Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
gefiel vielen Kindern so etwas, also war es ein Leichtes für ihn gewesen, das zu erraten.
»Wie auch immer«, fuhr er fort und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. »Ganz gleich, bei welcher Art von Produktion man Regie führt – Vorstellungskraft ist das Allerwichtigste .«
Ich sah ihn nachdenklich an und erinnerte mich daran, wie Balthazar behauptet hatte, dass der Abdruck das Wichtigste sei, dicht gefolgt von der richtigen Landung. Offensichtlich gingen die beiden ihre Arbeit vollkommen unterschiedlich an.
»Versteh mich nicht falsch – was Balthazar macht, ist ja ganz nett. Und es erfüllt mit Sicherheit einen bestimmten Zweck. Daran besteht kein Zweifel. Aber, wie du gleich sehen wirst, steht es in keinem Vergleich zu meinem Tun. Seine Produktionen sind … na ja, ein wenig schmalzig. Ein wenig … rührselig. Mit Sicherheit arbeitet er mit zu vielen Regenbogen und lustigen Hundewelpen. In seinen Filmen ist alles süß, lieb und nett und trieft unübersehbar vor Gefühlsduselei.« Er verzog das Gesicht und zeigte ganz offen seine Missbilligung und seinen Widerwillen. »Seine Arbeit ist nicht annähernd so wichtig wie das, was ich hier leiste. Das, was du auch schon bald hier tun wirst. Was ich hier mache, verändert Leben, Riley. Nach einem meiner gewebten Träume … nun ja, lass es mich einfach so ausdrücken – danach ist das Leben eines Träumenden nie mehr so, wie es vorher war. Die Träumenden beginnen, ihren Platz auf der Welt in einem ganz anderen Licht zu sehen.«
Im Stillen fragte ich mich, ob Balthazar wusste, dass
Satchel hier war. Oder ob überhaupt jemand wusste, dass er sich hier aufhielt.
»Also, was sagst du? Wollen wir anfangen?«, fragte er und ließ mir keine Zeit für eine Antwort. »Oh, und nur damit du Bescheid weißt – hier gibt es keine Traumsprünge. Dafür besteht kein Bedarf. Was ich hier tue, deckt alle Bereiche ab«, fügte er hinzu.
»Also, wie gehst du vor?«, fragte ich ihn. Meine Faszination überwog alle anderen Gefühle. Ich folgte mit meinem Blick der Bewegung seines Arms und schaute auf die Spitze seines schmalen, blassen Fingers, als er auf die leere Bühne deutete, hinter der die fleckige Leinwand aufgebaut war.
»Erst einmal gehst du dort hinüber. Stell dich genau auf die Markierung. Du wirst sie sehen, wenn du dort bist. Und dann werde ich den Projektor anwerfen, und du wirst … in gewisser Weise einfach mitgehen. Erinnerst du dich daran, was du bei den Traumsprüngen gemacht hast? Dieser Teil läuft genauso ab. Du spielst einfach deinen Part immer weiter, egal, was geschieht. Du fällst nicht aus der Rolle, bis ich dir sage, dass du aufhören kannst. Abgemacht?« Er sah mir tief in die Augen, und ich nickte unwillkürlich.
Das war nun schon das zweite Mal, dass er das Wort »abgemacht« verwendete. Und obwohl es mir jetzt noch weniger behagte als beim ersten Mal, zögerte ich aus irgendeinem Grund keine Sekunde lang, mich einverstanden zu erklären. Es war beinahe so, als würde mich allein
sein Blick dazu zwingen zu tun, worum er mich bat, und loszugehen. So als hätte ich keinen eigenen Willen mehr. Und noch merkwürdiger war, dass es mir nichts auszumachen schien. Ich wollte ihn einfach nur zufriedenstellen.
»In etwa so?«, fragte ich. Meine Stimme klang zu hoch, und mein Lächeln war unnatürlich strahlend. »Ist das die richtige Stelle?«, erkundigte ich mich, obwohl ich das genau wusste. Die Markierung war unübersehbar. Und trotzdem konnte ich einfach nicht anders – ich wollte seine Anerkennung spüren, selbst wenn ich dafür ein wenig betteln musste.
Er nickte und kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht spiegelte äußerste Konzentration wider, als er angestrengt zwischen dem Sucher und mir hin und her blickte. »Denk daran, es ist genauso, wie Balthazar es dir beigebracht hat. Füg dich einfach in die Szene ein, in der du dich befindest. Pass dich an und werde ein Teil davon. Ganz gleich, was ich dir vor die Nase setze, unabhängig, in welcher Situation du dich wiederfindest. Tu einfach nur alles, was nötig ist, um die Träumenden ebenfalls in dieser Szene festzuhalten. Wir wollen auf keinen Fall, dass einer von ihnen aufwacht, bevor der Traum vollendet ist. Mit jedem Traum ist eine sehr wichtige Botschaft verknüpft. Ich mache diese Sache nicht zu meinem eigenen Vergnügen, verstehst du? Aber es ist unbedingt erforderlich, dass die Träumenden den kompletten, vollständigen Traum erleben. Sie dürfen auf keinen Fall vorzeitig
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