Riley - Im Schein der Finsternis -
wurde mir klar, dass sich irgendetwas geändert hatte.
Es war die Art und Weise, wie die Luft um sie herum sich bewegte und schimmerte. Für mich war sie nur noch unscharf zu sehen, kaum mehr zu erkennen, aber vor seinen Augen erschien sie kristallklar. In diesem Moment begriff ich, dass sie, zumindest für Bodhi, wieder aussah wie Nicole.
Ich griff nach seiner Hand. Ich hatte Angst, ihn abermals an seine ureigenen Seelenqualen zu verlieren, aber er entfernte sich von mir und trat auf sie zu. Er griff unbeirrt und mit festem Blick nach dem Getränk. Doch ich durfte nicht zulassen, dass er es trank.
Ich streckte meine Hand aus, fest entschlossen, Bodhi davon abzuhalten. Meine abrupte Bewegung alarmierte ihren Hund. Er senkte den Kopf, machte den Rücken krumm, wandte sich mir zu und stieß ein tiefes, bedrohliches Knurren aus.
Doch Bodhi hatte bereits zugegriffen.
Er hatte seine Finger um das Glas gelegt und starrte Rebecca an. »Du verschwendest deine Zeit«, sagte er. Er riss ihr das Glas aus der Hand und schleuderte es zwischen die Bäume. »Dein Zauber wirkt auf mich nicht mehr. Du bist nicht Nicole. Tatsächlich bist du ihr nicht einmal ähnlich. Und nur damit du es weißt: Ich habe losgelassen. Ich habe mir selbst verziehen. Und das bedeutet, dass du keine Macht mehr über mich hast, denn ich bin nicht länger zornig.«
Sie gab sich große Mühe, ihre Reaktion zu verbergen. Das muss ich ihr zugestehen. Aber die Art, wie sie ihren Kopf zur Seite neigte und ihr Kinn hob, und die Weise, wie ihre Lider flatterten, als sie ihn musterte, verriet, dass sie das nicht erwartet hatte.
»Wie du willst.« Sie zog ihre zarten Schultern nach oben und ließ den Schimmer verschwinden, bis sie wieder zu ihrem übertrieben ausstaffierten Selbst zurückgekehrt war. Ihr Blick huschte zu mir herüber. »Wie steht’s mit dir, Riley?«, fügte sie hinzu. »Möchtest du einen Schluck?« Ihr Blick wurde düster und unergründlich, während sie ein neues Teeglas in ihrer Hand manifestierte. »Ich verspreche dir, das hat nichts mit diesem falschen Erinnerungstee zu tun, den der Prinz dir angeboten hat.« Sie verdrehte die Augen und schüttelte anmutig ihren Kopf. »Du hast hoffentlich begriffen, dass er verrückt ist, oder? Ich meine, du glaubst doch nicht wirklich, dass er ein Prinz ist?« Sie schürzte die Lippen und lächelte geziert, während sie eine Augenbraue auf eine hochmütige, arrogante Art nach oben zog.
»Zunächst war er einer der Arbeiter meines Vaters – und kein sehr guter, möchte ich hinzufügen. Und außerdem war er ein Mörder .« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein, damit ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. »Aber niemals ein Prinz , das kann ich dir versichern. Du weißt, dass er dafür verantwortlich ist, was mir zugestoßen ist, richtig? Er war ein Mitglied dieser Gruppe von Rebellen, die einen Aufstand planten. Das ist wahr!«, sagte sie eindringlich, als sie meine Miene sah und zu Recht daraus schloss, dass ich ihr kein einziges Wort glaubte. »Und du bist eine Närrin, wenn du ihm glaubst und Mitleid für ihn empfindest. Ganz zu schweigen davon, dass auch du eine Heuchlerin bist.«
Ich wartete neugierig ab, worauf sie hinauswollte. Sie ließ sich nicht lange bitten, es mir zu erklären.
»Alle Mörder landen irgendwann im Gefängnis, also wo liegt der Unterschied?«
»Weil es etwas ganz anderes ist«, verteidigte Bodhi mich sofort, obwohl das nicht wirklich nötig war. »Es ist ganz und gar nicht das Gleiche. Du hast kein Recht, dich in die Reise irgendwelcher Seelen einzumischen – überhaupt kein Recht! Und ich spüre tief in meinem Inneren, dass du das weißt – sonst würdest du keine solche Abwehrhaltung an den Tag legen.«
Sie wurde zornig. Ihre Augen glühten beinahe so, wie die ihres Höllenhundes es getan hatten. »Du glaubst, so viel zu wissen. Ihr beide glaubt, ihr könnt einfach in mein Gebiet eindringen und mich herumschubsen, nur weil euch ein komisches Glühen umgibt.« Sie umklammerte das Glas so fest, dass ich sicher war, es würde gleich in ihrer Hand zerspringen. Die Art, wie sie uns anstarrte, verriet uns, wie aufgebracht sie war. Es war, als würde all die Hässlichkeit in ihrem Inneren an die Oberfläche dringen. Ihr Haar stellte sich auf, wurde wirr und struppig, und ihr Hass strahlte so gleißend, dass ich alle meine Kraft zusammennehmen musste, um nicht wegzuschauen.
Und ich fragte mich unwillkürlich, ob sie tatsächlich glaubte, was sie über den Prinzen
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