Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
die Augen zu schließen – na ja, eigentlich war es eher ein Befehl –, und da ich mich ohnehin schon damit abgefunden hatte, ihr zu gehorchen, folgte ich ihrer Anweisung.
»Und halte sie geschlossen«, fügte sie hinzu, sobald ich ihrer Bitte Folge geleistet hatte. »Du darfst nicht gucken, bevor ich es dir sage. Versprochen?« Ich nickte seufzend, fest davon überzeugt, dass sie mich hereingelegt hatte, und wir beide gleich eine Riesenenttäuschung erleben würden.
Ihre Füße tappten leise über den Boden, und sie hantierte mit irgendetwas in einer Ecke. Kurz darauf kam sie zurück und murmelte leise in mein Ohr: »Jetzt möchte ich, dass du dich in deine Gedanken vertiefst und dich nicht auf das Bild konzentrierst, das du sehen wirst, sondern auf deine Wunschvorstellung.«
»Du meinst, so … als würde ich etwas manifestieren ?« Frustriert sank ich buchstäblich in mich zusammen. Ich war sicher, dass das nicht funktionieren würde.
Ich war zwar inzwischen daran gewöhnt, mir Sachen wie Kleidung, Bücher, iPods und neue Möbel für mein Zimmer manifestieren zu können, indem ich mir einfach nur das vorstellte, was ich haben wollte. Die Sachen erschienen dann wie von Zauberhand, aber ich wusste genau,
dass das nicht funktionierte, wenn es um mich ging. Ich meine, natürlich hatte ich bereits daran gedacht – und ich hatte es auch schon versucht.
Aber Messalina war fest entschlossen, mich davon zu überzeugen – aus welchem Grund auch immer. »Ja, es ist genau wie das Manifestieren«, erwiderte sie. »Und damit es funktioniert, darfst du keine Zweifel haben. Bitte denk daran, dass du dich jetzt in meiner Welt befindest, Riley.«
Ehrlich gesagt, fühlte ich mich ziemlich albern in diesem blauen Kleid. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, in Gedanken ein Bild von mir heraufzubeschwören, das es ganz sicher niemals wirklich geben würde.
Aber ein Teil von mir fragte: warum eigentlich nicht? Schließlich hatte ich nicht viel zu verlieren. Ich meine, hatte Bodhi mir nicht eingetrichtert, dass ich mich selbst als Teenager sehen musste, wenn ich ein Teenager sein wollte? Dass ich mich so verhalten musste, als wenn ich bereits ein Teenager wäre? Wenn es funktionierte, nun, dann würde mein Traum endlich wahr werden – und allein der Gedanke daran war das Risiko wert, dass ich mich vielleicht gleich noch alberner fühlte, als ich es ohnehin schon tat.
Ich kniff meine Augen noch fester zusammen und bereitete mich darauf vor, hineinzutauchen, mein Äußerstes zu geben und mich selbst als Kinostar oder Supermodel zu sehen – oder als eine Mischung aus beidem. Aber bevor das Bild vor meinen Augen Gestalt annehmen konnte,
löschte ich es wieder und begann von Neuem. Ich stellte mir vor, dass es viel interessanter wäre, eine Version von mir zu sehen, die wirklich meinem ganzen (und viel glaubhafteren) Potenzial entsprach – ganz anders als das Bild, das meine Mutter von mir hatte.
»Kannst du dich sehen?« Messalinas Stimme klang aufgeregt. »Kannst du dir vorstellen, dass du wie eine Blume erblühst?«
Sie fuhr mir sanft mit einem kühlen Finger über die Augenbrauen, während ich mich weiterhin so stark konzentrierte, wie ich konnte. Ich versuchte, eine Version von mir heraufzubeschwören, die sich nicht komplett von dem unterschied, wie ich im Moment war – nur besser, größer. Eine Version, bei der der Babyspeck in meinem Gesicht zwei wohl geformten Wangenknochen gewichen war, und bei der auf wundersame Weise meine Stupsnase … na ja … nicht mehr so knubbelig war.
Oh, und natürlich gestaltete ich mein Haar dichter und welliger und auch viel glänzender – so wie die Haare, die man in der Shampoowerbung sah. Und als ich dann an meinen Körper vom Hals abwärts dachte, tja, da verwandelte ich meine magere Gestalt ganz schnell in eine Figur mit den Kurven an den richtigen Stellen, die in dem Kleid entsprechend zur Geltung kommen würden.
Als ich dieses Bild fest in meinen Gedanken verankert hatte, nickte ich Messalina kurz zu, damit sie wusste, dass ich bereit war. Sie klatschte in die Hände und rief: »Schau dich an!« Ich schlug die Augen auf.
Ich starrte in den großen Spiegel, den sie vor mir aufgestellt hatte, und für einen Moment verschlug es mir den Atem. Das Spiegelbild glich meiner älteren Schwester Ever, aber trotzdem zeigte es noch mein wahres Ich – wenn auch eine bessere, hübschere und reifere Version von mir.
Ich sah genauso aus wie das Bild, das ich in
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