Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
sich, dass ein bestimmter Moment niemals enden wird – oder dass sie zumindest das dabei empfundene Gefühl niemals vergessen werden –, und dieser Wunsch wird stets erfüllt. Es klappt jedes Mal, und so können sie dieses Erlebnis immer wieder genießen. Ist das nicht wundervoll?« Sie sah mich seufzend an, und ich nickte zustimmend.
SECHZEHN
A m nächsten Morgen weckte mich Messalina auf, indem sie mich am Arm rüttelte und in mein Ohr kicherte. »Wach auf, Schlafmütze – auf uns wartet ein großer Tag!«
Ich fuhr mir mit der Hand durch meine zerzausten Locken, wühlte mich aus dem riesigen Kissenberg und ging mit ihr zu einer Truhe hinüber, in der sich eine scheinbar unbegrenzte Menge an traumhaft schönen Seidenkleidern befand. Messalina forderte mich auf, mir etwas herauszusuchen, aber als ich ein schimmerndes Kleid aus pinkfarbener Seide mit aufwändig eingewebten Goldfäden herauszog, nahm sie es mir aus der Hand. »Das nicht.« Sie versuchte, ihre zornige Miene wieder unter Kontrolle zu bringen und die Schärfe aus ihrer Stimme zu nehmen, aber ich hatte ihre Verstimmung bereits bemerkt. »Ich hätte dir sagen sollen, dass ich mich bereits dazu entschlossen habe, heute Pink zu tragen. Und da du Dacian sicher sofort ins Auge fallen möchtest, musst du eine andere Farbe wählen.«
Ich warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Kleid. Jetzt, da ich es nicht haben durfte, gefiel es mir noch besser
als vorher. »Aber wir sind doch wie Schwestern, richtig?« , sagte ich, in der Hoffnung, sie damit umzustimmen. »Wenn wir beide Pink tragen, können wir uns noch näher sein – beinahe wie Zwillinge!«
Das Argument war gut, und ich war mir sicher, sie damit überzeugen zu können, aber Messalina blieb unnachgiebig, ohne meine Worte auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie winkte mit einer ungeduldigen Handbewegung ab und griff nach einem Kleid in leuchtendem Kobaltblau mit eingewebten grünen Fäden.
»Das hier – das ist das richtige, daran habe ich keine Zweifel.« Sie wollte, dass ich ihr zustimmte, und hielt mir das Kleid an den Körper, um mich davon zu begeistern, aber ich trauerte immer noch dem pinkfarbenen Kleid nach. »Mit Saphirschmuck oder vielleicht sogar Lapislazuli …« Sie presste einen Finger gegen ihr Kinn, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken, wofür sie sich entscheiden sollte. »Nun, wie auch immer, dieses Kleid wird dir gut stehen, davon bin ich überzeugt. Es wird auf jeden Fall deine wunderschönen blauen Augen zur Geltung bringen. Dacian wird völlig außer sich sein, wenn er dich sieht!«
Dacian .
Der Junge, der mich geküsst hatte.
Der Junge, den ich allmählich gernhatte – oder etwa nicht? Messalina schien das auf jeden Fall zu glauben.
Ich bemühte mich verzweifelt, nichts durcheinanderzubringen,
aber immer, wenn ich versuchte, in Gedanken sein Bild heraufzubeschwören, sah ich eine in die Stirn fallende braune Haarsträhne, merkwürdige Klamotten, strahlend grüne Augen und ein tröstliches, aber trotzdem fremdes Gesicht vor mir, und all das konnte ich nicht einordnen, so sehr ich mich auch anstrengte.
Ich schüttelte den Kopf, um mich von diesem Bild zu befreien. Messalina starrte mich an – offensichtlich spürte sie meinen Stimmungsumschwung. Da ich ihr nicht erklären wollte, was ich mir selbst kaum erklären konnte, griff ich nach dem kobaltblauen Kleid und zog es mir über den Kopf. Und sobald alle Schärpen und Schleifen an der richtigen Stelle saßen, der Schmuck angelegt und die Haarnadeln festgesteckt waren – und wir beide um die Wette strahlten –, schob Messalina ihren Arm unter meinen. »Und nun lasst die Spiele beginnen!«
Das Kolosseum war überwältigend – so etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich versuchte, alles gleichzeitig aufzunehmen. Als ich mit Messalina in einer privaten, schattigen Loge angekommen war, sah ich sie aufgeregt an. »Wow! Schau dir nur all die Menschen an! Ist es hier immer so voll?«
»Wenn Theocoles auftritt, dann schon.« Sie sah mich prüfend an.
Ich nickte. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Er war ein Champion. Und hatte einen merkwürdigen Spitznamen. Aber ich verdrängte den Gedanken daran
wieder. Diese Einzelheiten waren nicht wichtig für mich – ich war viel mehr daran interessiert, Dacian wiederzusehen.
»Ich habe gehört, dass Dacian bereits den ganzen Morgen nach dir gefragt hat.« Messalina lächelte, als hätte sie gerade meine Gedanken gelesen. »Anscheinend ist er schon sehr früh
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