Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Kade musterte mich von oben bis unten und ließ den Blick auf meinen Lippen ruhen. Er lächelte. »Soll ich die Prellung mit einem kleinen Kuss lindern?« »Rhoan hat mir das Küssen momentan verboten.« »Wie schade. Aber ich bin zu Kompromissen bereit und küsse auch gern andere Stellen.«
»Danke«, erwiderte ich trocken, »aber ich glaube, das ist jetzt nicht der richtige Moment, um über Kompromisse zu reden.« »He, ich bin flexibel.« »Genug«, sagte Jack barsch. »Packt eure Sachen, Leute. Machen wir, dass wir hier wegkommen, solange wir noch können.«
»Wohin wollen wir? Wenn sie uns auch hier gefunden haben, muss ihr Informant sehr nah bei der Direktorin sitzen.« Rhoan kam aus der Küche und reichte mir eine Packung Eis. »Denn entweder haben wir einen Maulwurf im System, oder Riley und Kade haben einen Peilsender an sich.«
Ich hob die Brauen. »Habt ihr das denn nicht überprüft?« »Wir haben euch beide gescannt«, erklärte Jack. »Aber vielleicht haben sie etwas entwickelt, das von den Scannern nicht erkannt wird.« Sein Ausdruck verfinsterte sich noch mehr. »Rhoan, überprüfe du Riley noch einmal. Kade, wir untersuchen dich.«
Rhoan deutete auf eines der Schlafzimmer. Ich folgte ihm und schloss die Tür hinter mir. Jeder in dieser Wohnung hatte mich wohl zum einen oder anderen Zeitpunkt schon einmal nackt gesehen, aber in diesem Moment wollte ich mich nicht vor ihnen entblößen.
»Also«, sagte er, »erzähl mir von dem Treffen, über das Jack so unglücklich ist.« Während er mich nach Wanzen absuchte, klärte ich ihn auf. »Jack hat keine Ahnung. Das Blue Moon ist sicher. Du musst nur auf Misha achtgeben. Vertrau ihm nicht. Unter gar keinen Umständen.« »Nein.« Ich zögerte. »Wieso meinst du, dass der Maulwurf sich in der Nähe der Direktorin aufhält?« »Weil sie als Einzige wusste, wo wir sind.«
»Spricht das nicht womöglich für die Direktorin selbst?« Nur, dass sie wahrscheinlich weder ihren eigenen Bruder noch die Organisation verraten würde, die sie aufgebaut und bereits geleitet hatte, als ich noch gar nicht auf der Welt war. »Sie ist es ganz sicher nicht. Aber es könnte jemand sein, der Zugang zu ihrem Büro hat und dort ein Gespräch mit angehört hat.«
»Was ist mit Gautier?« Ich musste mich schon schütteln, wenn ich nur seinen Namen aussprach. Gautier mochte zwar der Topwächter der Abteilung sein, aber er war ein widerlicher Kerl, ein Mörder, und ich vermutete, dass er obendrein ein Psychopath war.
»Er steht der Direktorin nicht sonderlich nahe.« »Aber ich wette, dass sein direkter Vorgesetzter das tut.« »Das spielt keine Rolle. Wer auch immer der Maulwurf ist, arbeitet offenbar bereits sehr lange bei der Abteilung. Es muss jemand sehr Erfahrenes sein, jemand, von dem man es nie vermuten würde.« »Erstellt doch einfach eine Liste von Leuten, die ihr normalerweise niemals verdächtigen würdet, und beobachtet sie.«
»Das ist schwierig, weil wir nicht wissen, wem wir überhaupt noch trauen können.« Richtig. »Können wir nicht einfach beobachten, mit wem Gautier spricht?« »Gautier ist schlau. Das würde er merken.« Rhoan blickte mich an. »Außerdem ist er im Moment bei einem Auftrag im Norden. Den ganzen letzten Monat bereits. Mit dieser kleinen Episode hat er nichts zu tun.«
Das erklärte, wieso ich ihn länger nicht getroffen hatte. Ich dachte, ich hätte einfach nur Glück gehabt. »Was ist mit Alan Brown?« »Der ist absolut gerissen und hat mit Sicherheit Dreck am Stecken, aber mit dieser Angelegenheit hat er ebenfalls nichts zu tun.« »Aber er hat doch Gautiers Eintritt in die Abteilung beschleunigt, oder?«
»Ja, aber wir glauben, dass er dazu gezwungen wurde. Brown wird erpresst.« Ich hob die Brauen. »Weiß irgendjemand von seiner Vorliebe für Prostituierte?« »Dabei geht es wohl eher um seine Vorliebe für Glücksspiele.« Rhoan lehnte sich mit einem Stöhnen zurück. »Ich kann nichts an dir entdecken, das nach einer Wanze aussieht.«
Gut. Zumindest hatte ich keine Probleme angeschleppt und die anderen in Gefahr gebracht. »Wenn ihr wisst, dass er erpresst wird, dann müsst ihr doch auch herausfinden können, von wem.« Er stand auf und verzog das Gesicht. »Wenn das nur so einfach wäre.« »Belastendes Material?« »Gibt es nicht.« »Wieso nicht?«
»Brown ist listig wie ein Fuchs. Wir sind sicher, dass er jemand mit Informationen füttert, aber wir können nicht herausfinden, wen oder was.« »Überwacht ihr ihn denn
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