Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
ist die Ausrüstung, die in den alten Zeiten von den Traumwebern verwendet wurde.«
Träume, die gewebt wurden?
Wie der Wachmann am Tor, Mort und vor allem Balthazar mir unmissverständlich mitgeteilt hatten, wurden Träume hier nicht mehr erschaffen. Meine Güte, was für böse Blicke ich mir eingehandelt hatte, nur weil ich das zufällig erwähnte.
Ich sah Satchel neugierig an. Aber er lächelte nur, und sein strahlendes Gesicht wirkte beinahe engelsgleich, als er mir versicherte: »Glaub mir, wenn du erst einmal einen Traum erschaffen hast, wirst du dich nie wieder mit einem Traumsprung zufriedengeben wollen.«
SECHZEHN
D as Geheimnis des Traumwebens besteht darin, die Bestandteile so natürlich wie möglich zu belassen. Der Traum muss realistisch und authentisch wirken, sonst wacht der Träumende auf, und die Botschaft kommt nicht an ihr Ziel. Wenn du einen Traum webst, musst du ihn so gestalten, dass der Träumende glaubt, er habe ihn selbst geschaffen. Die Träumenden dürfen nicht den geringsten Zweifel daran haben, dass er nicht ihrer eigenen Fantasie entspringt. Beim Traumweben geht es darum, einen bedeutenden Eindruck zu hinterlassen. Entscheidend ist die Wirkung, die du erzielst.«
Ich nickte, speicherte seine Worte in meinem Gedächtnis ab und fragte mich, ob ich mir ein kleines Notizbuch zulegen sollte, um mir alles aufzuschreiben. So wie Balthazar es mit meiner Hintergrundgeschichte gemacht hatte.
»Versteh mich nicht falsch«, fuhr Satchel fort und nickte mir zu. »Du kannst alle Monster, Drachen, Hexen, Zauberer, Feen und Werwölfe verwenden – alle Fantasiegestalten, die dir einfallen –, solange sie den Träumenden real erscheinen, also Teil ihrer Erfahrungen, ihrer Welt sind. Es muss etwas sein, woran sie entweder heimlich
oder ganz offen glauben. Alles, was ihnen real erscheint, ist erlaubt. Es geht darum, die Träumenden zu kennen . Man muss wissen, was ihnen wichtig ist … was sie sich wünschen … wovor sie sich fürchten. Oder, in vielen Fällen, was sie nicht bemerken.«
Ich blinzelte und fragte mich, woher er das alles wissen konnte. In dem Moment, in dem ich den Gedanken beendet hatte, lächelte er mich an. »Ich habe bei Balthazar gelernt«, erklärte er.
Ich schnappte nach Luft. Wie war das möglich? Ich schätzte, dass er etwa in meinem Alter war. Und dann dämmerte es mir – vielleicht war er tatsächlich so alt wie ich.
Vielleicht war er schon seit langer Zeit in meinem Alter.
Vielleicht gab es keine Möglichkeit, weiter zu wachsen und älter zu werden.
Vielleicht hatte Bodhi mich angelogen, damit ich endlich Ruhe gab und mich nicht mehr dauernd darüber beklagte, für immer und ewig zwölf zu bleiben.
Vielleicht steckten wir wirklich alle fest.
Vielleicht würde ich bis in alle Ewigkeit im Hier und Jetzt leben, und nichts an mir würde sich verändern!
»Ich war sein Praktikant Nummer eins«, erläuterte Satchel und riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte nichts dagegen, denn diese Gedanken stürzten mich in eine ernste seelische Krise. »Ich war der beste Regieassistent, den es jemals im Traumland gegeben hatte …«
»Und dann?« Ich schluckte und brannte darauf zu hören, wie es weiterging.
Er zuckte die Schultern und strich sich über das Haar – eine Geste, die er nun bereits zum zweiten Mal in der kurzen Zeit machte, seit ich ihn getroffen hatte. Ich fragte mich, ob das eine Marotte von ihm war.
»Und dann …« Er hielt inne, zupfte seine Manschetten zurecht (ein weiteres verräterisches Zeichen?), nahm sich viel Zeit, um seinen Ärmel zu betrachten, und gab vor, einen nicht vorhandenen Fussel zu entfernen. »Und dann hatten wir eine Meinungsverschiedenheit. « Er zuckte die Schultern. »Eine Art von … Zerwürfnis, wenn man so will. Und nun macht Balthazar eben, was er machen will – Traumsprünge –, und ich tue, was ich tun will – Traumweben . Mein Weg ist der bessere, Riley, das kannst du mir glauben. Du hast Glück, dass du mich gefunden hast. Balthazar hat Talent, daran besteht kein Zweifel, aber ihm fehlt die Vision . Und gleichgültig, ob du in einem Traum Regie führst oder in einem Kinofilm oder sogar in einem Theaterstück, das du für deine Eltern und deinen Hund in der Garage aufführst …«
Er sah mir direkt in die Augen, und ich fragte mich, woher er das wusste. Woher er die Rainy Day Productions kannte – so hatten Ever und ich unsere Theatergesellschaft genannt, für die wir sogar Prospekte hergestellt hatten. Allerdings
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