Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
einen so wundervollen Fick sofort eingehen.«
Ich lächelte. »Nun, der Fick möchte lieber warten, bis die Gefahr vorbei ist.« »Was für eine Schande.« »Das könntest du ruhig etwas aufrichtiger sagen.« Sein leises Lachen verursachte mir Gänsehaut. Er beugte sich über die Arbeitsplatte und küsste mich verführerisch und genüsslich. »Wie viel aufrichtiger möchtest du es denn noch?«, fragte er nach einer Weile.
»Ich glaube«, antwortete ich heiser und räusperte mich, »das genügt für den Moment.« »Bist du sicher, dass ich dich nicht umstimmen kann?« Im Gegenteil. Ich war mir sicher, dass er es konnte. Glücklicherweise versuchte er es nicht. »Ja. Also, wer ruht sich zuerst aus?« »Nun, da ich sowieso nicht schlafen kann, ehe sich gewisse Körperteile beruhigt haben, ist es wahrscheinlich besser, wenn ich die erste Schicht übernehme.« Ich sah ihn erstaunt an. »Wie dringend brauchen diese Körperteile denn Beruhigung?«
»Sehr dringend.« Er trat zurück, und ich sah den Hengst in all seiner Pracht. Mein Mund wurde ganz trocken. Offenbar war er vorhin nicht einmal halbwegs erregt gewesen. Mein Gott, war der Kerl groß. »Du hast recht«, sagte ich. »Solange das da herumhängt, dürftest du wohl kaum Schlaf bekommen.« »Wenn es nur herumhängen würde. Dann wäre es kein Problem.« Er verzog den Mund zu einem Grinsen, und um seine schokobraunen Augen bildeten sich kleine Lachfältchen. »Verschwinde, bevor die Versuchung zu groß wird.«
Ich verschwand. Ein paar Stunden Schlaf würden nicht reichen, damit ich mich erholte, doch es war besser als nichts. Später tauschte ich mit Kade und trank die nächsten anderthalb Stunden Kaffee und schlich durch das Haus. Aber ich konnte weder etwas wittern noch etwas hören. Es war niemand in der Nähe.
Vielleicht hatte ich mich in den Orsinis getäuscht. Vielleicht konnten sie uns nicht so gut verfolgen, wie ich gedacht hatte. Ich machte mir noch einen Kaffee, lehnte mich an die Arbeitsplatte und starrte aus dem Küchenfenster, während ich mir die Hände an dem Becher wärmte. Sonnenflecken tanzten über das gelbe Gras, und im Schatten des Zauns wogten Narzissen. Der Wald dahinter lag im Dunkel, doch gelegentlich fiel etwas Sonnenlicht durch die Blätter und warf grüne und goldene Lichter auf die Baumstämme.
Nichts und niemand rührte sich dort draußen. Nichts und niemand rührte sich im Haus. Und dennoch … Ich hatte ein ungutes Gefühl, und ich wusste nicht, warum.
»Wieso machst du so ein nachdenkliches Gesicht?«
Ich zuckte leicht zusammen und blickte mich um, als Kade den Raum betrat. »Ich habe gerade gemerkt, dass ich das ganze Kaffeepulver aufgebraucht habe. Das ist für einen Menschen, der so abhängig ist wie ich, sehr traurig.« Er blieb hinter mir stehen, legte einen muskulösen Arm um meine Taille, drückte seinen Körper gegen meinen, beugte sich vor und küsste mein Ohr. »Das ist wirklich sehr traurig«, flüsterte er, sein Atem strich warm über meine Haut. »Soll ich dich aufmuntern?« Ein Lächeln zuckte um meinen Mund. »Du bist so unersättlich wie ein Wolf während der Mondhitze.«
»He, ich bin ein geiler Hengst, der seit über zwei Monaten keinen Sex mehr hatte, und ich stehe hinter einer Frau, die ziemlich attraktiv und so gut wie nackt ist. Was erwartest du?« »Vielleicht ein bisschen Selbstbeherrschung, bis wir in Sicherheit sind?« »Ich beherrsche mich, Honey. Glaub mir.« Er küsste zärtlich meinen Rücken, so zart wie ein Schmetterling. Es war unglaublich erregend. »Also, woran hast du gedacht, als ich hereingekommen bin? An einen Liebhaber?«
»Nein.« »Aber es gibt einen Liebhaber, der dir Kummer bereitet, stimmt’s?« »Ja.« Ich drehte mich um und sah ihn an. »Wie kommst du darauf? Bist du ein Telepath?« Und wenn er einer war, wie schaffte er das? Quinn, der Liebhaber, den ich bereits erwähnt habe, konnte es nicht, und dabei war er nicht nur einer der mächtigsten Vampire, denen ich je begegnet bin, sondern dazu einer der größten Telepathen.
»Nein, Telekinet. Aber ich bin sehr gut darin, die Gedanken von Frauen zu lesen.« Ich hob eine Braue. »Nur von Frauen?« Er lächelte diabolisch. »Männer interessieren mich nicht.« Das würde meinem Bruder nicht gefallen. »Und was meinst du aus meiner Miene gelesen zu haben?« »Bedauern.«
Er war gut. Obwohl ich nicht direkt an Quinn gedacht hatte, waren diese Gedanken immer da, lungerten irgendwo in meinem Hinterkopf herum und warteten darauf
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