Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
getrunken hatte. Zwei Gläser Sauvignon Blanc im Pub – oder waren es drei gewesen? Dann einen Cosmopolitan im Restaurant. Wein zum Abendessen.
Scheiße.
Die Tür hinter ihr glitt auf. Der Beamte bedeutete ihr hindurchzugehen und blieb eng an ihrer Seite. Sie war seine Gefangene.
Sie betraten einen großen, hell erleuchteten Raum, in dessen Mitte sich ein halbrunder Arbeitsbereich befand, der an eine Schalterhalle erinnerte. Dort saßen Männer und Frauen in weißen Hemden mit schwarzen Schulterstücken und schwarzen Krawatten. An den Wänden befanden sich grüne Metalltüren, und durch Fenster schaute man in die Befragungsräume. Es war eine andere Welt.
Vor einem Schalter stand ein großer, kahlköpfiger, ungepflegter Mann in Trainingsanzug und Turnschuhen, neben sich einen uniformierten Beamten, der mit blauen Gummihandschuhen seine Taschen durchsuchte. Vor einem anderen Schalter wartete ein mürrischer Jugendlicher in schlabbriger Kleidung, die Hände auf den Rücken gefesselt, flankiert von zwei Beamten.
Carlys Begleiter steuerte sie zu dem Schalterbereich, dessen Theke ihr fast bis zum Kopf reichte. Dahinter saß ein gleichgültig wirkender Mann Mitte vierzig. Er nickte verbindlich, sah aber aus, als wäre er mit allen Wassern gewaschen.
Auf einem blauen Videomonitor, der in die Theke eingelassen war, las Carly:
SORGEN SIE DAFÜR, DASS FRÜHERE VERGEHEN SIE NICHT EINHOLEN.
EIN POLIZEIBEAMTER WIRD SIE FRAGEN, OB SIE WEITERE STRAFTATEN GESTEHEN MÖCHTEN.
Sie hörte wie betäubt zu, als der Verkehrspolizist die Umstände der Verhaftung schilderte. Dann wandte sich der Mann hinter der Theke direkt an sie und sprach mit ernster Stimme, als täte er ihr einen Gefallen.
»Ich bin Sergeant Cornford. Sie haben gehört, was soeben gesagt wurde. Ich bestätige Ihre Festnahme. Haben Sie das verstanden?«
Carly nickte.
Er schob ein gefaltetes gelbes DIN A4-Blatt über die Theke, das die Überschrift Rechte und Vollmachten der Sussex Police trug.
»Es könnte hilfreich für Sie sein, Mrs Chase. Sie haben das Recht, jemanden über Ihre Festnahme in Kenntnis zu setzen und einen Anwalt hinzuzuziehen. Oder sollen wir Ihnen einen Pflichtanwalt stellen?«
»Ich bin selbst Anwältin. Ich möchte, dass Sie meinen Partner, Ken Acott von Acott Arlington, verständigen.«
Carly sah voller Genugtuung, wie er die Stirn runzelte. Ken Acott galt als bester Strafrechtsanwalt der Stadt.
»Könnten Sie mir seine Nummer geben?«
Carly nannte die Büronummer und hoffte, dass er nicht bei Gericht war.
»Ich rufe dort an. Ich muss Ihnen aber mitteilen, dass Sie zwar das Recht haben, einen Anwalt zu sprechen, dass das Verfahren wegen Trunkenheit am Steuer aber nicht verzögert werden darf. Ich erteile hiermit die Erlaubnis, Sie zu durchsuchen.« Der Mann stellte zwei grüne Plastiktabletts auf die Theke und gab eine Anweisung über die Sprechanlage.
PC Pattenden trat beiseite, als eine junge Beamtin herüberkam und sich blaue Gummihandschuhe überstreifte. Sie betrachtete Carly mit neutraler Miene und begann, sie von oben bis unten abzuklopfen. Dann durchwühlte sie ihre Manteltaschen, bat sie, die Stiefel auszuziehen, kniete sich und suchte zwischen ihren Zehen.
Carly fand es schrecklich demütigend. Dann überprüfte die Frau sie mit einem Metalldetektor, legte ihn beiseite und wühlte in ihrer Handtasche. Sie holte Handy, Portemonnaie, Autoschlüssel, Taschentücher, Lippenstift, Puder, Kaugummi und, zu ihrer großen Verlegenheit, auch einen Tampon heraus und legte alles vor den Augen von PC Pattenden auf das Tablett.
Als die Frau fertig war, unterzeichnete Carly eine Quittung und wurde in einen kleinen Raum geführt, in dem ein gutgelaunter Polizist, der ebenfalls Handschuhe trug, ihre Fingerabdrücke nahm. Dann machte er mit einem Wattestäbchen in ihrem Mund einen DNA-Abstrich.
Als Nächstes führte sie PC Pattenden in einen kleinen Raum, der wie ein Labor aussah. Links befanden sich eine Reihe weißer Kücheneinheiten mit Spülbecken und Kühlschrank und eine graublaue Maschine mit einem Videomonitor.
PC Pattenden deutete auf eine Kamera an der Wand. »Ich weise Sie darauf hin, dass alles, was in diesem Raum geschieht, aufgezeichnet wird. Haben Sie das verstanden?«
»Ja.«
Dann erklärte er das Atemtestgerät. Er benötige zwei Atemproben von ihr, die niedrigere Messung werde verwendet. Sollte sie über 40, aber unter 51 liegen, könne sie auch eine Blut- oder Urinprobe abgeben.
Carly blies in das Röhrchen
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