Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
dich! Wir müssen uns rasch entscheiden«, flüsterte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf die andere Seite des Raums. »Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest – du hast bei einem speziellen Gast großes Interesse erregt«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme klang drängend und ungeduldig. »Und so wie ich das sehe, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er vor uns stehen wird. Er wird wissen wollen, wer du bist, und dann müssen wir ihm eine Antwort geben, nicht wahr?«
Ich schwieg einen Augenblick und tat so, als würde ich gründlich über die beiden Namen nachdenken. In Wahrheit hatte ich mich bereits für Aurelia entschieden, als ich den Namen gehört hatte. Wenn aus keinem anderen Grund, dann weil er mich an Aurora erinnerte – an die hübscheste, heiterste, kultivierteste Angehörige des großen Rats, die mir zufälligerweise von allen die Liebste
war. Und außerdem klang darin ein klein wenig mein eigener Name an, und das war eine perfekte Kombination.
Doch bevor ich die Möglichkeit hatte, Messalina meine Entscheidung mitzuteilen, stand der Junge bereits vor uns. Sein Blick glitt zwischen Messalina und mir hin und her. »Messalina, es ist mir wie immer ein Vergnügen.« Er senkte den Kopf, nahm ihre Hand und berührte sie mit seinen Lippen. Dann nickte er mir zu. »Und wen hast du uns mitgebracht?« Er sah mir tief in die Augen.
Messalina warf mir einen beunruhigten Blick zu, unsicher, wie sie mich jetzt nennen sollte. Aber das spielte keine große Rolle. Es war, als gäbe es keine Zeit mehr.
Es war, als wäre die gesamte Party zu einem Stillstand gekommen.
Als existierte nichts mehr, außer seinem dunklen Haar, seiner glatten, olivfarbenen Haut und seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, bei deren Anblick sich in meinem Kopf alles drehte.
»Mein Name ist Aurelia«, sagte ich mit erstaunlich sicherer Stimme und streckte ihm mit einem seltsamen Anflug von Gelassenheit meine Hand entgegen.
Ich hatte keine Ahnung, woher das plötzlich kam. Keinen blassen Schimmer, wie es mir gelang, so leicht in die Rolle einer jungen und vornehmen römischen Aristokratin zu schlüpfen. Ich senkte schüchtern den Blick, schürzte kokett die Lippen und hielt kurz die Luft an, um meine Wangen runder erscheinen zu lassen, während ich darauf wartete, dass er meine Hand in seine nahm und sie
kurz mit den Lippen streifte – die übliche Begrüßung zu dieser Zeit. Es war, als wäre ich tatsächlich Aurelia, und in diesem Moment zog ich sie mir vor.
»Aurelia, das ist Dacian«, sagte Messalina zu mir, und ihre Augen funkelten wissend. »Wie du ja weißt, ist Dacian der Sohn eines der Senatoren«, fügte sie hinzu und betonte ihre Worte, um mir die Bedeutung klarzumachen. Dacian war wichtig, jemand, von dem ich so tun sollte, als würde ich ihn kennen.
»Merkwürdig, dass wir uns bisher noch nicht begegnet sind.« Dacians Stimme klang verwundert, und auch seine Miene wirkte, als könne er das nicht begreifen und würde vergeblich versuchen, eine Erklärung dafür zu finden.
Ich hob meine Schultern und ließ sie wieder sinken, während ich meinen Blick abwandte. Es verblüffte mich, wie cool ich mich verhielt, doch es dauerte nicht lange, bis meine Gelassenheit abebbte und ich der Rolle nicht mehr gewachsen war, in die Messalina mich gedrängt hatte.
Ich war es nicht gewöhnt, mich in der Gegenwart von so süßen Jungs aufzuhalten – und Dacian fiel eindeutig in die Kategorie »obersüß«. Ich meine, ich kannte ihn gerade mal eine knappe Minute, und er war bereits an erster Stelle meiner Top-5-Liste der süßesten Jungs aller Zeiten gelandet – die Liste, die lebende Personen, Geister und Berühmtheiten umfasste (und das, obwohl sein Outfit mehr oder weniger aus einer Art Kleid bestand).
Aurelia gefiel so etwas, Riley weniger. Aber so sehr ich
im Augenblick auch Aurelia sein wollte, konnte ich die Warnung nicht überhören, die in meinem Kopf laut wurde. Ich hörte eine lästige, aufdringliche Stimme mahnen: Lass dich nicht ablenken! Dein Name ist nicht Aurelia, und Dacian steht nicht auf deiner Tagesordnung, so süß er auch sein mag. Du bist hier, um Theocoles zu finden und ihn über die Brücke zu führen – das ist alles!
Die Stimme war laut – viel lauter, als ich es mir gewünscht hätte. Und trotzdem hatte ich keine Chance gegen Messalina, als sie meine Hand ergriff und sofort meine Gedanken zum Schweigen brachte, als sie sagte: »Entschuldige mich einen Moment, Aurelia. Ich muss mich
Weitere Kostenlose Bücher