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Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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aufwachen. Sonst geht die Botschaft verloren.«

    Ich nickte und starrte auf meine Füße, eifrig darauf bedacht, nicht von der Markierung abzuweichen. Dann richtete ich meinen Blick auf die Leinwand, und ich konzentrierte mich so stark, wie ich nur konnte. Mein Körper war angespannt, mein Geist hellwach. Ich wartete darauf, bis das erste Bild erschien und damit mein Einsatzzeichen.
    Zuerst hörte ich nur ein merkwürdiges Klicken und Surren, als die Filmrolle sich zu drehen begann. Dann wurde die Leinwand pechschwarz, aber schon nach einer Sekunde leuchtete sie wieder auf. Ein alter Indianer mit Federschmuck auf dem Kopf hockte über einer Reihe von Kreisen mit einer Menge von scheinbar wahllos zusammengestellten Zahlen. Ich blinzelte und versuchte, mich daran zu erinnern, wo ich dieses Bild zum letzten Mal gesehen hatte. Dann fiel es mir ein. Es handelte sich um ein altes Fernsehtestbild. Auf der Erdebene hatte der Bruder meiner Freundin Emily ein T-Shirt mit genau diesem Bild getragen.
    Und dann, einfach so, brach auf der Leinwand ein gewaltiges Gewitter mit Donner und Blitz herein, und ich stand beeindruckt da, schaute staunend zu und war dankbar, dass sich das Spektakel nur auf der Leinwand abspielte und ich nicht tatsächlich im Regen stand.
    Doch ich hatte mich zu früh gefreut, und bevor ich mich’s versah, regnete es tatsächlich. Ich fühlte mich, als würde ich in einem Cabrio mit offenem Dach durch eine Waschanlage fahren, wo sich wolkenbruchartige Wassermassen
über mich ergossen und mich völlig durchnässten.
    Als die Lampen über mir zischten und knackten, die Glühbirnen flackerten und knallten und ich befürchtete, dass mich gleich ein Stromschlag treffen würde, kauerte ich mich auf den Boden und zog den Kopf ein. Ich verschränkte die Arme über dem Kopf, um mich so gut wie möglich zu schützen, und wiederholte im Stillen die Fakten, die mir bekannt waren: Im Hier und Jetzt gab es keine Elektrizität – das war nur eine Art Spezialeffekt, ein Teil eines Traums, den Satchel gerade webte. Und es bestand keinerlei Gefahr, dass ich dabei verletzt werden konnte.
    Ich schielte vorsichtig zu ihm hinüber. Mir war bewusst, dass ich während des Drehs einer Szene nicht direkt in die Kamera schauen oder mich dem Regisseur zuwenden durfte, außer natürlich, wenn ich eine entsprechende Anweisung bekam. Trotzdem warf ich einen Blick in seine Richtung und blinzelte durch den unaufhörlichen Regen. Ich hoffte auf einen kleinen Wink, eine kleine Geste der Zustimmung und wartete auf irgendein Zeichen, das mir zeigte, wohin die Szene gehen sollte und wie lange ich noch ausharren musste. Aber von alldem kam nichts.
    Satchel war ganz in Anspruch genommen. Er hatte sich von dem Projektor entfernt und sich an einen großen, altertümlichen Computer gesetzt, wo er wie wild auf die Tastatur klopfte. Er nahm keinerlei Notiz mehr von mir, und die Tatsache, dass er mir keine Aufmerksamkeit
schenkte, löste in mir ein Gefühl der Traurigkeit und Leere aus.
    Ich wollte, dass er sich mir zuwandte, mein Schauspiel für gut befand und mir Applaus für meine harte Arbeit spendete. Ich wollte, dass er mich in allen seinen zukünftigen Produktionen besetzte und mir möglichst die Hauptrolle gab. Ich wünschte mir so sehr, dass er stolz auf mich war.
    Aber ich hatte keine Ahnung, warum das so war.
    Und ich begann darüber nachzudenken, warum mir die Anerkennung eines merkwürdigen Jungen so wichtig war, dass ich mich total durchnässen ließ. Und gerade als ich dabei war, mich wieder in den Griff zu bekommen, und mich fragte, warum ich noch länger hierblieb oder ob ich nicht besser von hier verschwinden sollte, hörte ich ein Keuchen.
    Ein schweres, heftiges Grunzen und Schnaufen.
    Eine Sekunde später erkannte ich, dass die Laute von dem Mädchen kamen, das auf mich zulief.
    Das Mädchen, das auf mich zurannte, trug schmutzige, zerrissene Kleidung, hatte strähniges, nasses Haar und sah aus, als hätte es Todesangst.
    Ich begann zu schreien. Und beschloss, die Rolle des barmherzigen Samariters zu übernehmen – oder vielleicht sogar der Heldin. Ich wollte ihm sagen, dass es keine Angst haben müsse, und dass ich hier sei, um ihm zu helfen. Doch in dem Moment, in dem ich meinen Mund öffnete, blieben mir die Worte in der Kehle stecken.

    Sie hingen fest.
    Verklumpten sich.
    Wie ein mit ekligem Zeug verstopfter Abfluss.
    Meine Zehen gaben nach. Und die Schuhe, die ich gerade noch getragen hatte, waren plötzlich verschwunden.

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