Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
kurz meiner Tante widmen. Sicher darf ich dich in Dacians Obhut zurücklassen? Ich denke, ich kann mich für seinen guten und noblen Charakter verbürgen.« Sie wandte sich Dacian zu, und ihre Stimme klang unbeschwert und kokett. »Und ich vertraue darauf, dass ich es nicht bedauern muss, dich auf diese Weise angepriesen zu haben. Ich kann mir doch sicher sein, dass du dich untadelig verhalten wirst, so wie ich dich kenne? Zumindest solange du dich in Aurelias Gesellschaft befindest.«
Ich drehte mich zu ihr um und flehte sie mit meinem Blick stumm an, bei mir zu bleiben. Bei dem Gedanken, mit ihm allein zu sein, wich mein plötzlich besonnenes, gelassenes Verhalten einer ausgewachsenen Panik. Ich mochte älter aussehen, als ich war, aber das war nur der äußere Schein. Tief in mir hatte sich nichts geändert. Ich war nach wie vor die kleine Riley Bloom – immer noch
mager und spindeldürr und vor Angst schlotternd. Dieser Sache war ich nicht gewachsen – da brauchte ich mir nichts vorzumachen.
Falls Messalina meinen flehenden Blick bemerkte, beschloss sie, ihn zu ignorieren. Und mir blieb nichts anderes übrig, als entsetzt zuzuschauen, wie sie sich auf dem Absatz umdrehte und quer durch den Raum auf die Stelle zuging, an der noch vor wenigen Minuten Theocoles gestanden hatte.
Ich murmelte irgendeine fadenscheinige Entschuldigung und wollte ihr folgen. Ich heftete meinen Blick angespannt auf ihren wirbelnden Saum und ihre wallenden schwarzen Locken und verfolgte genau jeden ihrer Schritte, bis Dacian seine Hand leicht auf meinen Arm legte. »Bitte geh nicht«, sagte er. »Nicht jetzt, da wir uns gerade erst kennen gelernt haben. Ich möchte noch so viel über dich wissen! Woher kommst du? Warum habe ich dich noch nie gesehen und noch nie etwas von dir gehört?«
Ich wandte meinen Blick nur eine einzige Sekunde von Messalina ab – nein, es war nicht einmal eine Sekunde, das schwöre ich –, doch das reichte aus, um sie aus den Augen zu verlieren. In dem winzigen Augenblick, in dem ich meinen Blick von Dacians lächelndem Gesicht abwandte und wieder auf die Stelle richtete, an der Messalina gerade noch gestanden hatte, war sie bereits verschwunden. Und ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie mich absichtlich hier zurückgelassen hatte.
ACHT
D acian wartete auf eine Antwort, aber anstatt etwas zu sagen, rannte ich los und ließ ihn einfach stehen. Er starrte hinter mir her, wie ich quer durch den Raum lief, bis ich die Stelle erreichte, an der Messalina verschwunden war.
Ich stemmte die Hände in die Hüften, drehte meinen Kopf nach allen Seiten und versuchte herauszufinden, welchen Weg sie eingeschlagen haben konnte. Währenddessen ließ ich mir noch einmal ihre Worte durch den Kopf gehen.
Sie hatte gesagt, sie wolle sich um ihre Tante kümmern, aber das hatte sich nicht überzeugend angehört. Ich war mir sicher, dass es irgendetwas mit Theocoles zu tun hatte.
Doch ich hatte keine Ahnung, wo ich ihn finden konnte. Es gab unzählige Möglichkeiten, und ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich mit meiner Suche beginnen sollte. Jeder Durchgang, der in einen anderen Raum führte, schien in ein weiteres Zimmer zu führen und von dort in ein nächstes und dann wieder in einen weiteren Raum. Messalinas Welt glich allmählich einem komplizierten Labyrinth.
Einem weit verzweigten Irrgarten, der mich verwirren und austricksen sollte, so wie alle anderen Seelenfänger vor mir, davon war ich überzeugt.
Dacian rief meinen Namen – meinen neuen Namen. Seine Stimme übertönte das schallende Gelächter, als er sich seinen Weg durch die Menge bahnte und mir dicht auf den Fersen blieb. Seine verblüffte Miene und sein besorgter Blick zeigten, dass er befürchtete, mich irgendwie beleidigt zu haben.
Mir blieben nur noch wenige Sekunden, bis er mich einholen würde. Ich schloss meine Augen und blendete mit aller Kraft alle Geräusche aus, bis ich nur noch meine innere Stimme hörte. Die Treppe – such die Treppe, die nach unten führt! Die Worte waren nur ein Flüstern, aber sehr eindringlich.
Aber bevor ich weitergehen konnte, stand Dacian vor mir. Seine Miene entspannte sich, und seine Stimme klang erleichtert. »Da bist du ja, Aurelia!« Er verbeugte sich tief vor mir, so dass ich einen kurzen Blick auf seine braunen Locken werfen konnte, bevor er sich wieder erhob und mich aus seinen dunklen Augen ansah. »Ich hoffe, ich habe dich nicht auf irgendeine Weise gekränkt?« Er schenkte mir ein
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