Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Schwert und der Wille zum Sieg zählen, wenn er überleben will, sondern dass er auch dafür sorgen muss, dass sich das Publikum unterhalten fühlt. Es genügt nicht, seinen Gegner zu töten – daran sieht sich das Publikum schnell satt. Gemetzel und Blut, immer wieder …« Er setzte eine gelangweilte Miene auf. »Wenn die vielen übel zugerichteten Tierkadaver aus der Arena gezogen werden, haben die Zuschauer bereits
ein stundenlanges Blutbad gesehen, und nach einer Weile geht ein grausiger Kampf in den nächsten über. Ein wahrer Gladiator, ein Champion wie Theocoles ist sich dieser Tatsache bewusst. Daher inszenieren Meistergladiatoren ihre Kämpfe und üben sie miteinander auf eine Weise ein, die größtmögliche Unterhaltung bietet und die Aufmerksamkeit des Publikums fesselt.«
Ich hing an seinen Lippen, ließ mir kein Wort entgehen und speicherte alles in meinem Gedächtnis ab. Als Dacian meinen angestrengten Blick bemerkte, schüttelte er in gespieltem Entsetzen den Kopf. »Oh, nein. Mir wird klar, dass ich zu viel verraten habe. Am Glanz deiner Augen sehe ich, wie sehr dich das begeistert, und nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich gezwungen bin, mich selbst in die Arena zu stürzen, um deine Zuneigung zu gewinnen!«
Er lachte bei diesen Worten, aber sein Scherz kam bei mir nicht gut an. Aus einem unerfindlichen Grund nahm ich seine Worte ernst. »Was? Nein!« Ich schüttelte den Kopf. Damit hatte er mich auf dem falschen Fuß erwischt. »Bitte, das darfst du nicht meinetwegen tun«, stammelte ich. Es war mir peinlich, aber ich konnte die Worte nicht zurückhalten.
»Was soll er deinetwegen nicht tun?« Messalina tauchte hinter mir auf. Ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Katze, und sie lächelte mich merkwürdig an, als sie sich über die Rückenlehne meines
Stuhls beugte. Ich fragte mich unwillkürlich, wie lange sie uns schon belauscht hatte.
»Ich habe offensichtlich den Fehler begangen, Aurelia zu viel über die Spiele zu verraten. Jetzt ist sie ganz versessen darauf. Der legendäre Theocoles ist noch nicht einmal in der Arena erschienen und hat schon ihr Herz erobert.«
»Oh, die Säule der Verdammnis .« Messalina lachte, aber ihre Augen wirkten glanzlos.
»Hast du gesagt, er würde vielleicht freigelassen?« Ich beugte mich zu Dacian vor. »Hat das etwas mit Lucius zu tun?«
Dacian wirkte verblüfft, aber er konnte kaum so verwirrt sein wie ich. Woher war dieser Name aufgetaucht? Worüber sprach ich eigentlich?
Langsam setzte meine Erinnerung wieder ein, und ich dachte an ein Bruchstück der Unterhaltung zwischen Messalina und Theocoles in dessen Zelle, bei der dieser Name gefallen war. Doch in diesem Moment tippte Messalina leicht auf meine Schulter. »Falls Theocoles heute zum Sieger gekrönt wird, wird sein Preisgeld ausreichen, um Lucius’ Spielschulden zu begleichen. Dann wäre Lucius wieder auf freiem Fuß. Im Augenblick schuftet er im Steinbruch – ein wahrhaft schreckliches Schicksal.« Sie rieb ihre Arme und schauderte leicht, ohne ihren Blick von mir abzuwenden. »Damit wäre auch der Vertrag erfüllt, den Theocoles mit meinem Onkel abgeschlossen hat, und das würde ihn ebenfalls zu einem freien Mann
machen. Für beide ist es in der Tat ein sehr wichtiger Tag.«
»Heißt das, Theocoles hat sich freiwillig gemeldet?« Ich starrte Messalina an. Allmählich begann ich, alles zu begreifen. »Und deshalb hast du …«
»Deshalb habe ich was ?« Als sich unsere Blicke trafen, war ich mir plötzlich nicht mehr sicher. Was vor einer Sekunde noch glasklar gewesen war, löste sich im Nu wieder in Nichts auf.
Dacians Stimme durchdrang meine vagen Gedanken. »Sein Bruder hat sich ein wenig übernommen.« Er verzog verächtlich das Gesicht und ließ keinen Zweifel daran, was er davon hielt.
Ich stand zwischen den beiden und spürte, wie Messalina sich bei seinen Worten versteifte. Irgendetwas tief in meinem Inneren stieß mich an, stupste mich und versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erregen, aber meine Gedanken waren vernebelt. Ich ließ meine Hände über die tiefen Falten meines lavendelfarbenen Kleids gleiten und verlor mich darin, es zu bewundern.
»Theocoles ist ein ehrenvoller, mutiger Mann«, erklärte Messalina, und die Schärfe in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Sein Bruder Lucius bedeutet ihm sehr viel, und was Theocoles für ihn getan und geleistet hat, zeugt von großem Mut. Und ich bin der Ansicht, dass er dafür höchstes Lob verdient hat.
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