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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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gesagt hatte. Und über ihre Gründe, ihn und all die anderen Sklaven hier festzuhalten und einzusperren, oder ob sie sich diese Geschichte nur selbst vorsagte, um eine Entschuldigung für ihr Handeln zu haben.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    »Ihr wisst nichts!«, schrie sie uns an, während ihr Gesicht sich vollkommen verwandelte. »Ihr wisst nichts – rein gar nichts !«
    Sie fuhr fort zu toben und zu kreischen, und es war kein Ende in Sicht. Ich hatte allmählich die Nase voll von diesen Drohungen und ihrem theatralischen Gehabe, und außerdem war ich erpicht darauf, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich sah sie an und sagte: »Also gut. Ich werde mir das selbst anschauen. Gib schon her.« Ich war zwar fest davon überzeugt, dass sie eine bösartige, total verzogene Göre war, aber ich wusste auch, dass jede Geschichte zwei Seiten hatte. Und um sie zu verstehen, musste ich mir ihren Standpunkt anschauen.
    Sie hielt inne, ihre Augen weiteten sich. Offensichtlich fragte sie sich, ob es sich um irgendeinen Trick handelte.
    Aber es war kein Trick. Ich meinte es ganz ernst. Und obwohl Bodhi keine Zeit verschwendete und warnend nach meinem Arm griff, war es bereits zu spät.
    Ich griff schon nach dem Glas.
    Zupfte bereits ein Glitzersteinchen von ihrem Kleid und warf es hinein.
    Setzte das Glas an meine Lippen.
    Verpflichtete mich zu dieser Reise, ganz gleich, welches Szenario ich dort vorfinden würde.
    Bodhis Stimme war nur noch ein leises Echo, als er mich bat, es zu lassen, mich anflehte, das nicht durchzuziehen.
    Aber das änderte nichts mehr.
    Ich hatte ihre Welt längst betreten.

 

NEUNZEHN
     
    E s war überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Ich meine, ich kann nicht genau erklären, was ich eigentlich erwartet hatte, denn es ging alles so schnell, dass ich nicht viel Zeit hatte, darüber nachzudenken. Aber trotzdem – selbst, wenn ich den Tee nicht ohne Zögern getrunken hätte, wenn ich mir Zeit genommen hätte, über ein paar Dinge nachzudenken, hätte ich mir, wie ich glaube, die Szene, in der ich mich wiederfand, nicht annähernd ausmalen können.
    Ich war ein Baby.
    Nein, na ja, Rebecca war das Baby, und ich begleitete sie nur auf dieser Reise. Ich betrachtete die Ereignisse aus ihrem Blickwinkel, tauchte in das Geschehen ein und sah alles so lebendig und detailliert vor mir, so greifbar, als wäre ich sie.
    Ich sah, wie die Strahlen der Morgensonne um die geschwungenen Ränder der Vorhänge wanderten, während die Arme ihrer Mutter mich zärtlich umfingen und sanft wiegten und sie in inniger Liebe auf mich herabschaute.
    Ich spürte Rebeccas tiefen Kummer und die Tragweite ihrer Verwirrung von dem ersten Morgen an, an dem ihre Mutter nicht mehr erschien – und an allen anderen Morgen, die folgten –, bis hin zu dem Moment, in dem sie ihre ersten Worte sprach. Das allererste war »Mama!«, schon bald gefolgt von »tot« und »begraben«. Die letzten beiden am häufigsten gebrauchten Wörter erklärten, warum die mit dem ersten Wort benannte Person nicht mehr da war.
    Ich wuchs mit ihr auf, verwandelte mich von einem krabbelnden Baby zu einem Kleinkind, das laufen konnte. Ich spürte, wie ihr Körper sich streckte und wuchs, während die weichen Röllchen des Babyspecks verschwanden und sie ganz schlank wurde, bevor sie sich zu einem hübschen Mädchen entwickelte. Mit dreizehn besaß sie einen ganzen Schrank voller schillernder Kleider und Schubladen, in denen unzählige bunte Bänder und Schleifen lagen. Sie sehnte sich danach, dass ihr Vater ihr Beachtung schenkte und Gefallen daran fand, wie sie in den Sachen aussah. Aber er hatte dafür weder Zeit noch Interesse daran. Seine Tochter war ein Quälgeist für ihn, um den sich die Bediensteten kümmern sollten.
    Und das taten sie auch.
    Alle hatten Angst vor ihrem Jähzorn, den sie von ihrem Vater geerbt hatte, und gaben daher all ihren Launen nach, in der Hoffnung, dass sie sie nicht beschimpfte. Sie überhäuften sie mit Süßigkeiten, Leckereien und Geschenken jeglicher Art: mit einer großen Sammlung an Köstlichkeiten, wonach Rebecca nur ein schwaches Verlangen verspürte; mit einer reichlichen Menge an Gaumenfreuden, die ihnen selbst schon seit Langem versagt blieb.
    Das war das Rezept, um ein Monster zu erschaffen.
    Und es war kein Ende in Sicht.
    Wenn in ihren Augen Groll lag, sah Rebecca einfach darüber hinweg. Sie schenkte ihnen kaum Aufmerksamkeit. Für sie hatten sie keinen anderen Zweck, als ihre

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