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Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Titel: Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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hinauf, wobei der Wind unbarmherzig an ihm zerrte. Das ist total verrückt, dachte er, kletterte aber weiter, umklammerte jede Leitersprosse, während der Regen niederpeitschte und der Wind immer heftiger wurde. Es war, als wollte er ihn mit aller Gewalt von der Leiter reißen. Plötzlich hörte er einen schrecklichen Schrei, der fast wie eine Frauenstimme klang, und eine gewaltige schwarze Gestalt stieß aus der Dunkelheit auf ihn nieder.
    Er drehte sich unwillkürlich um und sah die Lichter des Hafens und der Stadt unendlich weit unter seinen Füßen. Der Wind legte zu. Das schwarze Geschöpf flatterte und schrie. Wanderfalken, dachte er plötzlich, sie nisteten in einem Kasten an der Wand des Kraftwerks – irgendein verdammter Ökodeal, den man vor Baubeginn geschlossen hatte.
    Wieder stieß der Vogel auf ihn herunter.
    Na toll! Da habe ich zwanzig Jahre als Bulle überlebt und werde jetzt von einem beschissenen, unter Naturschutz stehenden Vogel getötet.
    Er klammerte sich an die Leiter, als ihn der Schwindel überkam.
    Nicht loslassen. Festhalten. Festhalten. Regel eins bei Leitern. Mit drei Gliedmaßen festhalten, dann kannst du nicht abstürzen.
    Mit dem rechten Arm schlug er in die Luft, und es interessierte ihn nicht die Bohne, ob er es mit einem geschützten Raubvogel zu tun hatte. Dann kletterte er weiter.
    Der Vogel schien den Wink verstanden zu haben und verschwand in der Nacht.
    Dann war er endlich oben, kroch über die Kante auf das Bitumendach und auf allen vieren vorwärts, bis er sich in sicherer Entfernung von der Kante befand. Er hielt inne und versuchte Atem zu schöpfen. Sein Herz war kurz vorm Bersten, als er sich in der Dunkelheit umschaute. Kurz darauf erklang wieder das Geräusch des Hubschraubers, und der Strahl tauchte das gesamte Dach und die Wand des Gebäudes in helles Tageslicht.
    Da sah er die Kamera.
    Sie stand genau vor ihm auf einem metallenen Stativ, das Teleobjektiv war nach unten gerichtet.
    Er sah sich flüchtig nach der Gestalt um, die er vorhin bemerkt hatte, doch sie war verschwunden. Als sich das Licht wegbewegte, rannte er zu der Kamera, fand den Sucher und schaute hindurch.
    Oh, Scheiße. Oh, nein. Oh, nein.
    Im geisterhaft grünen Licht des Nachtsichtgeräts erkannte er in einer Nahaufnahme Tyler Chase. Der Junge hing genau vor den Schleusentoren, ein Stück unter der Oberkante, die Füße nur Zentimeter von der Wasseroberfläche entfernt. Seine Arme waren ausgestreckt, die Hände links und rechts an die Tore gefesselt. Ein winziges, blinkendes Licht bewies, dass die Kamera in Betrieb war.
    Entsetzt begriff er, wofür der Killer die Gezeitentabelle gebraucht hatte.
    Er versuchte, Glenn über Funk zu erreichen, doch der Kanal war besetzt. Frustriert versuchte er es noch einmal. Beim dritten Versuch hörte er endlich die Stimme seines Kollegen.
    »Glenn!«, brüllte er, um das Geräusch des Hubschraubers zu übertönen. »Die Schleusentore dürfen nicht geöffnet werden! Um Gottes willen, du musst das stoppen! Sie töten den Jungen! Sie werden ihn in der Mitte zerreißen!«
    Der Lärm des Hubschraubers, der Wind und der Regen waren ohrenbetäubend.
    »Wie war das? Kann dich nicht verstehen, Boss.«
    »Die VERDAMMTEN SCHLEUSENTORE dürfen nicht aufgehen!«
    Dann traf ihn ein Schlag auf den Kopf, so dass er zu Boden stürzte.
    Aus der Ferne hörte er ein Knistern, dann die Stimme aus dem Funkgerät: »Sagtest du, die Schleusentore müssen zu bleiben?«
    Er stand auf und kippte zur Seite. Ihm war übel. Vor ihm huschte eine Gestalt über die Dachkante und verschwand. Im Lichtstrahl des Hubschraubers starrte er in die Kamera. Wutentbrannt rollte er darauf zu, gegen das Stativ, das krachend umfiel. Er wollte aufstehen, doch seine Beine gaben unter ihm nach. Verzweifelt hievte er sich auf Hände und Füße und suchte nach dem Funkgerät, konnte es aber nicht finden.
    Wieder wollte er aufstehen, doch diesmal fegte ihn der Wind um. Nein, nein, nein. Er kam wieder hoch, ohne den furchtbaren Schmerz in seinem Kopf zu beachten, und taumelte über das Dach. Er griff nach der obersten Leitersprosse, beging aber den Fehler, nach unten zu schauen.
    Die Welt fuhr Karussell.
    Er musste es schaffen. Unbedingt. Er klammerte sich an die Leiter und schwang die Beine über das Dach. Der Wind drückte ihn nach hinten.
    Nicht runtersehen.
    Einen Moment lang dachte er an Cleo. Ihr ungeborenes Kind. Ihre Zukunft. Und ob er im nächsten Augenblick in den Tod stürzen würde. War es das wert?
    Dann

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