Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
und hoffte verzweifelt, dass sie sich jetzt unter der Grenze befände und der Albtraum wenigstens teilweise vorbei wäre.
Zu ihrem Entsetzen betrug der Wert 55.
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben – so viel habe ich nicht getrunken – ehrlich nicht.«
»Dann machen wir jetzt den zweiten Versuch«, entgegnete er ruhig.
Wieder betrug der Wert 55.
16
ROY GRACES HANDY KLINGELTE. Er ließ Cleos Hand los, holte es aus der Tasche und meldete sich.
Es war Glenn Branson. »Wie geht es ihr?«
»Danke, es wird schon wieder.«
Cleo schaute ihn an, und er streichelte ihr über die Stirn. Da zuckte sie zusammen.
Besorgt legte er die Hand über das Handy. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte und lächelte schwach. »Knubbel hat mich nur getreten.«
»Wir hatten einen Anruf von der Verkehrspolizei«, erklärte Glenn Branson. »Tödlicher Unfall in der Portland Road. Sieht nach Fahrerflucht aus. Sie erbitten die Hilfe der Kripo, da es sich um fahrlässige Tötung, vielleicht sogar um Totschlag handelt.«
Als diensthabender leitender Beamter war Roy Grace in dieser Woche für alle Kapitalverbrechen zuständig. Für Glenn, den er als seinen Protegé betrachtete, wäre es eine gute Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. »Hast du Zeit?«
»Ja.«
»Gut. Schick jemanden von der Spurensicherung hin. Dann hilfst du den Ratten und siehst zu, ob sie alles haben, was sie brauchen.«
Verkehrspolizisten waren als schwarze Ratten bekannt. Der Ausdruck stammte noch aus der Zeit, in der alle Streifenwagen schwarz gewesen waren. Noch heute trugen einige stolz ein Abzeichen mit einer schwarzen Ratte.
»Bin schon unterwegs.«
Als Grace das Handy einsteckte, ergriff Cleo seine Hand. »Es geht mir gut, Schatz. Fahr ruhig zur Arbeit.«
Er sah sie skeptisch an und küsste sie noch einmal auf die Stirn. »Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
»Ich will dich nicht hier lassen.«
»Du musst aber die bösen Jungs fangen. Ich will, dass sie alle hinter Schloss und Riegel sitzen, bevor Knubbel geboren wird!«
Er lächelte. Sie wirkte so zerbrechlich und verletzlich in ihrem Bett. Mit ihrem gemeinsamen Kind im Bauch. Er mochte gar nicht daran denken, wie dünn der Faden war, an dem ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes hingen. Cleo war ein so starker und positiver Mensch, zwei der tausend Eigenschaften, in die er sich verliebt hatte. Es schien unmöglich, dass etwas schiefgehen könnte. Dass ihr ungeborenes Kind ihr eigenes Leben bedrohte. Sie würde es überstehen. Sie würde gesund bleiben. Irgendwie. Egal wie.
Cleo hatte ihm zurück ins Leben geholfen, nachdem er viele furchtbare Jahre wegen Sandy durch die Hölle gegangen war. Er würde sie doch nicht auch noch verlieren?
Er betrachtete ihr blasses, zartes Gesicht, ihre blauen Augen, die wunderbare Stupsnase, den anmutigen Hals, das trotzige Lächeln und wusste, wusste tief im Herzen, dass alles gut würde.
»Knubbel und mir wird nichts passieren!«, sagte sie und drückte seine Hand, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Aller Anfang ist schwer. Fahr ins Büro, und fang die bösen Jungs, damit die Welt für Knubbel und mich sicherer wird!«
Er blieb noch eine Stunde bei ihr und sprach unter vier Augen mit Dr. Holbein, aber es gab nicht viel mehr zu sagen. Von jetzt an mussten sie von Tag zu Tag entscheiden.
Nachdem er sich von Cleo verabschiedet und versprochen hatte, später wiederzukommen, bog er vom Parkplatz aus in die St. James Street. Um ins Büro zu gelangen, hätte er links abbiegen müssen, doch stattdessen fuhr er in Richtung Portland Road, wo der Unfall stattgefunden hatte.
Wie viele seiner Kollegen in der Abteilung Kapitalverbrechen war auch er von Morden fasziniert. Er war schon lange immunisiert gegen die furchtbaren Anblicke, die sich an einem Tatort boten. Am schlimmsten war gleich einer seiner ersten Fälle gewesen, den er als junger Detective Constable bearbeitet hatte. Eine junge Prostituierte war in ihrer Wohnung mit zwei Dolchen, die in ihren Augen steckten, an den Boden genagelt worden.
Verkehrsunfälle waren jedoch etwas anderes. Sie verstörten ihn. So etwas konnte jedem passieren. Es ging ihm nicht um den Fall als solchen, heute suchte er den Trost seines Freundes Glenn Branson, selbst wenn der im Augenblick eine schwierige Trennung durchmachte. Dennoch war er zuletzt etwas fröhlicher gestimmt gewesen, und Grace wusste auch, wie er seine Stimmung weiter heben konnte.
Er wollte Glenn in diesem Jahr für die
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