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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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wäre gar nicht auf die Idee gekommen, an ihm zu zweifeln.
    »Wenn wir auf der Autobahn sind, werde ich dir erzählen, was wir am letzten Wochenende geschafft haben, Philipp und ich. Lass uns zumindest in Gegenwart meines Vaters über andere Dinge reden – wenn es geht.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Manuel, und Thomas hoffte, dass es ihm gelingen würde.
    »Darf ich dir was sagen?«
    |56| Wenn Manuel diese Frage auf so vorsichtige Weise stellte, konnte anschließend nur Kritik kommen. Thomas ahnte, worum es gehen würde, er wusste immer ziemlich schnell, wenn er etwas falsch gemacht hatte.
    »Ich kann mir nicht erklären, wieso du mit Frau Breitenbach so ruppig umgehst.«
    »So. Tue ich das?«
    »Das wirst du ja wohl wissen. Reg dich doch nicht immer so auf, sei vorsichtiger, du verscherzt dir ihre Sympathie.«
    Im letzten Moment verbiss Thomas sich eine ziemlich dumme Bemerkung. Mit seinem Vater konnte er frotzeln, Regine war robust, sie nahm es nicht krumm, wenn man sie auf den Arm nahm, die Kommilitonen konnte er auch mal hart angehen und blöde Sprüche machen, auch ruppige, aber Manuel nahm zur Zeit alles schwer. Dünnhäutig war genau das richtige Wort.
    »Ich habe mich geärgert, dass Frau Breitenbach auf die Sache mit Alexandra genauso abgefahren ist wie alle anderen.« Thomas wollte keine schlechte Stimmung aufkommen lassen, gleichzeitig hatte er das Gefühl, sich rauszureden. »Es interessiert alle nur, wer der Mörder ist.«
    »Das finde ich verständlich, mir geht’s nicht anders. Ich fand, dass Frau Breitenbach ehrlich entsetzt war. Na ja, wir sehen die Dinge im Moment wohl unterschiedlich. Ich bin dir momentan keine Hilfe, und du bist überfordert, hast zu viel um die Ohren.«
    Da kam bei Manuel wieder der Jammerton durch, auch das anklingende Selbstmitleid verabscheute Thomas zutiefst. Er fand, dass sein Freund sich unnötig klein machte, und er reagierte unwirsch.
    »So, überfordert bin ich. Das meinst ausgerechnet du! Ich bin überfordert?«
    »Ja, ich habe das mit der Breitenbach noch mal geradegebogen, sonst würde sie morgen nicht kommen. Du weißt, dass wir sie brauchen. Ich glaube, sie kann uns in puncto |57| Energie am besten beraten, ihre Kontakte sind wichtig, sie kennt sich mit Technik aus, hat Erfahrung mit Lieferanten, sie ist zuverlässig und gründlich.«
    »Apropos gründlich – was hat der Kommissar noch gewollt? Wie war das Verhör? Es hat verdammt lange gedauert, du kamst spät in die Vorlesung   ...«
    Manuel ließ sich Zeit mit der Antwort. »Manchmal, in einigen Momenten des Verhörs habe ich gedacht, dass er mich reinlegen oder mich in eine bestimmte Richtung drängen will. Er schiebt einen mit Worten. Ich habe das Gefühl, dass er etwas in der Hinterhand hat, das er bestätigt sehen will.«
    Thomas hielt es für unklug, Manuels Verdacht zu bestätigen, obgleich sein Eindruck ähnlich war. »Welche seiner Fragen schien dir am wichtigsten zu sein?«
    »Die nach dem Alibi, ganz eindeutig: Wo waren Sie zur Tatzeit? Was haben Sie zur Tatzeit gemacht? Wer hat Sie gesehen?« Manuel ahmte die tiefe Stimme des Kommissars sehr gut nach. »Als wenn ich wüsste, wann die Tat geschehen ist. Der Grund unseres Streits hat ihn interessiert.«
    »Und was war der Grund?«
    »Du, vielmehr ihr, dein Vater und du. Sie meinte, ihr würdet mich ausnutzen und wäret hinter meinem Geld her   ...«
    »Diese Schlange!«
    »Und später ist sie damit rausgerückt, dass sie am Sonntag keine Zeit hätte, und hat mich rausgeworfen. Es war die reine Retourkutsche.«
    »Und wieso hatte sie keine Zeit?«
    »Sie hatte eine Verabredung, wie sie sagte, aber mit wem, das wollte sie nicht sagen.«
    Mit ihrem Mörder, dachte Thomas finster, aber er fragte etwas anderes: »Was hat unser Kriminalhauptoberkommissar dazu gesagt?«
    »Nichts. Er ist zur nächsten Frage übergegangen und |58| wollte wissen, wer mich auf dem Nachhauseweg und am Abend gesehen hat. Dass mein Wagen die ganze Zeit vor unserem Haus stand, haben irgendwelche Nachbarn bestätigt. Aber wer soll mich sehen, wenn ich mit Kopfhörern am Klavier sitze? Das ist mein Pech, das ist zwar scheiße, aber so ist es nun mal, was soll ich tun? Einen Zeugen erfinden? Das Klavier hört man nicht, wenn es stumm geschaltet ist. Dann wollte er wissen, wie wir zueinander stehen.«
    »Was meinte er damit? Ob wir schwul sind oder bi? Und wenn schon. Das geht ihn einen Dreck an.«
    »Reg dich nicht immer gleich so auf, Thomas. Sechser macht seinen Job. Er hat

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