Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Verbrecherfamilien der Mafia zu ungeahnter Macht gelangt. Ihre Kommandostruktur erinnerte an römische Legionen, und Mitte der 1930er Jahre durchdrangen sie alle Bereiche des amerikanischen Lebens. Jede große Gewerkschaft stand unter ihrer Kontrolle, ebenso die Bekleidungsindustrie, die Bauindustrie, der Gütertransport und der New Yorker Hafen. Sie verdienten an Zigarettenhandel, Glücksspiel, Nachtklubs, Prostitution, Schutzgelderpressung in tausenden Geschäften und Firmen sowie Kreditwucher.
Heutzutage waren die etablierten Gangsterfamilien weniger sichtbar, aber immer noch reich, obwohl ihnen durch die sogenannte Russenmafia Konkurrenz erwuchs. Ein Großteil ihrer Umsätze stammte heutzutage aus dem Drogenhandel, der früher tabu gewesen war, wie auch aus Markenpiraterie und Raubkopien von Filmen und Musik.
Bevor er das Büro verließ, hatte er Sal Giordino gegoogelt, und was er las, gefiel ihm gar nicht. Obwohl der Mann im Gefängnis saß, war seine umfangreiche Mannschaft noch aktiv, ignorierte das Gesetz und ging ebenso rücksichtslos wie jede andere Gangsterfamilie gegen ihre Rivalen vor.
Könnten ihre Fangarme bis nach Brighton reichen?
Drogen spielten eine große Rolle in dieser Stadt. Brighton hatte neun Jahre in Folge den wenig schmeichelhaften Titel Drogenhauptstadt Großbritanniens erhalten. Die Dealer verdienten eine Stange Geld damit, Süchtige zu beliefern, aber Partydrogen wie Kokain brachten noch viel mehr Profit. Die aktuelle Polizei-Initiative mit dem Namen Operation Reduction hatte mit großem Erfolg mehrere Drogenringe hochgenommen, doch so viele Verhaftungen ihnen auch gelangen, immer warteten schon die Nachfolger in den Kulissen. Bisher war es dem Nachrichtendienst der Polizei nicht gelungen, Verbindungen zu amerikanischen Gangsterfamilien aufzubauen. Könnte sich das demnächst ändern?
Dann klingelte sein Telefon.
Er verließ das Zimmer, um Cleo nicht zu wecken. Der Gynäkologe hatte gesagt, sie benötige so viel Ruhe wie nur möglich.
Es war Norman Potting, der noch fleißig in der Soko-Zentrale arbeitete. Der traurige Grund dafür war sein trostloses Privatleben. Er machte Überstunden, weil er bei der Polizei wenigstens erwünscht war.
»Boss, ich habe eben einen Anruf von Interpol in New York erhalten. Die Eltern des verstorbenen jungen Radfahrers Tony Revere sind in einem Privatjet hierher unterwegs. Sie landen um sechs Uhr morgens in Gatwick. Ich dachte, das sollten Sie wissen. Sie haben ein Zimmer im Royal York gebucht. Die Verkehrspolizei schickt einen Familienbetreuer, der mit ihnen ins Leichenschauhaus geht. Allerdings dachte ich, Sie möchten auch jemanden von unserer Abteilung hinschicken.«
»Gute Idee, Norman«, sagte Grace und bedankte sich. Er legte auf und dachte nach. Am liebsten hätte er die Eltern selbst in Augenschein genommen. Andererseits wollte er keinen Verdacht wecken, sie könnten sich wundern, wenn ein hochrangiger Beamter wie er bei ihnen auftauchte. Es lohnte das Risiko nicht. Am besten, sie gingen subtil vor und schickten einen jüngeren Polizisten. Das würde einfach nur respektvoll wirken.
Er wählte die Nummer von Glenn Branson. Im Hintergrund hörte er die Titelmelodie von Zwei glorreiche Halunken, eines alten Films mit Clint Eastwood. Branson liebte alte Filme.
Er sah seinen Freund vor sich, wie er auf dem Sofa in Graces Haus herumlümmelte. Er wohnte schon seit Monaten dort, weil ihn seine Frau hinausgeworfen hatte. Aber nicht mehr lange, denn Grace bot das Haus inzwischen zum Verkauf an.
»Hallo, Oldtimer!« Es hörte sich an, als hätte Branson getrunken. Er war ziemlich abstinent gewesen, bevor seine Ehe gescheitert war. Inzwischen machte Grace sich Sorgen wegen seines Alkoholkonsums.
»Wie war die Autopsie?«
»Bis jetzt nichts Besonderes. Weiße Farbe an der Jacke des jungen Mannes auf Höhe der rechten Schulter, die mit Hautabschürfungen übereinstimmt. Vermutlich hat ihn der Transit dort gerammt. Tod infolge multipler innerer Verletzungen. Blut und andere Flüssigkeiten werden auf Drogen untersucht.«
»Alle Zeugen sagen, er sei auf der falschen Straßenseite gefahren.«
»Er war Amerikaner. Es war früh am Morgen, vielleicht war er müde und durcheinander. Oder einfach nur ein verrückter Radfahrer. Gibt es keine Aufnahmen vom eigentlichen Zusammenstoß?«
»Bis jetzt nicht.« Grace wechselte das Thema. »Hast du daran gedacht, Marlon zu füttern?« Marlon war sein Goldfisch.
»Klar, ich war mit ihm bei Jamie Oliver. Drei
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