Riley Das Mädchen im Licht
kämpfte gegen die Emotionen an, die er aus freiem Willen auf sich genommen hatte. Und nun suchte er nach einem Weg, sie zu ertragen, sie zu verarbeiten, so dass auch er sie loslassen und weitergehen konnte.
Ich kniete mich neben ihn, legte meine Hand auf seinen Arm und verband mich mit seinem Energiefeld. Vor langer Zeit, als ich im Sommerland gelebt hatte, hatte ich gelernt, dass alles aus Energie besteht – unsere Körper, unsere Gedanken, einfach alles .
Und das bedeutet, dass wir alle miteinander verbunden sind.
Wenn wir jemanden wirklich kennen lernen oder jemanden auf irgendeine Weise trösten wollten, mussten wir ihm nur unsere Aufmerksamkeit schenken und uns auf ihn einstellen.
Mehr ist dazu wirklich nicht nötig.
Er kämpfte so lange, dass ich befürchtete, er würde nicht mehr durchhalten. Aber ich hielt mein Versprechen, und außer zuzusehen, wie der Kampf weiterging, mischte ich mich nicht ein. Ich hielt mich zurück, während er ihre gesamte emotionale Reise durchlebte – ihre Furcht, als ihre Söhne nicht zurückkehrten, ihr überwältigender Schmerz, als sie erfuhr, dass sie nie wieder kommen würden, ihre Empörung, als sie beschuldigt wurde, ihren Groll, als sie das unfaire Urteil akzeptieren musste. Und dann kam der Moment, in dem sie sich selbst aufgab – derselbe Moment, in dem auch alle anderen sie aufgaben. Obwohl sie wusste, dass sie am Tod ihrer Kinder unschuldig war, räumte sie in ihrem Herzen einen Platz für die Schuld daran ein. Und sie beschloss, sich selbst zu bestrafen, noch lange Zeit, nachdem sie gehängt worden war. Obwohl sich ihre Söhne im selben Gebäude aufhielten und dort Jahrhundert für Jahrhundert ihre bösartigen, mutwilligen Streiche spielten, waren sie anscheinend alle so in ihrer eigenen Welt versunken, dass sie sich der Gegenwart des anderen nicht bewusst waren.
»Sie ist zurückgekehrt«, flüsterte ich. Ich wusste, dass es so war. »Jetzt sind sie alle wieder zusammen. Es ist endlich vorbei. Und das haben sie dir zu verdanken.«
Ich drückte Bodhis Arm und straffte meine Schultern, als er plötzlich zwinkerte und sich bewegte. Er hob seine Hände, rieb sich die Augen und sah mich blinzelnd an. »Bist du in Ordnung?«, fragte er.
Ich nickte, so aus der Fassung gebracht, dass ich meiner Stimme nicht traute. In Gedanken fragte ich ihn: Und du? Ich wusste, dass er das genauso hören konnte wie gesprochene Worte.
Er streckte seine Beine aus, drehte seinen Hals hin und her, wölbte kurz seinen Rücken und stand dann auf. Er reichte mir eine Hand, um mir aufzuhelfen, bevor sich sein Gesichtsausdruck vollkommen veränderte. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht einmischen.«
Ich wich zurück – ich konnte kaum glauben, was ich da gerade gehört hatte.
»Ich habe dir befohlen, dich herauszuhalten. Aber nein, du wolltest ja nicht hören. Du hast ein ernsthaftes Problem, was das betrifft. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich mit dir tun soll, Riley«, fügte er hinzu. »Ich bin nicht sicher, ob ich der richtige Führer für dich bin. Ich meine, offensichtlich ist es sehr schwer für dich, selbst nur zu versuchen, mich zu respektieren.«
»Was …« Ich schüttelte den Kopf. Mir gingen so viele Argumente durch den Kopf, dass ich nicht wusste, womit ich beginnen sollte. »Soll das ein Witz sein?« Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und sah sofort, dass er ganz und gar nicht zu Scherzen aufgelegt war. »Zu deiner Information: Ich habe genau das getan, was du von mir verlangt hast, und das war nicht leicht für mich, das kannst du mir glauben. Falls du das nicht mitbekommen hast – ich war diejenige, die zugesehen hat, wie du dich eigenartig verrenkt hast. Die ganze Zeit hatte ich keine Ahnung, ob du es schaffen würdest oder nicht. Ganz zu schweigen davon, dass ich auch nicht wusste, was aus mir werden würde, falls du es nicht schaffen solltest. Trotzdem habe ich meine Zweifel und Ängste hinuntergeschluckt und habe weiter im Wasser gestrampelt, ohne dir auf irgendeine Weise oder in irgendeiner Form zu helfen. Und dann, nachdem ich von dort ausgespuckt wurde, du ihren Kummer geschluckt hattest und sie zum Himmel geschwebt ist, habe ich dich lediglich am Arm berührt und mich vergewissert, dass es dir gut geht. Das war alles. Ich schwöre es. Also hast du kein Recht, so etwas zu sagen. Ganz und gar nicht. Tatsächlich …«
Er sah mich an und unterbrach mich. »Siehst du? Genau das habe ich gemeint. Die Art, wie du mit mir sprichst! Sag mir,
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