Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Gartentor und stolperte zum ersten Fenster. Der Raum war in Hellgelb gehalten und wurde von einem luxuriösen und leeren Bett beherrscht. Bei diesem Anblick kamen mir beinahe die Tränen. Mein Gott, ich musste mich ausruhen. Schlafen.
Ich zog mich vom Fenster zurück und lief um das Haus herum zur Rückseite. Die Tür war verschlossen. Ich tastete den Türrahmen ab und sah unter der Matte nach, schließlich entdeckte ich den Reserveschlüssel zwischen den blutfarbenen Geranien im Blumenkasten vor dem Fenster.
Die Tür knarrte, als ich sie öffnete. Ich zuckte zusammen und blieb stocksteif stehen. In dem alten Haus war es so still, dass ich das gleichmäßige Ticken einer Uhr aus einem der Zimmer hören konnte. In der Luft konkurrierte der Geruch von Mottenkugeln und Lavendel miteinander.
Kade tauchte hinter mir auf. Ich spürte seine Wärme auf meinem Rücken. »Ist da was?« Sein Atem strich an meinem Ohr entlang und jagte ein Kribbeln der Wonne über die Haut. Mein Körper mochte erschöpft sein, meine Hormone waren es ganz sicher nicht. Ich schüttelte den Kopf und wich zurück. »Und bei dir?« »Es ist kein Auto da, und die Garagentüren sehen nicht so aus, als wären sie in den letzten Tagen geöffnet worden.« »Dann haben wir wohl für ein paar Stunden einen Unterschlupf gefunden.«
»Hoffentlich.« Er nahm mir den Schlüssel aus der Hand, schloss die Tür ab und hing den Schlüssel an den Haken daneben. »Ich glaube, viel weiter hätte ich es nicht mehr geschafft.«
Die erste Tür, die von dem schmalen Flur abging, führte in die Küche. Kade wartete dort, während ich den Rest des Hauses erforschte. Es war klein und bestand nur aus Küche, Wohnzimmer, Bad und zwei Schlafzimmern. Die Wände waren pastellfarben gestrichen oder mit einer Blumentapete beklebt, und überall fanden sich Spitzengardinen und der alles beherrschende Geruch von Mottenkugeln. Wahrscheinlich wohnten hier ältere Leute. Eine Vermutung, die durch die Kleidung, die ich im Kleiderschrank entdeckte, verstärkt wurde.
Doch Diebe durften nicht wählerisch sein.
Ich ging zurück ins Bad und ließ das Wasser in der Dusche laufen, bis es warm war. Dann stellte ich mich genüsslich unter den warmen Strahl. Anschließend fühlte ich mich merklich besser. Ich trocknete mich ab, wickelte mir ein Handtuch um den Körper und ging zurück in die Küche.
»Wie magst du deinen Kaffee?«, fragte Kade, als ich hereinkam. »Am liebsten heiß.« Er ließ den Blick über meinen Körper gleiten und grinste anzüglich. »Du duftest zum Anbeißen gut.« Er goss heißes Wasser in zwei Becher und schob mir einen hin. »Das hier aber auch.« Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und schnupperte mit Wohlbehagen an dem Kaffee. »Sieht aus, als wären unsere unfreiwilligen Gastgeber ein paar Tage verreist.«
Er nickte. »Im Kühlschrank lagern jedenfalls keine verderblichen Lebensmittel.« Ich nippte an dem Kaffee, dann fragte ich: »Gibt es hier ein Telefon?« Es war das Einzige, was ich bei meiner Untersuchung nicht entdeckt hatte. »Es hängt hinter dir an der Wand.« Er musterte mich einen Augenblick und fügte hinzu: »Gibt es jemanden in deinem Leben, den du dringend anrufen musst?« Ich hob eine Braue. »Würde das etwas ändern?« Er spannte sich fast unmerklich an. »Natürlich.«
»Ich dachte, Hengste würden sich einen Harem halten?« »Ja, aber anders als bei unseren tierischen Ebenbildern sind für uns Gestaltwandler die Frauen anderer Hengste tabu.« »Ach was.« Ich trank einen Schluck Kaffee und ließ ihn eine Weile zappeln. »Wie viele Frauen gehören denn zu deiner Herde?« »Es waren vier, bevor ich gefangen genommen wurde.« »Eine schöne, gerade Zahl.« Er sah mich erstaunt an. »Das scheint dich nicht sonderlich zu schockieren.« »Werwölfe haben ebenfalls mehrere Partner, zumindest solange wir unseren Seelenverwandten noch nicht gefunden haben.« »Und im Moment?«
»Ich gehe mit verschiedenen Männern aus, und davor hatte ich bis zu fünf Partner.« Allerdings nicht alle gleichzeitig. Männliche Werwölfe verstanden absolut keinen Spaß, wenn es darum ging, eine Frau zu teilen. »Und wenn du deinen Seelenverwandten gefunden hast?« »Dann werden wir monogam.« »Da seid ihr anders als wir Hengste.«
Das war eine Warnung. Eine zarte, aber dennoch unmissverständliche Warnung. Ich lächelte. »Wenn ich mich dauerhaft auf einen Partner einlasse, ist es ein Mann meiner eigenen Rasse. Ich möchte eines Tages Kinder haben.« Obwohl mir
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