Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Widerstand war gebrochen. Kellen war vielleicht ein Werwolf, aber man konnte Kade absolut nicht als minderwertigen Liebhaber bezeichnen. »Wenn Jack mich am Arsch kriegt, weil ich zu spät komme, streiche ich dich von der Liste meiner Liebhaber.«
Er lachte. »Vertrau mir, Jack wird nicht einmal in die Nähe deines reizenden Hinterns kommen. Ich verspreche dir, dass ich jeden verscheuche, der sich in deine Nähe wagt.« Ich stellte mir auf einmal vor, wie er selbst neue Verehrer davonjagte und schnaubte leise. Vielleicht war das keine so gute Idee. »Eine halbe Stunde. Nicht mehr und nicht weniger.« »Abgemacht.« Er hauchte einen Kuss auf meine Lippen und zog mich hinüber zum Bett.
Ich muss zugeben, dass der Mann das Beste aus einem Einzelbett herauszuholen wusste. Er bewies, dass er recht hatte und ich tatsächlich noch nie anständig in einem Einzelbett geliebt worden war.
Gut vierzig Minuten später begleitete er mich den Flur hinunter zum Badezimmer, wo Liander sich eingerichtet hatte. Als wir dort ankamen, gab er mir einen Kuss, mit dem er mich eindeutig noch einmal erregen wollte.
Was ihm auch gelang.
»Wir setzen unsere kleine Unterhaltung später fort«, sagte er und ging fröhlich pfeifend davon.
Ich stieß die Luft aus, öffnete die Tür und trat hinein. Rhoan und Liander lehnten an einer Kabinenwand und fummelten miteinander herum. »Soll ich später wiederkommen?«, fragte ich trocken. Rhoan keuchte und grinste mich breit an. »Dein Timing könnte besser sein, aber wir heben uns das auf.« »Sicher?« »Nein, aber Jack bringt uns um, wenn wir zu spät kommen.« Er kniff Liander in den Hintern und trat zur Seite.
Liander sah mir mit amüsiertem Blick in die Augen. »Außerdem macht es mir fast so viel Spaß, dich herzurichten, wie herumzufummeln.« »Du scheinst aber ein trauriges Sexleben zu haben.« »Nun, dein Bruder könnte den einen oder anderen Tipp vertragen, aber he, er ist lernfähig.«
Rhoan verschränkte die Arme und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. »Pass auf, was du sagst. Sonst könnte ich mit meinen angeblich so unterentwickelten Talenten woanders wuchern.« Liander schnaubte verächtlich. »Das machst du doch sowieso.« »Aber, aber Jungs«, unterbrach ich, als ein Streit drohte. »Erst die Arbeit, dann die Beziehungskrise.« »Nein«, korrigierte Rhoan mit verschmitztem Ausdruck. »Erst die Arbeit, dann der Sex, dann die Beziehungskrise. Bring nicht die Reihenfolge durcheinander.«
»Entschuldige«, erwiderte ich trocken. »Also, steht schon fest, was wir diesmal aus mir machen?« Das letzte Mal, als Liander mich verkleidet hatte, war eine Albinoprostituierte aus mir geworden. Für ein gehobenes Essen war das vielleicht nicht gerade das passende Styling. Liander warf mir eine kleine Flasche Lavendelgel zu. »Dusch zuerst damit. Es überdeckt zwölf Stunden deinen Körpergeruch.«
Als ich zur Dusche ging, war ich erleichtert. Wenn der Werwolf, der mich im Zuchtlabor missbraucht hatte, dort war, würde er mich zumindest nicht am Geruch erkennen. Nachdem ich mich gewaschen hatte, nahm ich auf dem Stuhl Platz, den Liander aus einem der Büros geholt hatte und ließ ihm freie Hand.
»Quinn ist einmal mit einer Truppe scharfer braunhaariger Schönheiten fotografiert worden«, erklärte Liander, als er begann, Haut und Haare zu färben. »Das nehmen wir als Vorbild.« »Lässt sich die Pampe leicht wieder auswaschen?«, fragte ich und sah erschrocken zu, wie meine rotgoldenen Haare die Farbe von Schokolade oder Haselnüssen annahmen. »Ja. Vertrau mir.«
Ich vertraute ihm, aber das minderte nicht den Schock. Schließlich liebte ich meine Haare. Liebte ihre Farbe. Es war überaus unangenehm, mit ansehen zu müssen, wie sie auf einmal braun wurden. Aber es war verblüffend, was eine andere Haarfarbe, blaue Kontaktlinsen und ein bisschen ausgefallene Schminke ausmachten. Das war nicht mehr ich dort im Spiegel. Das war jemand anders. Jemand, der scharf genug war, um an der Seite eines milliardenschweren Playboys aufzutauchen.
»Wow«, sagte Rhoan und sprach damit meine Gedanken laut aus. »Wir sind noch nicht fertig.« Liander hielt zufrieden ein Stückchen feuerroten Stoffs hoch. »Jetzt das Kleid.« Ich warf ihm einen leeren Blick zu. »Das ist kein Kleid. Das ist ein Stoffschlauch.« »Dieser Schlauch ist der letzte Schrei in Sachen Abendmode und kostet ein Vermögen.« »Deshalb gefällt er mir trotzdem nicht.« »Du wirst hinreißend darin aussehen.« »Ich werde wie
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