Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Seehäfen und der Kanaltunnel überwacht wurden. Es gab private Flugzeuge und Boote, die ihnen womöglich durch die Lappen gegangen waren. Dennoch war er sich ziemlich sicher, dass der Toyota Yaris von Barry Simons benutzt worden war, um Tyler Chase aus der Tiefgarage wegzubringen. Sollte dies der Fall sein, hatte er die Gegend um Shoreham vermutlich nicht verlassen.
Sie hatten beim Hafenmeister, der Hafenverwaltung und der Küstenwache angefragt. Alle Schiffe, die an diesem Tag den Hafen verlassen hatten, waren registriert worden. Nach acht Uhr abends war kein Frachtschiff mehr durch die Schleuse gefahren. Es waren nur einige wenige Fischerboote ausgelaufen.
Plötzlich kam Stacey Horobin zu ihm herüber. »Sir, ich habe hier eine Lynn Sebbage am Telefon, die für ein Vermessungsbüro namens BLB arbeitet. Sie möchte mit Norman Potting sprechen. Sie sagt, sie habe es auf seinem Handy versucht, aber er melde sich nicht. Sie habe die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Informationen zu finden, um die er sie gebeten hat. Sie glaubt, sie habe sie gefunden.«
Grace runzelte die Stirn. »Vermessungsbüro?«
»Ja, es heißt BLB.«
»Sie arbeiten im Baubereich?«
Horobin nickte.
»Wo steckt DS Potting?«
»DS Moy meint, er besorge sich gerade etwas zu essen.«
»Na schön, ich spreche mit der Frau. Sagten Sie Sebbage?«
»Lynn Sebbage.«
Er griff zum Telefon und ließ sich verbinden. »Detective Superintendent Grace. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Sie klang so frisch, als wäre das ihre übliche Arbeitszeit. »Ich bin Partnerin bei BLB. Wir sind eine alteingesessene Vermessungsfirma in Brighton. Heute Nachmittag war Detective Sergeant Potting bei uns, es ging um den kleinen Jungen, der entführt worden ist. Er sagte, er suche nach möglichen Verstecken in der Hafengegend. Der technische Leiter des Hafens habe ihm gesagt, dass meine Firma im vergangenen Jahrhundert viele Arbeiten am Hafen durchgeführt hat, vor allem beim Bau des ursprünglichen Kohlekraftwerks. Er meint, es gäbe da noch einen Tunnel, der seit langem nicht mehr in Betrieb sei.«
»Was für einen Tunnel?«
»Nun, ich habe die ganze Nacht im Archiv gesessen, das über hundert Jahre zurückreicht, und meine die Antwort gefunden zu haben. Es gibt einen Tunnel, der vor siebzig Jahren für das alte Kraftwerk Shoreham B angelegt wurde. Als vor zwanzig Jahren das neue Kraftwerk errichtet wurde, hat man ihn geschlossen.«
»Wer außer einem Hafenmitarbeiter könnte darüber Bescheid wissen?«
»Jeder, der sich mit der Geschichte der Gegend beschäftigt hat. Vermutlich findet man ihn sogar bei Google.«
Dann erklärte sie ihm, wo sich der Eingang befand.
Als er sich gerade bedankt und aufgelegt hatte, kam Glenn Branson mit zwei dampfenden Tassen herein.
»Ich dachte, du könntest einen Kaffee gebrauchen.«
»Danke. Lust auf eine Spazierfahrt? Wir könnten beide einen Tapetenwechsel gebrauchen.«
»Wohin?«
»An einen Ort in Brighton, an dem wir beide noch nie gewesen sind.«
»Danke für das Angebot, Boss, aber auf eine Besichtigungstour habe ich um ein Uhr morgens nun wirklich keinen Bock.«
»Keine Sorge. Du musst nicht aufs Wasser – wir gehen nur unter.«
»Super. Das wird ja immer besser. Dachtest du an Tauchen?«
»Nein. An eine Tunnelwanderung.«
»Tunnel? Jetzt? Das ist nicht dein Ernst!«
Grace stand auf. »Hol deinen Mantel und eine Taschenlampe.«
»Ich habe Klaustrophobie.«
»Ich auch. Dann können wir ja Händchen halten.«
109
»WAS MEINST DU, wie stehen unsere Chancen?«, fragte Glenn Branson, als Grace langsam die Straße entlangfuhr und auf der linken Seite nach dem Gebäude Ausschau hielt, das Lynn Sebbage ihm beschrieben hatte. Ein heftiger Wind rüttelte am Wagen, große Regentropfen klatschten auf die Scheibe.
»Eins zu einer Million? Eins zu einer Milliarde? Eins zu einer Billiarde, dass er in dem Tunnel ist?«
»Du musst wie der Täter denken.«
»Lieber nicht, sonst müsste ich dich nämlich an einen Fleischerhaken hängen und dabei filmen.«
Grace lächelte. »Wohl kaum. Du würdest versuchen, uns zu überlisten. Wie oft hat er die Kennzeichen gewechselt? Dazu die Kameras, die er zurückgelassen hat, als wollte er uns den Stinkefinger zeigen. Das ist ein cleverer Typ.«
»Hört sich an, als würdest du ihn bewundern.«
»Das tue ich auch – ich bewundere seine Professionalität. Alles andere an ihm finde ich absolut zum Kotzen, aber seine Hinterlist ist bewundernswert. Falls er sich mit dem Jungen
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