Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Beförderung zum Inspector vorschlagen. Er besaß die nötigen Fähigkeiten und vor allem die wesentliche Eigenschaft, die alle guten Polizisten auszeichnete: einen hohen Grad an emotionaler Intelligenz.
Wenn er sich aus den Trümmern seiner gescheiterten Ehe retten konnte, würde er diese berufliche Prüfung ebenso gut bestehen.
Um diese Tageszeit herrschte wenig Verkehr in der Stadt, und der Regen war in ein leichtes Nieseln übergegangen. Die Portland Road mit ihren Geschäften und Cafés war von weitläufigen Wohngebieten umgeben. Meist herrschte hier viel Betrieb, doch an diesem Morgen lag die Gegend still da wie eine Geisterstadt. Ein Stück vor ihm parkte ein BMW Kombi der Verkehrspolizei quer auf der Straße, die mit einem Band abgesperrt war. Daneben stand ein Polizeihelfer mit Klemmbrett, umgeben von Schaulustigen, von denen einige mit Fotoapparaten und Handys drauflosknipsten.
Hinter dem Absperrband ging es geschäftig zu. Er bemerkte einen großen Sattelschlepper, dessen Heck von einer grünen Plane abgeschirmt wurde. Ein schwarzes Audi Cabrio war auf der anderen Straßenseite gegen eine Mauer gefahren. Er sah einen Löschzug und den dunkelgrünen Lieferwagen des Leichenschauhauses, neben dem Cleos Assistent Darren Wallace und dessen Kollege Walter Hordern warteten.
Ein Stück weiter bot sich das gleiche Bild mit Absperrung, querstehendem Streifenwagen, Polizeihelfern und Schaulustigen.
Auf der Straße lag ein verbogenes Fahrrad, daneben eine gelbe Nummer. Bevor er Branson begrüßen konnte, tauchte wie aus dem Nichts Kevin Spinella auf, der junge Kriminalreporter des Argus. Es gab keinen Tatort, an dem er nicht zugegen war.
Er kaute mit seinen kleinen, scharfen Zähnen, die Grace an eine Ratte erinnerten, Kaugummi. Sein kurzes Haar klebte ihm nass am Kopf, und er hatte den Kragen des dunklen Regenmantels hochgeklappt. »Guten Morgen, Detective Superintendent. Scheußlich, was?«
»Das Wetter?«
Spinella grinste und machte eine komische Bewegung mit dem Kiefer, als wäre sein Kaugummi irgendwo steckengeblieben. »Nein! Sie wissen schon, was ich meine. Sieht aus, als könnte es ein Mord gewesen sein. Glauben Sie das auch?«
Grace vermied es, unhöflich zu werden. »Ich bin gerade erst gekommen. Vermutlich wissen Sie mehr als ich.«
»Die Zeugen, mit denen ich geredet habe, sprechen von einem weißen Lieferwagen, der eine rote Ampel überfahren, den Radfahrer umgenietet und dann richtig Gas gegeben haben soll.«
»Sie sollten Detektiv werden«, sagte Grace und sah Glenn Branson auf sich zukommen.
»Danke, ich bleibe lieber Reporter. Können Sie mir sonst noch etwas sagen?«
Ja, verpiss dich, dachte Grace, sagte aber nur: »Wenn wir etwas herausfinden, erfahren Sie es als Erster.« Beinahe hätte er hinzugefügt, Sie erfahren es ja auch, wenn wir es Ihnen nicht sagen.
Er wusste genau, dass Spinella einen Informanten bei der Sussex Police hatte, doch war es ihm bisher nicht gelungen, diesem auf die Schliche zu kommen.
Er wandte sich ab, trug sich auf dem Klemmbrett des Polizeihelfers ein, bückte sich unter dem Absperrband hindurch und begrüßte seinen Kollegen. Sie gingen zusammen zu dem Lkw, bis sie außer Hörweite des Reporters waren.
»Was haben wir?«
»Einen jungen Mann unter dem Lkw. Sie haben einen Studentenausweis gefunden. Er heißt Anthony Revere, studierte hier in Brighton an der Uni – jemand ist hingefahren, um seine vollständigen Personalien festzustellen. Die Unfalluntersuchung hat bisher herausgefunden, dass er aus einer Seitenstraße, der St. Helier Street, nach rechts auf die falsche Seite der Portland Road abgebogen ist. Daraufhin musste der Audi auf den Gehweg ausweichen. Dann wurde das Opfer von einem weißen Lieferwagen angefahren, der eine rote Ampel missachtet hat, ein Ford Transit oder ein ähnliches Fabrikat. Er fuhr hinter dem Audi. Der Lieferwagen schleuderte ihn über die Straße unter die Räder des Lastwagens, der in Gegenrichtung fuhr. Dann hat der Lieferwagen Fahrerflucht begangen.«
Grace überlegte. »Kann jemand den Fahrer beschreiben?«
Branson schüttelte den Kopf. »Wir haben eine Menge Zeugen. Ein Team überprüft alle Häuser in der Gegend auf Überwachungskameras. Ich habe die Verkehrspolizei alarmiert, sie sollen jeden weißen Lieferwagen im Umkreis von zwei Fahrstunden anhalten. Aber das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
Grace nickte. »Amtliches Kennzeichen?«
»Bis jetzt noch nicht, aber mit einem bisschen Glück bekommen
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