Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
Vom Netzwerk:
Weise zu ihr und fand einen Weg, ihren Platz einzunehmen.
    Aber heute hatte ich keine Zeit, um zu spielen.
    Mein Papa würde schon bald die Treppe heraufkommen, um mich zu holen. Und wenn er mich fand, sollte er unbedingt sehen, dass ich mich mustergültig verhalten hatte.
    Wie bereitwillig ich jedes seiner Worte befolgt hatte.
    Dann würde er mir vielleicht endlich Beachtung schenken, denn bisher hatte er kaum Notiz von mir genommen.
    Ich ging zum Schrank, kroch in diesen kleinen, dunklen, nur selten genützten Ort, legte meine Finger um die Türkante und zog die Tür zu, so gut ich konnte. Ich hatte mich bereits an die Schrankwand gekauert und mich zurechtgesetzt, als mir mein Hund einfiel.
    Ich rutschte nach vorne, stieß die Tür einen Spaltweit auf und streckte meinen Kopf heraus. »Shucky! Hierher! «, rief ich, schickte noch einen leisen Pfiff hinterher und hoffte, dass mein Vater das nicht gehört hatte.
    Ich war erleichtert, als ich hörte, wie Shuckys Pfoten über den Holzboden trappelten. Als er in den Schrank schlüpfte und auf meinen Schoß sprang, zog ich ihn an mich. Er jaulte leise und leckte mir aufgeregt die Wangen, als ich die Tür wieder schloss und weiter nach hinten rückte.
    Ich presste ihn an meine Brust und unterdrückte ein Kichern, als er mich mit seiner eiskalten Nase an der Schulter und am Hals anstupste. Ich versuchte, den süßlichen Geruch nach Schimmel, Moder und all den Sachen, die schon seit langer Zeit nicht mehr benutzt worden waren, zu ignorieren und dachte darüber nach, wie ich den Ausdruck in den Augen meines Vaters deuten sollte.
    Hatte ich tatsächlich Liebe in seinem Blick gesehen?
    Und würde ich das überhaupt erkennen, wenn es so wäre?
    Es war schon so lange her, dass mich jemand auf diese Weise angesehen hatte, dass ich die Zeichen nicht mehr erkennen konnte.
    Und so verbrachte ich meine letzten Momente.
    Ich kämpfte gegen die Gerüche in dem alten Schrank und den schalen Atem meines hechelnden Hundes an und dachte darüber nach, was genau der Blick meines Vaters bedeutet hatte.
    Meine Beine begannen in dieser unnatürlichen Haltung zu schmerzen, mein Rücken und mein Po taten mir weh, weil ich schon so lange auf dem harten Holzboden kauerte.
    Ich fragte mich, ob ich einen Blick riskieren sollte, um nachzuschauen, was ihn so lange davon abhielt, mich zu holen, als mein Hund sich plötzlich versteifte, seine Ohren spitzte, seine Augen zusammenkniff und ein tiefes, bedrohliches Knurren ausstieß.
    Er hatte es wohl als Erster gespürt, doch schon war es unverkennbar.
    Es klang wie ein regelrechter Ansturm – Hunderte Menschen rannten auf dasselbe Ziel zu.
    Gegenstände gingen zu Bruch. Einige Schreie ertönten. Einer davon erhob sich über die anderen, und ich erkannte die Stimme meines Vaters.
    Die Haustür wurde offensichtlich aus den Angeln gehoben.
    Den Geräuschen nach wurde das Haus gestürmt. Sie drangen ein, durchstöberten es, plünderten und raubten.
    Dann folgte das schreckliche, anhaltende Schweigen von Papa, der nicht kam, um nach mir zu sehen.
    Und trotzdem wartete ich weiter auf ihn, so wie er es mir aufgetragen hatte.
    Ich wartete immer noch, als ich bereits das Prasseln hörte und die Schranktüren heiß wurden.
    Immer noch, als bereits graue Rauchfäden sich an der Tür nach oben schlängelten, sich ihren Weg durch die Ritzen bahnten und das Atmen unmöglich machten.
    Immer noch, als die Flammen an meinen Füßen leckten und wie Schlangen an meinem Kleid nach oben krochen.
    Auch noch, als mein verängstigter Hund mit seinen Krallen große, klaffende Löcher in mein Kleid riss, weil er mit aller Macht zu entkommen versuchte.
    Aber ich ließ ihn nicht los. Ich ließ ihn nicht ohne mich gehen, sondern hielt ihn fest an meine Brust gepresst, während ich unaufhörlich den warnenden Befehl meines Vaters flüsterte.
    Komm erst raus, wenn ich es dir sage, ganz gleich, was geschieht!
    Auf meiner Haut bildeten sich Blasen. Die Schleife an meinem Kleid wirkte wie ein Brandbeschleuniger und ließ die Flammen auf mein Haar und mein Gesicht überspringen. Sie verschlangen mich, und der Schmerz war so heftig, so gewaltig, dass ich mir sagte, es handele sich nur um ein Spiel.
    Das konnte unmöglich einem so besonderen Menschen wie mir zustoßen.
    Ich wiederholte diese Worte, während eine Flut von roten, glühend heißen Holzbalken auf uns herunterkrachte, bis von meinem Hund und mir nur noch ein Haufen verkohlter Knochen und schwarzer Staub übrig blieb.
    Gehorsam

Weitere Kostenlose Bücher