Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Zeigefinger. »Bist du dir ganz sicher? Nicht etwa auch für Lucius?«
Theocoles schwieg und sah zur Seite. Seine Miene wirkte traurig und nachdenklich, als er schließlich erwiderte: »Ich fürchte, unsere Schicksale sind untrennbar miteinander verbunden.« Er streckte die Hand aus und fuhr langsam mit einem Finger über ihre Augenbrauen, zog die Kurve ihrer Wange nach und fasste sie unter das Kinn. Dann hob er ihren Kopf an, bis sich ihre Blicke trafen. »Komm, es ist Zeit, dass wir uns verabschieden und uns ein wenig Ruhe gönnen.« Er stand auf, und sie folgte seinem Beispiel. »Ich hoffe, dass du die wunderbare Aussicht auf unsere gemeinsame Zukunft mit in deine Träume
nimmst – und morgen, in weniger als vierundzwanzig Stunden, wird die Welt uns gehören.«
Messalina lächelte tapfer und fuhr sich mit der Hand schnell über die Wange, um eine herunterrollende Träne wegzuwischen, bevor Theocoles sie entdeckte. Mit stoischer, schicksalsergebener Miene trat sie einen Schritt auf ihn zu und nahm seine Hand in ihre. Ich stieß mich rasch von der Tür ab und rannte den Gang zurück.
ZEHN
O bwohl ich die gleiche Treppe nahm wie vorher, erreichte ich nicht den Ort, den ich erwartet hatte.
Nicht einmal annähernd.
Anstatt auf der glamourösen Party, die ich verlassen hatte, befand ich mich plötzlich im Freien. Ich blinzelte in die grelle Sonne und stellte fest, dass ich von Hunderten, nein, Tausenden Römern in Togen umgeben war, die drängelten und schubsten, um einen Sitzplatz zu ergattern.
»Aurelia!« Eine vertraute Stimme erklang hinter mir, als ich mich verwirrt umschaute. »Aurelia, was machst du hier bei dem Pöbel?«
Messalina stand vor mir. Sie lächelte mich strahlend an, und ihre rosigen Wangen passten farblich zu dem wunderschönen neuen Kleid, das sie trug.
»Wenn du dich ausreichend mit den niedrigen Ständen vertraut gemacht hast, sollten wir uns vielleicht in die Loge meines Onkels begeben. Dort herrscht kein Gedränge, es gibt reichlich zu essen und zu trinken und, was bei dieser Hitze noch wichtiger ist, wir haben dort Schatten!« Sie verdrehte lachend die Augen, zog einen
gold- und pinkfarbenen Fächer aus den Falten ihres Kleids und fächelte mir unterhalb des Kinns damit Kühlung zu. »Oh, und vielleicht interessiert es dich, dass Dacian unbedingt erfahren wollte, ob er mit deinem Erscheinen rechnen darf. Er befürchtete, dich nie wiederzusehen. Wie ich gehört habe, hast du ihn geneckt und die Unnahbare gespielt.« Sie warf mir einen listigen Blick zu, bevor sie fortfuhr. »Der arme Junge befindet sich wirklich in einem bedauernswerten Zustand. Er hat einfach keine Ruhe gegeben und mich immer wieder gefragt, ob du kommen würdest. Ich muss zugeben, dass es ein großes Vergnügen war, den armen Kerl so leiden zu sehen, aber natürlich werde ich nicht zu viel ausplaudern.« Sie hob den Fächer vor ihr Gesicht, so dass nur noch ihre Augen zu sehen waren. »Anscheinend ist er ganz hingerissen von dir. Und nun stellt sich die Frage, wie du darauf reagieren wirst. Hat es dich ebenfalls erwischt? Komm schon, Aurelia, mir kannst du es doch sagen – empfindest du ebenso wie er?«
Sie sah mich gespannt an. Ihre Augen glänzten, während sie auf eine Antwort wartete, die ich ihr jedoch nicht gab. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, herauszufinden, was gerade passiert war – wie aus der Nacht so schnell Tag geworden war, und wie ich, ohne es gemerkt zu haben, in das Kolosseum gelangt war.
Messalina schien mein Schweigen nicht zu stören. Sie lächelte immer noch strahlend, bot mir ihren Arm an und bedeutete mir, neben ihr herzugehen.
Ihr Lächeln verschwand auch nicht von ihrem Gesicht, als ich ihr endlich eine Antwort gab. »Nein.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte zur Bekräftigung meinen Kopf so heftig, dass mir die blonden Locken über die Wangen fielen. »Ich muss Theocoles finden, das weißt du doch.« Ich starrte sie herausfordernd an und bemerkte, dass ihre Augenbrauen weit nach oben schossen und ihre Lippen zuckten.
»Natürlich wirst du Theocoles sehen«, sagte sie leichthin, aber ihr Tonfall klang gezwungen. Sie musterte mich langsam von oben bis unten, als wollte sie eine gründliche Bestandsaufnahme vornehmen. »Sei nicht dumm, Aurelia – er ist hier die Hauptattraktion, richtig?« Sie schnalzte leicht mit der Zunge. »Wir werden ihn heute selbstverständlich alle sehen. Schließlich ist er der Grund, warum wir hier sind. Allerdings
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