem soll ich sprechen?«
    |290| »Fragen Sie nach Frau Schultz, sie ist recht zugänglich. Und in Lorch sprechen Sie mit Frau Melchior, sie zeigt Ihnen die Wohnung, ich informiere sie. Sie wohnt gegenüber.«
    Beim Hinausgehen dachte Johanna daran, dass sie gar nicht nach der Miete gefragt hatte. Die war ihr auch egal, sie musste wissen, wer hinter der Firma stand, ein weiteres Steinchen ihres Puzzles oder des Freskos. Möglicherweise passte es. Manuels Vater war doch auch in der Chemiebranche? Und seit Thomas erzählt hatte, dass es in Alexandras Wohnung DN A-Spuren gab, die niemandem zugeordnet werden konnten, war der Verdacht entstanden, dass beim Renovieren Spuren beseitigt werden sollten. Handelsregister wurden bei den Amtsgerichten geführt. Darüber käme sie an die Besitzer von Chem-Survey. Oder sollte sie einfach anrufen?
     
    Telefonisch hatte man ihr keine Auskunft geben wollen, sie sollte beim Amtsgericht vorbeikommen oder einen schriftlichen Antrag stellen, und bei Chem-Survey meldete sich ein Anrufbeantworter. Für die Fahrt nach Mainz war es zu spät, sie müsste es morgen zwischen ihre Termine schieben oder Thomas darum bitten. Aber das war ihr nach ihrem Ausrutscher bei der Verkostung peinlich. Jetzt musste sie schleunigst an die Hochschule, sie musste sich mehr als bisher mit ökologischem Weinbau beschäftigen, wenn sie in der Branche weiter Fuß fassen wollte.
    Im Foyer traf sie auf Professor Marquardt. Im Gegensatz zu ihr ging er erfreut auf sie zu.
    »Sie machen sich rar, Frau Kollegin«, sagte er, »dabei schätze ich Ihre charmante Gesellschaft. Waller und Vormwald übrigens auch. Seit unserer Begegnung in der Wine-Bank hat man Sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dabei gäbe es vieles zu besprechen. Meinen Sie nicht?« Er hielt ihr die Hand hin.
    |291| Johanna war nicht klar, was er meinte. Sie betrachtete kurz seine Finger. Hände und Finger waren ihr immer wichtig gewesen, sie sagten ihr etwas über den Menschen, mehr als die Augen. Die konnten besser lügen. Er hat die Finger eines Menschen, der zugreift, sagte sie sich, der sich zu nehmen versteht, der nichts wieder loslässt, was er einmal gepackt hat.
    »Mich interessiert natürlich brennend, wie es mit unserem armen Studenten weitergeht. Er sitzt noch?«
    Diese Frage empfand Johanna als höhnisch. »Das wird Ihnen Ihr Freund Dr.   Vormwald doch sicherlich erzählt haben, Herr Dr.   Marquardt.«
    Marquardt rümpfte die Nase. »Befreundet? Das wäre zu viel behauptet. Befreundet – ja gut, so wie man in diesen Kreisen eben befreundet ist. Es geht um Vertretung in einzelnen Fällen und juristische Beratung. Wie ich gehört habe, ist seine Haftprüfung geplatzt? Wie ist es dazu gekommen?«
    Wenn jemand sie ausfragen wollte, stellte Johanna sich dumm. »Soweit ich weiß, handelt es sich um ein zeitliches Missverständnis, und dann hat der arme Student, wie Sie ihn nennen, sich taktisch unklug verhalten. Er hat Ihrem Freund das Mandat entzogen.«
    »Ja, das war das Dümmste, das er tun konnte. Wer vertritt ihn jetzt?«
    »So nah

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