Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Großteil der Nacht mit ihm zusammen.« »Wieso bist du weggegangen? Der Sonnenaufgang macht dir doch nichts aus.«
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Nein, aber der Hunger.« Ich hob die Brauen. »Hättest du denn nicht von den Prostituierten trinken können?« »Ja, aber das wollte ich lieber nicht.« Ein Lächeln umspielte seine Augen, und ich bekam weiche Knie. »Ich beiße nur beim Sex, und dabei bevorzuge ich Frauen, die das nicht professionell betreiben.«
Bei der Vorstellung, von ihm in den Nacken gebissen zu werden, während er langsam und tief in mich eindrang, bekam ich eine Gänsehaut, und mir wurde ganz heiß. Mann, ich musste unbedingt mit diesem Vampir einen Versuch starten, bevor er wieder aus meinem Leben verschwand.
»Dann ist Rhoan also verschwunden, nachdem du gegangen bist?« Er nickte. »Rhoan war als Prostituierte verkleidet, damit er bei seinen Ermittlungen auf der Straße nicht auffiel. Ich habe ihn von einem Versteck aus beobachtet und seine Gedanken gelesen.«
Sie mussten bemerkt haben, dass Rhoan einen Aufpasser dabeihatte, denn sie hatten ihn erst geschnappt, nachdem Quinn weg war. Entweder das oder sie hatten Quinn für eine besonders aufmerksame Prostituierte gehalten. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Wir befanden uns im zehnten Stock. Deshalb gab es abgesehen von den Fassaden anderer Gebäude nicht viel zu sehen. Ich blickte nach Südosten. Es war nicht wirklich wichtig, wieso sie sich Rhoan geschnappt hatten. Aber wir mussten ihn dort herausholen, bevor ihnen auffiel, dass er keineswegs nur ein einfacher Wolf war.
Ich drehte mich abrupt um. »Wir müssen gehen.«
Glücklicherweise stellte sich Quinn mir nicht in den Weg, sonst hätte ich ihn überrannt. Jedenfalls hätte ich es versucht, aber eigentlich war ich diesem Vampir wohl kaum gewachsen. Irgendetwas ließ mich vermuten, dass sich hinter seinem netten, attraktiven Äußeren erheblich tiefere Abgründe verbargen als bei meinen Kollegen von der Abteilung. Einschließlich Jack. Wenn nämlich selbst Jack diesen Vampir vorsichtig behandelte, sollte ich erst recht behutsam vorgehen.
»Wir müssen uns erst vorbereiten.« Mehr sagte Quinn nicht. »Ich kann mich in Schatten hüllen, dann sehen sie mich nicht.« »Du hast selbst gesagt, dass sie Infrarotgeräte haben.« Ich blieb an der Tür stehen und holte tief Luft. Er hatte recht. Doch das trug wenig dazu bei, meine Angst zu vertreiben, die mir fast die Kehle zuschnürte. Ich blickte über meine Schulter zurück. »Was schlägst du vor?«
Er holte den Chip aus dem Gerät im Schreibtisch, stand auf und kam auf mich zu. Er bewegte sich mit der tödlichen Anmut einer Raubkatze. »Wir spielen ein kleines Verkleidungsspiel.« Mit diesem Vampir konnte ich mir jede Menge Spiele vorstellen, auch Verkleiden, warum nicht? Allerdings bezweifelte ich, dass er an dieselbe Art von Verkleidung dachte wie ich. Schade eigentlich. »Was heißt das?« »Das heißt, wenn Moneisha nach Prostituierten Ausschau hält, wieso bieten wir ihnen dann nicht eine an, die leicht zu haben ist?« »Ist es nicht verdächtig, wenn auf einmal in der ruhigen Nebenstraße eines Vorortes eine Prostituierte auftaucht?«
Er reichte mir den Chip, legte mir wieder eine Hand auf den Rücken und führte mich zu den Aufzügen. »Nicht unbedingt. Eine Straße von Moneisha entfernt liegt ein gut besuchtes Bordell. Man wird hoffentlich denken, dass du nur auf dem Weg zur Arbeit bist.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Und woher weißt du, dass eine Straße weiter ein gut laufendes Bordell ist?« »Ein guter Ermittler überprüft den gesamten Umkreis des Zielobjektes.« »Du hast aber vor ein paar Minuten noch behauptet, dass du Prostituierte eher meiden würdest.« »Das tue ich auch.« Er grinste mich auf seine typische Art an. »Ich bin Milliardär. Ich kann mich vor Frauen kaum retten. Ich muss nicht dafür bezahlen.«
Das war nicht die Antwort auf meine Frage. »Ach, kommt es häufig vor, dass du nicht zahlen musst?« »Ziemlich häufig. He, ich habe Bedürfnisse wie jeder andere Mann auch.« Hoffentlich befriedigte er einige dieser Bedürfnisse an mir, sobald ich meinen Bruder befreit hatte. Die Türen schlossen sich hinter uns, und der Fahrstuhl fuhr nach unten. Mir wurde kurz übel, aber ich riss mich zusammen. »Wo gehen wir hin?« »Wir gehen eine Verkleidung kaufen.« Sein Blick glitt meinen Körper hinunter. »Der Rock ist zwar ganz hübsch, wirkt aber nicht im Entferntesten wie der einer
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